Oberliga

Veni, vidi, Victoria: Erste Oberliga-Pleite seit August für Teutonia – „Das war diesmal von der Qualität her zu wenig“

28. Februar 2020, 23:08 Uhr

Klaas Kohpeiß (Mi.) avancierte mit seinem goldenen Tor zum Matchwinner und ließ sich von seinen Teamkameraden feiern. Foto: Küch

Der Knall war unüberhörbar – und mit ihm auch der Frust. Dino Fazlic malträtierte nach dem Spiel des FC Teutonia 05 beim SC Victoria (Hier gibt’s die Parte zum Nachlesen im Live-Ticker) einmal kurz die Werbebande im Stadion an der Hoheluft. Nein, der 28-Jährige war in diesem Moment alles andere als zufrieden. Und man konnte es dem 28-Jährigen aber auch nicht verdenken, schließlich hatten er und seine Teamkollegen soeben einen Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft in der Oberliga erlitten. Mit 0:1 hatten die Teutonen als Verlierer den Platz verlassen – und das, wo die Mannschaft dieses Gefühl in den letzten Wochen und Monaten eigentlich doch gar nicht mehr kannte. Zumindest nicht in der Meiserschaft. „Das muss irgendwann im August des letzten Jahres gewesen sein“, antwortete Fazlic auf die Frage, wann „T05“ denn letztmalig in der Liga verloren habe, und ließ seiner Sicht der Dinge nicht nur im Video-Interview (siehe Text) freien Lauf.

Hartes Duell um den Ball: Andre Monteiro Branco (li.) vs. Deran Toksöz. Foto: Küch

Doch zuerst zur Aufklärung: So falsch lag Fazlic mit seiner Einschätzung nicht. Das letzte Meisterschafts-Spiel, in dem Teutonia unterlag, datiert vom 4. August 2019. Damals verlor die Mannschaft von Trainer Sören Titze bei der TuS Dassendorf mit 1:3. „Ich glaube, in den ersten fünf Ligen in Deutschland waren wie die einzige Mannschagft, die so lange ungeschlagen war. Das ist auch eine Leistung, die man dieser Truppe hoch anrechnen muss. Die Liga ist schließlich auch nicht schlecht. Dass wir so lange ohne Niederlage geblieben sind, spiegelt die Qualität der Mannschaft wider“, konstatierte der Kapitän des Tabellenzweiten und ergänzte: „Wir haben über die komplette Saison bis jetzt ein halbes Jahr lang gezeigt, dass wir diese Qualität haben. So eine Serie kommt ja auch nicht von irgendwo her.“ Recht hat er – doch an der Hoheluft ging's nun eben schief. „Wir haben nichts Zählbares erreicht. Auch wenn es eine Floskel ist: Im Fußball geht es im Endefrekt ums Toreschießen. Und wir haben heute keins geschossen“, so der 28-Jährige.

Teutonias Dino Fazlic im Video-Interview

Fazlic: „Ich glaube, in den ersten fünf Ligen waren wie das einzige Team, das so lange ungeschlagen war“

Teutonia-Keeper Yannick Zummack (li.) bringt Vickys Ian-Prescott Claus (Mi.) zu Fall... Foto: Küch

Das mit dem Tor gelang dafür dem SCV. Allerdings auch erst nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit: Julian Schmid setzte sich rechts durch, legte die Kugel in den Strafraum ab und fand dort Klaas Kohpeiß, der das Spielgerät trocken und humorlos unten rechts vom Schützen aus gesehen im Teutonen-Tor versenkte (61.). Keeper Yannick Zummack konnte nichts ausrichten, verhinderte dann aber nach 84 Minuten, dass sich die Gäste noch einen zweiten Treffer einfingen: Nachdem er zuvor Ian-Prescott Claus im Strafraum zu Fall gebracht hatte und Referee Jarno Wienefeld (VfL Lohbrügge) dafür auf den Elfmeterpunkt zeigte, kam Zummack an Claus' Strafstoß noch heran und lenkte das Leder mit seinen Fingern an die Latte, von wo aus die Kugel wieder ins Feld spang. Die Chance für Vicky, endgültig alles klar zu machen, war dahin – und so mussten die Hoheluft-Kicker inklusive Nachspielzeit noch zehn Minuten zittern, ehe der dreifache Punktgewinn feststand. Beinahe hätte der eingewechselte Felix Vobejda nach 89 Minuten sogar noch den Ausgleich erzielt, setzte seinen Schuss aus rund zehn Metern aber eine Etage zu hoch an. „Ein Unentschieden“, befand Teutonen-Trainer Sören Titze später, „wäre nicht unverdient gewesen.“

So aber blieb es bei der Niederlage – und Dino Fazlic war schon wenige Minuten nach Spielschluss in die Analyse der Begegnung eingestiegen. „Wir haben manche Schüsse einfach abgefeuert, ohne mal in die Ecken zu gucken und sie zu platzieren – obwohl das Qualitätem sind, die wir eigentlich haben. Diesmal war das von der Qualität zu wenig. Die Chancen hatten wir, aber wir haben zu wenig daraus gemacht“, befand der Spielführer der Gäste-Equipe und fasste treffend zusammen: „Wenn du die Dinger vorne nicht machst, wirst du hinten eben unter Druck gesetzt, Vicky ist auch keine Mannschaft von nebenan. Die haben das zum Teil richtig gut gemacht. Am Ende sind wir in ein paar Konter hereingelaufen – aber das ist normal, wenn du aufmachst. Für uns war es ein gebrauchter Tag.“ Aber eigentlich doch gar nicht so schlimm, weil außer dem Club von der Kreuzkirche so oder so kein anderer Hamburger Oberligist für die Regionalliga melden wird – oder!? „Das ist nicht unser Anspruch. Die Qualität, die wir in unserer Mannschaft haben müssen wir zeigen und – bei allem Respekt vor den anderen Teams der Liga – mit dem Anspruch an die Sache herangehen, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Das können wir. Wir sind jetzt nicht hier, um die letzten Spiele einfach ausklingen zu lassen“, verdeutlichte Fazlic.

Ein Zugang aus den USA: Hägler bis Juni im Teutonia-Trikot

... parierte aber den anschließenden Strafstoß. Foto: Küch

Dessen Coach übrigens brachte in der 76. Minute auf Seiten seiner Schützlinge vor den 301 Zuschauern an der Hoheluft einen Debütanten in die Partie: Daniel Hägler. „Er trainiert bereits seit Januar bei uns mit und hält sich ein halbes Jahr lang fit. Wir nutzen das. Er hat im Training einen guten Eindruck gemacht und war jetzt soweit“, sagte Titze über den 23-Jährigen, der aus München kommt, in seiner Jugend für den FC Bayern spielte und dort auch im Kader der „Zweiten“ stand. Danach machte er bei Wacker Nordhausen und dem Wuppertaler SV Station, ehe er in die USA zu den Monroe Mustangs wechselte. „Seine Freundin studiert hier in Hamburg, die besucht er jetzt für ein halbes Jahr. In den USA ist die Saison bereits zu Ende. Er bleibt bis Juni bei uns“, erklärte Titze nach dem Schlusspfiff über den Zugang und fügte hinzu: „Es ist ein Glücksfall, dass wir nochmal für ein halbes Jahr einen Spieler dazubekommen.“ Nach Ablauf dieser Zeit werde Hägler (Titze: „Er hatte im Spiel einige gute offensive Akzente“) dann wieder in die USA zu seinem jetzigen Verein zurückkehren.

Jan Knötzsch

Die Stimmen der beiden Trainer auf der Pressekonferenz im Video:

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