Oberliga

Trotz „Ausfall-Hattrick“ in erster Hälfte: Dassendorf ist wieder „back“ – HEBC hadert mit Platzverweis!

07. April 2024, 18:00 Uhr

Mit einem Tor beim 2:0-Sieg am Reinmüller hatte Martin Harnik (li.) mal wieder entscheidenden Anteil am Dassendorfer Erfolg. Foto: noveski.com

„Wir haben ja auf die Situation gewartet, dass Altona auch mal Punkte lässt“, nahm man den Ausrutscher des AFC am Vortag gegen den ETSV Hamburg (0:2) am Wendelweg mit großem Wohlwollen zur Kenntnis. Nichtsdestotrotz betonte Dassendorf-Trainer Thomas Seeliger: „Wir haben es weiter nicht in der eigenen Hand. Deshalb bleibe ich dabei: Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, unsere Spiele gewinnen – und das wird auch unser Ziel in den verbleibenden Spielen bleiben.“ Weitermachen wollte die TuS damit am Sonntagvormittag am gefürchteten Reinmüller bei einem heimstarken HEBC (alle Highlights im LIVE-Ticker). Und schon während der ersten 45 Minuten erlebte der AFC-Verfolger ein kleines Desaster…

Vor dem Anpfiff wartete der Anhang des HEBC mit einer kleinen Choreografie auf, um die Mannschaft im Spitzenspiel gegen Dassendorf zu unterstützen.Foto: noveski.com

„Wir hatten schon vor dem Spiel einige Ausfälle zu verkraften“, konnte Seeliger keineswegs aus dem Vollen schöpfen – und musste bereits im ersten Durchgang drei echte Hiobsbotschaften hinnehmen. Erst strich ein abermals angeschlagener Jordan Brown die Segel (14.), dann musste Lennard Sowah mit einer scheinbar schwerwiegenden Knöchelverletzung vorzeitig raus (25.). Als Dassendorfs Physiotherapeutin Danja Puckel in Minute 43 in Richtung Bank signalisierte, dass es auch bei Kristof Kurczynski nicht weitergehen würde, steckten Seeliger, Co-Trainer Mirko Petersen und Torwart-Trainer Stanislaw Lenz die Köpfe zusammen und entschieden, bis zur Halbzeitpause in Unterzahl zu agieren, um nicht das letzte Wechselfenster auszuschöpfen.

"Wir haben den Serienmeister gut bewegt"

Völlig unbedrängt kommt Martin Harnik (li.) nach einer Rechtsflanke von Okan Kurt am zweiten Pfosten zum Abschluss - und trifft. Foto: noveski.com

Herbe Nackenschläge, die Seeliger aber nicht etwa ins Zweifeln oder gar Grübeln brachten: „Ich habe von Beginn an wirklich an die Jungs geglaubt, weil wir unglaublich auswärtsstark sind und in dieser Saison auf Kunstrasen einen richtig guten Ball spielen“, versprühte er weiterhin Optimismus, obwohl die Eimsbütteler mit fortlaufender Spielzeit immer bessern Zugriff fanden, den Respekt ablegten und die TuS forderten. „Ich finde, wir haben das Spiel peu à peu übernommen, den Serienmeister gut bewegt und schon gezeigt, dass wir eine richtig gute Fußball-Mannschaft sind. Wir haben Fußball gespielt und ich finde auch, dass wir in der guten Phase für das Spiel fußballerisch mehr getan haben“, so HEBC-Coach Özden Kocadal.

"Es wundert mich komplett, dass der gefährlichste Mann da so frei steht"

Rinik Carolus (Mi.) ballt nach dem Blitztor nach gerade mal 180 Sekunden vor Freude entschlossen die (Sieger-)Faust. Foto: noveski.com

„Wir tauchen dreimal vorm Torwart auf, treffen aber dreimal zu spät oder auch die falsche Entscheidung. Das ist extrem bitter, weil du gegen ein Dassendorf, was heute quasi den letzten Strohhalm ziehen musste nach der Niederlage von Altona, worüber ich mich übrigens nicht gefreut habe, weil ich wusste, was uns dann hier erwarten würde, deine Chancen nutzen musst und dir nicht solche Fehler erlauben darfst.“ Mit solch einem Fehler sprach Kocadal bereits auf die dritte Minute an. Dort nämlich ließ man Martin Harnik in Folge einer zunächst geklärten Ecke nach einer Flanke von Okan Kurt am zweiten Pfosten derart unbewacht stehen, dass dieser per Volley zur frühen Dassendorfer Führung traf (3.)!

„Schlechter hätte ein Spiel gegen Dassendorf nicht anfangen können“, haderte Kocadal – auch mit der Art und Weise des Gegentores: „Was mich komplett wundert: Dass der gefährlichste Mann von Dassendorf während dieser kleinen ‚Rallye‘ von drei Bällen, die da reingeflogen kommen, komplett frei steht. Ich schreibe mir das auch so ein bisschen auf die Kappe, weil ich das eigentlich die ganze Zeit gesehen, aber mich zurückgehalten habe. Ich wollte nicht schon ab Minute eins starten“, hielt sich der für seine Verbalität und Lautstärke an der Seitenlinie bekannte Kocadal noch zurück. „Es gibt eine klare Zuteilung und derjenige muss sich da auch dafür verantwortlich fühlen.“

Schiri Bauer hat (mal wieder) seinen Auftritt...

Gestützt von Keeper Sebastian Kalk (li.) und Physiotherapeutin Danja Puckel (re.) musste Lennard Sowah vom Platz getragen werden. Gute Besserung! Foto: noveski.com

Der „absolute Bruch“ im Spiel der Lila-Weißen kam dann jedoch in der 64. Spielminute, als Referee Thomas Bauer (Rahlstedter SC) mal wieder in den Blickpunkt rückte und dem bereits gelbverwarnten Magnus Hartwig aus dem Nichts, abseits des Spielgeschehens und während eines Abschlags von Sebastian Kalk die Ampelkarte zeigte. Über den Grund rätselte auch Kocadal unmittelbar im Anschluss: „Ehrlicherweise weiß ich es noch gar nicht. Ich war so sauer über diesen Platzverweis. Und ich kenne Magnus. Der wird auch extrem sauer sein über diesen Platzverweis, sein Verhalten, aber auch über den Schiedsrichter.“

Was „Özzi“ damit genau meinte? „Der Schiedsrichter sagte, er hätte nicht aufgehört zu reden. Ich habe die Situation aber gesehen. Magnus hat sich häufiger zu uns umgedreht und gesagt, dass der Schiedsrichter die ganze Zeit mit ihm redet und provoziert. Und ich habe Magnus jetzt auch nicht schimpfen sehen. Er war weder laut noch sonst irgendwas.“ Im Gegenteil. In eben jener Szene echauffierten sich mehrere HEBC-Akteure durchaus lautstark, dass sich Kalk bei einem Abstoß übermäßig viel Zeit lassen würde, es jedoch ungeahndet blieb. Nicht aber Hartwigs vor sich hin Gemurmel. „Am Ende hätte sich die Mannschaft, die diesen Platzverweis gesehen hat, mehr Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter gewünscht. Wenn er jetzt einmal zu mir rausgekommen wäre und gesagt hätte, dass ich ihn jetzt rausnehmen soll, weil er ansonsten vom Platz fliegt, hätte ich darauf reagieren können. Aber der Schiedsrichter hat da leider mehr Gewalt über solche Situationen.“

Maggio entscheide Spiel: "Die Jungs waren fokussiert, konzentriert"

HEBC-Torwart Nils Ahmann kann dem Schuss von Mattia Maggio und dem Ball nur noch hinterherschauen. Das 0:2 aus Hausherren-Sicht war die Vorentscheidung. Foto: noveski.com

In numerischer Unterzahl wurde es für die Hausherren natürlich doppelt schwer – und auch Kocadal musste konstatieren: „Ab da hatte Dassendorf mehr vom Spiel, mehr Kontrolle und mehr Torchancen. Da mache ich meiner Mannschaft aber gar keinen Vorwurf – außer, dass es zu diesem Platzverweis gekommen ist. Darüber werden wir sprechen.“ Und so entschied der früh für den verletzten Brown eingewechselte Mattia Maggio – nach ewig langer Durststrecke – die Partie nach einem tollen Lop-Pass von Sven Möller (71.)! Dem vorausgegangen war ein starkes Tackling von Kurt im Mittelfeld, „weil er den Zweikampf unbedingt gewinnen wollte“, lobte Seeliger – und fügte an: „Die Jungs waren heute richtig fokussiert, konzentriert und haben das hervorragend gemacht. Wir haben die Null stehen, drei Punkte – und wir wissen alle, dass das bei HEBC nie einfach ist.“

"Empfinde das Ergebnis als Belastung für meine Mannschaft"

Mattia Maggio schrie seine Freunde nach langer Tor-Durstrecke heraus - und bejubelte seinen Treffer zum 2:0. Foto: noveski.com

In der Halbzeit habe er nochmal ein paar Anpassungen vorgenommen und angesprochen, „dass wir gar keinen Grund haben, uns aus den Halbpositionen im defensiven Bereich rauslocken zu lassen. Denn genau das wollten sie und waren dadurch auch zwei-, dreimal gefährlich über die Bahn. Das haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr gemacht, sondern es kompakter gestaltet. Ich glaube, dass das insgesamt eine hochverdiente Geschichte war. Jetzt sind wir wieder ‚back‘.“ Ein wenig anders fiel das Fazit von Kocadal aus: „Ich empfinde das Ergebnis so ein bisschen als Belastung für meine Mannschaft. Das Spiel war nicht so deutlich, wie das Ergebnis jetzt aussieht – vor allem mit der Null, die bei uns steht. Das ist ein bisschen ärgerlich.“

Autor: Dennis Kormanjos

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