Trotz mäßiger Leistung – BU mit Kantersieg

Mazrekaj: „Haben eben ein Jahr unsere Erfahrungen gesammelt“

26. März 2017, 18:57 Uhr

Auch wenn der Klub Kosova das Spiel lange offen halten konnte: Am Ende ging der Vorletzte der Oberliga in Wilhelmsburg gegen BU mit 1:5 unter. Foto: Mathias Merk

Insgesamt sechs Buden und ein Kantersieg für BU, aber trotzdem war das, was auf dem Platz zu sehen war, alles andere, als ein fußballerischer Leckerbissen, weshalb Barmbeks Trainer Frank Pieper-von Valtier trotz des klaren 5:1-Auswärtssieges bei Kosova auch etwas zu kritisieren hatte: „Es ist zwar doof, wenn du so hoch gewinnst und jammerst. Aber wir müssen uns den Vorwurf machen, nicht genug investiert und zu wenig Laufbereitschaft gezeigt zu haben.“ Dennoch gab es mit Tolga Odabas einen Matchwinner, der über seine drei Scorerpunkte sehr glücklich war: „Das ist das erste Mal, dass ich für BU einen Doppelpack erzielt habe“, freute sich der Mittelfeldakteur, was Kosova-Trainer Arton Mazrekaj jedoch nicht gefallen haben dürfte, der nach dem Spiel „realistisch“ auf die letzten noch ausstehenden acht Spiele schaute....

Kosova (rot/schwarz) versuchte gut zu verteidigen, kassiert aber trotzdem fünf Tore. Foto: Mathias Merk

Beim Klub Kosova lief es bereits vor dem Anpfiff etwas unglücklich, als sich Verteidiger Burhan Bedrolli beim Warmmachen am Oberschenkel verletzte und nicht auflaufen konnte. Nächster Rückschlag für den Tabellenvorletzten, der sowieso schon vom Verletzungspech verfolgt wird. Außerdem musste das Spiel eine gute Viertelstunde später angepfiffen werden, da das Computersystem nicht mitmachte und keine Mannschaftsaufstellungen ausgedruckt werden konnten, die Schiedsrichter Björn Krüger jedoch einforderte, bevor er das Spiel anpfiff.

Vom ersten Moment an gestalteten die Gäste das Spiel sehr abgeklärt und souverän, scheiterten jedoch häufig an der gut geordneten Defensive der Hausherren, die ihrer Arbeit zwar gekonnt nachgingen, aber dennoch einen frühen Gegentreffer hinnehmen mussten. Dieser kam nach einem Elfmeter zustande,den Patrick Fernandes Silva verursachte, als er am linken Pfosten den Ball ins Toraus, dabei aber auch in den einschussbereiten Mohamed Labiadh hinein grätschte. Tolga Odabas legte sich schließlich den Ball zurecht und scheiterte mit seinem Schuss an Keeper Denis Dowideit, der den Strafstroß gut parierte. Allerdings reagierte Odabas gedankenschnell und setzte den Nachschuss zum 1:0 für die Gäste unter die Latte (10.)! Doch wer nun annahm, dass diese Partie eine ganz klare Richtung nehmen würde, sah sich schnell getäuscht, da Kosova im weiteren Verlauf besser ins Spiel fand. Dies führte auch dazu, dass die Barmbeker immer mehr in die eigene Hälfte zurückgedrängt wurden. Pieper dazu: „Wir machten es uns ab der 20. Minute selber schwer. Wir sind nicht mehr so gut gelaufen, wie vorher und waren im Spiel nach vorne nicht mehr so klar und zielstrebig. Wir hätten die Partie schon viel früher auf unsere Bahn bringen müssen.“ Stattdessen vergaben beispielsweise Mert Kepceoglu mit einem Schuss über die Latte, Visar Galica per Kopfball nach einer Ecke und Patrick Smereka, der den Ball volley in die Arme von Kaspars Plendiskis schoss, beste Chancen. Es ging mit einem knappen Vorsprung für die Gäste in die Kabine, die zum Wiederanpfiff bereits ihr Wechselkontingent ausschöpften, da sie verletzungsbedingt in der achten Minute Hagen Bastian für Yannik Lux und in der 24. Minute Christian Degener für Mazlum Oguz bringen mussten. Schließlich kam zur zweiten Hälfte dann noch Haci Gündogan für Kevin Lange.

Mazrekaj: „Hätten wir den Ausgleich erzielt, hätten wir ein Erfolgserlebnis haben können"

Mit toller Leistung, zwei Treffern und einem Assist war Tolga Odabas "Man of the Match". Foto: noveski.com

Dass die Pieper-Elf bereits so früh durchgewirbelt wurde, tat der Souveränität von BU aber keinen Abbruch. Wieder war es ein Standard, der zu einem Tor führte und dieses Mal glänzte der bisherige Torschütze Odabas mit einem perfekt getretenen Freistoß, punktgenau auf den Kopf von Sebastian Clausen, der zwei Meter vor dem Kasten auf Christian Merkle ablegte. Merkle hielt bloß noch seinen Fuß hin und drin war das Leder, zum 2:0 (49.)! Allerdings gaben sich die Wilhelmsburger nicht auf und erzielten ziemlich bald den Anschlusstreffer, den Galica mit einem Schuss vorbereitete, indem er selbst aus kürzester Distanz am stark parierenden Plendiskis scheiterte. Doch der Ball fiel Christopher Hoff vor die Füße, der aus einem Meter zum 1:2 einschob (57.)!

Beflügelt von diesem Treffer, witterten die Gastgeber nochmal ihre Chance und spielten beherzt nach vorne. Und beinahe wäre ihnen dieser auch in Person von Mazlum Oruk geglückt, doch sein gefühlvoller Schlenzer flog am rechten Winkel vorbei (66.). Danach war es abermals Odabas, der aus 18 Metern zentraler Position genug Zeit hatte, sich nach einem Zuspiel von Nico Schluchtmann den Ball zurechtzulegen, um ihn dann mit viel Gefühl ins rechte Toreck zu zwirbeln (71.)! Der endgültige Genickbruch für KK, wie auch Mazrekaj konstatierte: „Grundsätzlich bin ich von der Leistung meiner Mannschaft sehr angetan. Doch vor allem in der zweiten Halbzeit schlichen sich wieder diese ganzen individuellen Fehler ein, die uns diese Saison schon häufiger Erfolgserlebnisse gekostet haben. Wenn wir den Augleich gemacht hätten, hätten wir mal wieder solch ein Erfolgserlebnis haben können, aber die Tore, die wir stattdessen kassieren, sind einfach nicht gut.“

Mazrekaj: „Ohne Realismus kannst du keinen Erfolg haben"

Kosova-Chef und Trainer Arton Mazrekaj will realistisch in die Zukunft blicken. Foto: noveski.com

Diese vom Kosova-Coach angesprochenen individuellen Schnitzer führten dann sogar dazu, dass es noch zwei weitere Male im Kasten der Hausherren klingelte. Erst köpfte Clausen in der 79. Minuten das Leder nach einem Freistoß von Odabas in die Maschen und kurz vor Schluss beendete Labiadh das Spiel mit seinem Treffer zum 5:1 (89.)!

Der Barmbeker, der sich den Titel „Man of the Match“ verdient hatte, war eindeutig Tolga Odabas, der das Spiel auf seine gewohnt zurückhaltende Art analysierte: „Eigentlich finde ich das Ergebnis zu hoch. Wir hatten Glück, dass wir gleich nach der Halbzeit ein Tor gemacht haben. Kosova steht unten in der Tabelle und ist dann wegen des Rückstandes wohl auch irgendwann eingebrochen, was wir dann sauber ausgespielt haben.“ Diese Einschätzung teilte sein Coach mit ihm: „Nach der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte haben wir wieder disziplinierter und gut strukturiert gespielt, auch wenn dann immer noch nicht die Laufbereitschaft da war“, sagte Pieper und fügte an: „Das ist zwar ein bisschen doof, wenn du 5:1 gewinnst und jammern musst. Aber den Vorwurf müssen wir uns ganz einfach machen. Da haben wir einfach zu wenig investiert. Doch das zeigt dann auch mal wieder, wenn du diszipliniert spielst und die Standards dann konzentriert umsetzt, kannst du auch ein Spiel, was du eigentlich nicht so gut bestreitest, siegreich gestalten.“ Woran Odabas sicherlich einen großen Anteil hatte, der sich anschließend darüber freute, dass es „das erste Mal war, dass ich einen Doppelpack für BU erzielt habe“, strahlte er über das ganze Gesicht.

Dagegen befindet sich der Klub Kosova wohl auf seiner Abschiedstour aus der Oberliga. „Wenn du nicht realistisch bist, kannst du im Leben keinen Erfolg haben. Selbstverständlich glauben wir, so lange es rechnerisch möglich ist, weiter an den Klassenerhalt. Doch auf das Torverhältnis brauchen wir jetzt nicht hoffen, weshalb wir auf jeden Fall einen Punkt mehr, als die Gegner brauchen. Es sind jetzt noch acht Spiele und dann werden wir sehen, welchen Weg wir gehen. Es wird ein harter Weg und ich glaube, wenn jetzt nicht irgendein Sinneswandel passiert und elf neue Spieler auf dem Platz stehen, wüsste ich nicht, wie wir die letzten acht Spiele gewinnen sollen. Also müssen wir jetzt mit dem, was noch da ist, arbeiten und hoffen, dass vielleicht doch nochmal das eine oder andere Glücksspielchen für uns kommt. Und wenn es nicht mehr klappt, haben wir eben ein Jahr lang unsere Erfahrungen sammeln dürfen.“ Das hört sich realistisch gesehen stark danach an, als ob sich der Klub Kosova nun immer mehr mit einem Abstieg in die Landesliga abgefunden hat.

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Autor: Mathias Merk