Oberliga

Der Zug wird wieder krachend gebremst: „Das Ergebnis zeigt, wo die Schwächen sind“

15. September 2023, 23:46 Uhr

Die TuS Dassendorf bejubelt den souveränen 3:0-Erfolg beim ETSV Hamburg. Auch dank Doppeltroschütze Sven Möller (2. v. re.). Foto: noveski.com

In dem Moment, als er und seine Mannschaft den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feierten und den ungeschlagenen Durchmarsch in die Oberliga perfekt machten, übermittelte Jassi Huremovic unter anderem auch eine kleine Kampfansage: „Ich habe selbst in Dassendorf gespielt und höchsten Respekt vor dem, was die über Jahre hinweg mit einer beeindruckenden Konstanz machen. Aber ich sage es ganz ehrlich: Im zweiten Jahr möchte ich nicht nach Dassendorf fahren und froh sein, wenn ich Unentschieden spiele!“ Eine Botschaft, die durchaus als Herausforderung an den Hamburger Serienmeister zu verstehen ist. Nimmt man das erste Aufeinandertreffen im ersten Jahr nach dem Aufstieg als Gradmesser (alle Highlights im LIVE-Ticker), dann steht dem ETSV Hamburg aber noch ein ganz großer Weg bevor!

Ausgeguckt, verladen und ganz cool verwandelt: Martin Harnik (li.) schickt Elian Clasen ins falsche Eck. 0:1! Foto: noveski.com

Soeben hatte Schiedsrichter Jarno Wienefeld (VfL Lohbrügge) die Nachspielzeit von drei Minuten angezeigt und angekündigt, da merkte man an der Reaktion der Spieler beider Mannschaften, dass man sich diese 180 Sekunden gerne ersparen würde. „Soll ich abpfeifen?“, fragte Wienefeld die Protagonisten beider Seiten. Die Antwort war klar – und sofort hatte der Unparteiische ein Erbarmen. Vor allem mit den Hausherren. Das Spiel war aus und aus den Boxen am Mittleren Landweg ertönte lautstark der Ballermann-Hit: „Der Zug hat keine Bremse!“ Doch in Wirklichkeit wurde die Eisenbahn schon wieder ausgebremst. Und zwar ziemlich krachend.

Kalk sucht vergeblich nach einer Kiste und einem Clubheim

Oliver Doege (Mi.) ist als erster Gratulant bei Harnik. Foto: noveski.com

Die Pressekonferenz wollte Sebastian Kalk im Anschluss an die 90 Minuten nicht crashen, sondern lediglich eine „Kiste“ für sein Team zur Feier über den hochverdienten 3:0-Sieg am Mittleren Landweg organisieren. Nur wo? Dassendorfs Ersatz-Torwart wurde ins Vereinsheim geschickt. Doch dort war tote Hose! „Ist ja nicht so, dass ich die nicht auch bezahlen würde“, flachste Kalk, dessen Mühen vergebens waren. Das Bier zauberten die Verantwortlichen der TuS letztlich woanders her – und so konnte dann doch noch auf den Erfolg angestoßen werden.

Gruhne muss keinen Ball halten - Doppelschlag trifft ETSV hart

Die endgültige Entscheidung: Sven Möller (re.) veredelt einen tollen Spielzug zum 3:0 und macht seinen Doppelpack perfekt. Foto: noveski.com

Tote Hose herrschte von Seiten der Eisenbahner auch lange Zeit auf dem Platz. Die einzigen nennenswerten „Möglichkeiten“ während der 90 Minuten: Ein 25-Meter-Schuss von Marcel Andrijanic, der das linke Toreck schlussendlich ziemlich deutlich verfehlte (65.), und die durchaus größere Gelegenheit für Alexandar Mucunski, der nach einer Vorlage von Aktivposten Lesley Karschau in aussichtsreicher Position aber eher die S-Bahn-Station am Mittleren Landweg ins Visier nahm (86.). Bezeichnend! Obwohl die Cholevas-Kicker nach der Pause etwas aktiver und mutiger agierten – Chancen konnte man sich keine erspielen. So musste TuS-Torwart Christian Gruhne nicht ein einziges Mal ernsthaft eingreifen!

Dassendorf ließ in der ersten Halbzeit den Ball gut laufen, fand aber lange Zeit auch nicht die Lücke in der kompakten Defensive des ETSV. Doch dann brachte ein Doppelschlag die „Wendelwegler“ auf die Siegerstraße. Zunächst verwandelte Martin Harnik einen von Karschau, der sich in jener Szene überhaupt nicht beschwerte, an Ashton Götz verursachten Foulelfmeter ganz souverän (41.). Dann veredelte Sven Möller einen tollen Spielzug über Len Aike Strömer und Mattia Maggio (43.). Der ebenfalls in guter Position befindliche Harnik blieb in jener Situation clever weg.

Maggio verpasst Vorentscheidung, "Mölli" macht alles klar

Niedergeschlagene Eisenbahner (li.), freudestrahlende Dassendorfer. Sven Möller (3. v. re.) ballt nach seinem Treffer zum 3:0-Endstand jubelnd die Siegerfaust. Foto: noveski.com

In der 58. Minute schlug TuS-Trainer Thomas Seeliger die Hände vor den Kopf und musste befürchten, dass sich das Auslassen eines doppelten „Hundertprozenters“, wenn nicht sogar mehr, noch würde rächen können. Nach einer Balleroberung von Maximilian Ahlschwede ging es ganz schnell. Über Oliver Doege und Harnik kam die Kugel zu Maggio, der völlig freistehend erst kläglich an Elian Clasen scheiterte und das Runde auch im Nachsetzen nicht im völlig verwaisten Eckigen unterbringen konnte, sondern Yannick Siemsen auf der Linie „anpiekte“. Doch letzten Endes konnte der ETSV keinerlei Gefahr ausstrahlen. Und so machte „Mölli“ per Doppelpack alles klar. Wieder nach einem sehenswerten Spielzug, einem genialen Harnik-Ball, einem vor Stanley Owusu an das Leder kommenden Eyke Kleine und dem Auge von Tolga Celikten (79.)!

Der Abpfiff war schlussendlich eine Erlösung für den ETSV, der nun auf das Rückspiel oder das vom urlaubenden Liga-Manager Huremovic angesprochene zweite Jahr in der Oberliga hoffen muss. Doch dann muss eine deutliche Leistungssteigerung her.

Wie haben Aki Cholevas (ETSV Hamburg) und Thomas Seeliger (TuS Dassendorf) das Spiel gesehen? Hier gibt's die PK im Video!

Autor: Dennis Kormanjos

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