Regio Nord

Nach verlorenem „Sechs-Punkte-Spiel“ - Norderstedt im Abstiegskampf angekommen!

Stellt sich nun die Trainerfrage? „Darüber braucht man am allerwenigsten zu diskutieren“

09. März 2019, 18:09 Uhr

Hatte vom Elfmeterpunkt die große 2:2-Ausgleichschance für Eintracht Norderstedt kurz vor Schluss - doch Sinisa Veselinovic versagten die Nerven. Foto: KBS-Picture.de

Während Jan Lüneburg über die Antwort auf die Frage, „ob heute die bessere Mannschaft gewonnen hat“, rätselte, um diese dann zaghaft mit einem „Ich glaube nicht“ selbst zu beantworten, beschäftigte sich Kubilay Büyükdemir mit einer ganz anderen Thematik: „Ich weiß nicht, warum wir in der zweiten Halbzeit aufgehört haben, unser Spiel zu machen?!“ Und weiter: „Im Vergleich zur ersten Halbzeit war die zweite scheiße!“ Deutliche Worte des Norderstedter „Flügelflitzers“, der nach starkem ersten Durchgang in den zweiten 45 Minuten kaum mehr gesucht und in Aktion gebracht wurde. Dennoch schien man sich bei der Eintracht uneins. „Der Trainer hat eben schon gesagt – und dem schließe ich mich an, dass wir uns eigentlich nichts vorzuwerfen haben“, gab Lüneburg zu Protokoll. Doch da war ja noch die von Büyükdemir angesprochene zweite Spielhälfte...

Nils Brüning brachte die Eintracht in dieser Szene in Front. Foto: KBS-Picture.de

„Weiter, Männer, weiter!“, forderte Eintracht-Keeper Tjark Grundmann – unmittelbar nachdem sein Team durch einen zweiten Strafstoß, den Johann von Knebel verursachte und Erhan Yilmaz für den TSV Havelse verwandelte (77.), in Rückstand geriet. Ein gewisses Aufbäumen war bei den Garstedtern zwar vorhanden, aber es fehlten die Mittel. Als Noah Plume eine scharfe Hereingabe von Nils Brüning an den Arm bekam und der insgesamt dritte Elfmeter des Spiels verhängt wurde, bekam die Eintracht aber doch nochmal die große Chance, ein wenig Schadensbegrenzung zu betreiben. Doch es passte ins Bild – vor allem in das der zweiten Halbzeit –, dass Sinisa Veselinovic mit einem wahrlich kümmerlichen Schüsschen an TSV-Fänger Alexander Rehberg scheiterte (83.). „Als erstes hatte ich den Ball“, gestand Lüneburg hinterher, um anzufügen: „Wir haben keine feste Zuteilung. ‚Sini‘ hat mir signalisiert, dass er sich gut fühlt. Und ich bin ja auch keiner, der all seine Elfmeter reingemacht hat. Von daher bin ich der letzte, der jemandem einen Vorwurf macht.“ Die weiteren Angriffsbemühungen in den Schlussminuten: Erst liefen sich Büyükdemir und Vico Meien bei der Ballannahme fast gegenseitig über den Haufen (90. +2), dann drosch der eingewechselte Mohammad Baghdadi nach einem Brüning-Zuspiel aus zwölf Metern über den Ball (90. +3). Ende!

„Wenn wir keine Punkte mehr holen, könnte es eng werden“

Auch mit Hilfe von oben sollte es für Sinisa Veselinovic nicht sein. Foto: KBS-Picture.de

Wird’s nun auch für Chefcoach Dirk Heyne eng? „Was soll der Trainer machen, sich neue Spieler aus den Rippen schnitzen?“, hatte Angreifer Jan Lüneburg, der den toll herausgespielten Führungstreffer durch Nils Brüning mit einem Pass auf den rechts startenden Büyükdemir mustergültig einleitete (17.), seinen Humor nicht verloren. „Darüber braucht man am allerwenigsten zu diskutieren“, fügte Lüneburg an, um Heyne „einen Top-Job und ein super Training“ zu attestieren. „In den letzten beiden Spielen hat uns einfach das Glück gefehlt. Der Trainer steht nicht auf dem Platz, wobei uns seine Bundesliga-Erfahrung sicher helfen würde“, erklärte er mit einem Schmunzeln, meinte aber auch ganz offen und ehrlich: „Am Ende wissen wir natürlich alle, dass es ein Ergebnissport ist. Und wenn wir keine Punkte mehr holen, könnte es eng werden.“ Auch die unglaubliche Anzahl an Ausfällen – Ronny Marcos gesellte sich früh im Spiel mit einem Griff an den rechten Oberschenkel zum ohnehin schon prall gefüllten Lazarett hinzu – wollte Lüneburg nicht als Ausrede gelten lassen. „Auch wenn wir so noch nie zusammengespielt haben und ich schon gar nicht mehr mitzähle, ist das keine Entschuldigung. Am Ende muss man festhalten, und das habe ich auch der Mannschaft im Kreis gesagt, dass wir nichtsdestotrotz eine dreistellige Anzahl an Regionalliga-Spielen auf dem Platz stehen hatten. Das war vom Alter her vielleicht eine junge Truppe, aber wir hatten trotzdem viele Spieler mit Regionalliga-Erfahrung auf dem Platz.“ Darauf könne man es „bestimmt nicht schieben“, so der bullige Stürmer.

„Jetzt geht es bis zum Ende nur noch um den Klassenerhalt“

Niedergeschlagene Gesichter nach Schlusspfiff bei den Hausherren... Foto: KBS-Picture.de

Mit dem letzten Aufgebot, zwei Kaderplätze blieben sogar unbesetzt, zeigte die Eintracht nach anfänglichen Schwierigkeiten eine gute erste Halbzeit. „Wir wollten so weiterspielen und auch nach der Pause Gas geben“, so Lüneburg. „Aber wir hatten in der zweiten Hälfte nicht mehr ganz so den Zugriff, obwohl ich der Meinung bin, dass wir das Spiel trotzdem ganz gut im Griff hatten.“ Während der erste verhängte Elfmeter, den Yilmaz mit etwas Glück im Grundmann-Gehäuse unterbrachte (58.), für Lüneburg noch zweifelhaft war, fehlte beim zweiten „die Cleverness. Da bin ich fest davon überzeugt, dass es einer war. Johann kommt da einen Schritt zu spät.“ Dennoch war der 28-Jährige der Meinung, „dass am Ende nicht die bessere, sondern vielleicht die cleverere Mannschaft gewonnen hat. Wir haben gesagt, wir müssen den Kampf annehmen. Das haben wir gemacht.“ Trotzdem reichte es schlussendlich nicht für etwas Zählbares – und das gegen einen Gegner, der wahrlich nicht am Limit spielte, wie selbst Havelse-Übungsleiter Jan Zimmermann hinterher konstatierte (Die PK mit beiden Trainern im Video). Eintracht Norderstedt ist voll im Abstiegskampf angekommen. „Nicht, dass es vorher noch keiner begriffen hat, aber jetzt geht es bis zum Ende nur noch um den Klassenerhalt. Damit müssen wir uns alle abfinden. Ich habe auch das Gefühl, dass das alle tun und realisiert haben. Darum geht’s jetzt!“, gibt Lüneburg die Richtung für die kommenden Aufgaben vor. „Wir trainieren gut, machen auch gute Dinge und lassen uns ja nicht in jedem Spiel abschießen. Uns fehlt so ein bisschen das Quäntchen Glück. Das wird aber zurückkommen, wenn wir unter der Woche weiter Gas geben. Aber klar, wir brauchen uns nichts vorzumachen: Heute war ein Sechs-Punkte-Spiel!“ Und das endete mit null Zählern auf der Habenseite…

Die PK mit beiden Trainern im Video

Der verschossene Strafstoß von Sinisa Veselinovic

Autor: Dennis Kormanjos

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