Oberliga

„Nicht das, was wir wollten, aber das, was wir gekriegt haben“: „Brasilien-Boy“ Baroni verhindert, dass beim SVCN „alles Arnold“ ist

26. September 2020, 19:37 Uhr

In den Weg gestellt: Özgür Bulut (re.) wird zum Hindernis für Hamms Tevin Tafese. Foto: Heiden

Die beiden Trainer saßen schon auf der Tribüne, um das Spiel zwischen dem SV Curslack-Neuengamme und dem Hamm United FC auf der Pressekonferenz Revue passieren zu lassen, da stand Corvin Behrens noch immer in der Nähe des Kunstrasens am Gramkowweg. Der 34-Jährige, der von Westfalia Kinderhaus vor der laufenden Saison zum SVCN gewechselt war, ließ im Gespräch an der Werbebande die 90 Minuten noch einmal Revue passieren. Vermutlich dürfte der Ex-Regionalliga-Kicker (unter anderem Hamburger SV II und BSV SW Rehden) auch an eine Szene aus der zweiten Halbzeit gedacht haben, die sein Coach Christian Woike Minuten später in seinem Fazit zum Spiel erwähnen sollte. Eine Szene, die Hamm United letztlich die Chance ließ, die zwischenzeitliche 2:1-Führung für die Hausherren noch einmal zu beantworten.

„Wir müssen zwangsläufig das 3:1 machen, wenn ich an die Szene von Corvin Behrens denke. Da hat er zwei Optionen: entweder den Schuss oder aber den Pass zu Hamed Mokhlis, der fast auf der Torlinie steht. Da muss der dritte Treffer fallen“, befand „Crille“ Woike, dessen Elf vor den 200 Zuschauern – aufgrund der Corona-Bestimmungen durften nicht mehr auf die Anlage – zunächst einmal in Rückstand geraten war: Tevin Tafese flankte nach einem vorangegangenen Freistoß von rechts mustergültig in den Strafraum, wo Marco Panata lehrbuchmäßig aus dem Rücken der Abwehr einköpfte (11.). Arnold Lechler, schon in der vergangenen Woche beim 3:0-Sieg des SVCN beim SC Victoria doppelt erfolgreich, glich nach 23 Minuten aus, als er ein hervorragendes Zuspiel von Marcel von Walsleben-Schied, der nach einem United-Ballverlust mit einem Pass auf den linken Flügel stark von Mokhlis in Szene gesetzt worden war, zum 1:1 ins Netz vollendete.

Panata köpft fantastisch, Lechler „doppelpackt“ – und dann kommt Baroni

Ein Bollwerk in der HUFC-Abwehr: Sebastiao Mankumbani (li.) klärt vor Marcel von Walsleben-Schied. der Arnold Lechlers Treffer zum 1:1 vorbereitete. Foto: Heiden

Und da es „Arnie“ Lechler aktuell offenbar nicht unter zwei Einschlägen pro Spiel macht, schlug der „Tor-Minator“ der Hausherren nach dem Pausentee gleich noch ein weiteres Mal zu, als er nach 48 Minuten einen feinen Pass des starken Florian Rogge mitnahm und HUFC-Keeper David Jendrzej zum zweiten Mal überwinden konnte. „Alles Arnold“ für den SVCN – und dank des zweiten Lechler-Dopelpacks der noch jungen Saison den zweiten „Dreier“ bereits in der Tasche!? Mintnichten! Denn nachdem schon beim 1:0-Führungstreffer der Gäste mit Panata ein Brasilianer ins Schwarze getroffen hatte, sollte es ein weiterer Brasilianer sein, der dem Gastgeber den „Dreier“ entriss und letztlich für die Punkteteilung zwischen den beiden Kontrahenten sorgte: Rodrigo Baroni nämlich war es, der nach einem Querpass, den Eliakim Kukanda von der linken Außenbahn in die Box gebracht hatte, mit einem Flachschuss ins rechte untere Eck Curslack-„Goalie“ Gianluca Babuschkin keine Abwehrchance ließ (73.).

Marschall: „Beim 1:1 sind wir zu offen – das müssen wir besser spielen“

Hamms Demian-Coray Wicke (Zweiter v. re.) verletzte sich im Duell mit Sebastian Spiewak und musste ins Krankenhaus. Foto: Heiden

„Das war ein sehr intensives Spiel, in dem es hin und her ging“, fasste Sidnei Marschall nach der Partie zusammen und befand: „Das hat auch damit zu tun, dass der Schiedsrichter meiner Meinung nach keine so klare Linie hatte. Er hat auf beiden Seiten nicht so gepfiffen, wie wir uns das in den Momenten vorgestellt hatten.“ Dennoch, so der HUFC-Trainer, „ist das am Ende ein gerechtes Unentschieden. Wir führen zunächst mit 1:0 und bekommen dann das 1:1 durch einen Fehler. Da sind wir zu offen und müssen das besser spielen, weil wir um die Stärken von Curslack im Umschaltspiel wissen. Es war uns klar, dass sie die Räume bespielen können.“ Nach dem Seitenwechsel „wollten wir es besser machen. Aber wir geraten erstmal wieder in Rückstand“, resümierte Marschall. „Danach haben wir sehr offensiv gespielt, gut gepresst und waren konditionell bis zur 90. Minute stark. Curslack hatte nur die eine Chance, die zum Tor führte und dann einen Schuss“, fasste „Sid“, der im ersten Durchgang Demian-Coray Wicke aufgrund einer Platzwunde über dem Auge früh auswechseln musste, den zweiten Durchgang aus seiner Sicht zusammen und kam letztlich zu dem abschließenden Urteil: „Am Ende müssen beide mit dem Unentschieden zufrieden sein.“

Woike: „„Ich fand das Spiel extrem wild – es herrschte gefühlt eine Fehlpass-Quote von 100 Prozent“

Einen Schritt schneller: Curslacks Hamed Mokhlis (vo.) lässt Hamms Maurizio D'Urso hinter sich zurück. Foto: Heiden

Nun, bei Christian Woike traf Marschall damit den berühmten sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. „Wir müssen damit leben. Das ist nicht das, was wir wollten, aber das, was wir gekriegt haben“, sagte Curslacks Coach, um schnell noch hinzuzufügen: „Das scheinen wir uns dann ja auch verdient zu haben.“ Letztlich, so „Crille“ sei „das ein, dem Spiel angemessenes, gerechtes Ergebnis.“ Nur eben taugte das Resultat nicht, um Woikes Stimmung ähnlich auf Wolke sieben zu heben, wie der „Dreier“ am Freitag der vergangenen Woche gegen den SC Victoria. Verständlich. „Ich fand das Spiel extrem wild, es herrschte gefühlt eine Fehlpass-Quote von 100 Prozent. Da waren viele technische Fehler drin, es kam kein richtiges Spiel zustande. Es war ganz viel auf zweite Bälle und Zufälle ausgerichtet“, attestierte der Übungsleiter der Hausherren der Partie ein nicht unbedingt hohes spielerisches Niveau – aber durch das Hin und Her war es für die Zuschauer eben dennoch spannend. „Nachdem wir mit 0:1 in Rückstand geraten sind, fand ich, dass wir nach dem 1:1 eine zeitlang kontrolliert gespielt haben – aber auch nicht wirklich“, bilanzierte Woike. In der zweiten Hälfte, so „Crille“ wahrheitsgemäß, „gehen wir dann in Führung...“ Aber was folgte war eben nicht Behrens' 3:1, sondern Baronis Treffer zum 2:2, bei dem „ wir eine ganz schlechte Staffelung hatten. Unsere rechte Seite war völlig offen“, ärgerte sich Woike.

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