Bezirksliga Ost

„Ich sehe für uns in der neuen Saison keine Konkurrenz“

16. Juli 2020, 09:00 Uhr

Dieser Spaß hat dir, das hattest du uns schon beim letzten Gespräch erzählt, bei United auf dem Feld gefehlt. Warum?

Schirosi: Für mich war klar: Wenn Jassi Huremovic (Hamms Manager, der zum ETSV wechselt, Anm. d. Red.) geht, dann gehe ich auch. Aber selbst, wenn er geblieben wäre, stand für mich zu 90, 95 Prozent fest: Ich werde Hamm United nach der Saison verlassen. Ich habe mit dem Trainer nicht mehr auf einer Wellenlänge gelegen. Meiner Meinung nach habe ich von Sidnei Marschall zu wenig Wertschätzung erfahren. Diese Wertschätzung brauche ich aber. Wer den Spieler „Schiro“ bekommt, der weiß, was er bekommt: Ich gebe immer alles für den Verein und für die Mannschaft, aber du kannst mich nicht einsperren.

Also ist aus deiner Sicht Sidnei Marschall der Schuldige, dass du keinen Spaß mehr beim HUFC hattest?

Außer dem ETSV und dem Hetlinger MTV sei in diesem Sommer kein Verein für ihn interessant gewesen, erklärt der Mittelfeldspieler. Foto: Bode

Schirosi: Er war sicher nicht der einzige, aber für mich ein tragender Grund. Er hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich nur noch wenig Spaß hatte. Aber ich bin keiner, der einem anderen allein die Schuld gibt. Es liegt auch an einem selbst. Das sind Umstände, die dazu beitragen und die man nicht außer Acht lassen sollte.

Warum wechselt jemand mit deinem Können dann von der Ober- in die Landesliga?

Schirosi: Ich muss offen zugeben: Zum ETSV bin ich wegen Jassi (Huremovic, Anm. d. Red.) gewechselt. Allerdings: Die anderen Vereine, die sich bei mir gemeldet haben, waren Clubs, mit denen ich mich bis auf eine Ausnahme nicht ansatzweise auseinandergesetzt habe.

Welcher Verein war das?

Schirosi: Der Hetlinger MTV. Die spielen quasi direkt um die Ecke von meinem Wohnort Wedel. Ich kenne Trainer Burak Bayram und Michael Kirmse, der dort die Fußball-Abteilung leitet. Hetlingen hatte mich kontaktiert und ich habe überlegt. Der Verein hat in seiner Liga ähnliche Pläne wie der ETSV in der Ost-Staffel – nur die Größenordnung bei den Clubs ist ein bisschen anders. Letztlich habe ich mich aber dagegen entschlossen, in Heltingen anzuheuern. Ich wohne zwar noch in Wedel, möchte aber dort wegziehen. Da bringt es nichts, wenn ich dann bei Hetlingen zusage, irgendwann umziehe und dann feststelle, dass ich die Strecke dort hin und den Aufwand nicht auf mich nehmen kann. Also habe ich mich für den ETSV entschieden und möchte mit dem Verein aufsteigen.

Lass uns abschließend, auch wenn der Startzeitpunkt noch offen ist, voraus blicken: Welche Überschrift über dich und den ETSV wäre deine Wunsch-Schlagzeile nach dem Ende der Spielzeit 2020/2021?

Der Italiener verrät zudem, in welche Schublade er immer wieder gesteckt wird und warum ihn genau dies stört. Foto: Bode

Schirosi: Für den Verein würde ich es cool finden, wenn in der Überschrift etwas mit dem Wort „Aufstieg“ steht. Was mich persönlich angeht, würde ich es schön finden, wenn es in der Überschrift heißt: Alessandro Schirosi hat einen großen Teil zu diesem Aufstieg beigetragen. Damit meine ich jetzt nicht unbedingt Tore oder Torvorlagen, die ich natürlich gerne mitnehme, wenn es so kommt. Mir ist aber noch etwas anderes wichtig: Ich möchte meinen Teil als Führungsspieler auch auf menschlicher Ebene dazu beitragen. Es wäre schön, wenn die Leute am Ende sagen würden: „Schiro“ hat die Mannschaft als Typ bereichert und geführt. Bisher habe ich immer zu hören bekommen: Der Schirosi ist ein guter Fußballer, aber im Kopf nicht klar, sondern ein Verrückter. Das ist so, seit ich 18 Jahre alt bin. Ich bin seitdem immer in diese Schublade gesteckt worden und irgendjemand hat den Schlüssel weggeworfen, so dass ich aus der Schublade nicht mehr rauskomme. Das Bild über mich war also immer schon von vornherein vorgefertigt. Ich stehe dazu, dass ich in meiner Karriere sicher nicht immer alles richtig gemacht habe, aber ich habe mich im Laufe der Jahre als Mensch auch weiterentwickelt.