Bezirksliga 03

HT 16 zittert sich ins Ziel – Caleb kann’s auch mit zu großen „Betreuer-Schuhen“

12. Februar 2022, 15:09 Uhr

Der unschuldige Blick: Caleb Awuah (Mi.) glänzte mit den Fußballschuhen eines HT-Betreuers als Doppeltorschütze. Foto: Olaf Both

Er machte keinen Hehl daraus, dass die letzten 20 Minuten die Freude über den Sieg ein wenig getrübt hätten. Der Grund: Seine HT 16 setzte im Spitzenspiel der Bezirksliga-Staffel 3 eine echte Duftmarke, führte nach 67 Zeigerumdrehungen klar und deutlich mit 5:0 gegen Verfolger UH-Adler. Doch urplötzlich ging beim bis dato verlustpunktfreien Primus kaum noch etwas zusammen (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Da spiegelt sich auch so ein bisschen unsere Vorbereitung wider. Ich wusste, dass es nach 70 Minuten kräftemäßig nicht mehr so richtig langen wird. Deswegen war es wichtig, dass wir zur Halbzeit schon 4:0 geführt haben“, fasste Chefcoach Markus Puder seine Eindrücke in Worte.

Vor dem Spiel packte HT-Fußballabteilungsleiter Ahmet Dahin höchstpersönlich an und musste den vereisten Platz an der Snitgerreihe "frei fegen". Foto: Olaf Both

Als Leon Weber in der Nachspielzeit mit Wucht von hinten eingelaufen kam und einen Freistoß von Tim Finkeldey unter die Latte beförderte, schienen den Hausherren auf dem vereisten (Ausweich-)Platz an der Snitgerreihe ganz heiße Schlussmomente bevorzustehen. Denn: Es wäre der Treffer zum 4:5-Anschluss aus UH-Sicht gewesen. Wäre deshalb, weil der Assistent seine Fahne oben hatte. Und wenig später war dann Schluss. „Wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, wenn man es von Anfang an angenommen hätte, ist es natürlich umso ärgerlicher und schade“, trauerte UH-Trainer Lukas Skwiercz den „verschenkten“ ersten 45 Minuten hinterher. „Denn wir hätten gerne gezeigt, dass wir auch mit HT 16 mithalten können, wenn wir an dem Tag 100 Prozent abgerufen hätten. Es ist schade, dass wir das nicht geschafft haben.“

"Waren viel zu ängstlich"

Das 1:0: Mit artistischer Körperhaltung bugsiert Awuah (re.) das Spielgerät ins Netz. Foto: Olaf Both

Zumindest nicht im ersten Durchgang, wo es die Gäste von der Beethovenstraße dem Gegner zu einfach machten. Der spielfreudige Top-Torjäger Caleb Awuah kochte Tugay Durgut beim Führungstreffer viel zu leicht ab (12.). „Wir haben uns viel vorgenommen und wollten zeigen, dass wir uns seit dem Hinspiel weiterentwickelt haben. Aber wir haben wieder keine Einstellung zur Arbeit gegen den Ball gefunden, hatten auch keine Bereitschaft, die entsprechenden Wege zu gehen, und waren viel zu ängstlich“, befand Skwiercz, dessen Mannen nach dem Rückstand langsam mehr Zugriff bekamen. „Doch dann reißen wir uns das mit der nächsten Aktion selbst ein“, sprach er das zweite Gegentor an, bei dem sein Keeper Daniel Michaelis keine allzu glückliche Figur abgab. Nach einer Kopfballverlängerung von Awuah fand Dieter Forkert mit seinem 17-Meter-Schuss den zentralen Weg ins Tor (31.).

Awuah dreht mit "besonderen Schuhen" auf

Auch Dieter Forkert (Mi.) überzeugte bei den Hausherren als Doppeltorschütze. Foto: Olaf Both

„Danach hat man gemerkt, dass der Glaube verloren gegangen ist, noch etwas Zählbares mitzunehmen“, so Skwiercz. Stattdessen legte der Spitzenreiter nach. Der starke Umut Kocin verarbeitete einen Ball aus der Luft zunächst glänzend und fand mit seiner Flanke in der Mitte abermals Awuah. Dieser konnte sich spielend um den viel zu zaghaften Malte Janßen herumdrehen und auf 3:0 erhöhen (38.). „Das sind die Schuhe!“, scherzte Kocin daraufhin in Richtung des Doppeltorschützen. Doch was genau meinte der Routinier und absolute Führungsspieler der HT damit? „Das bleibt mal lieber intern…“, wollte Markus Puder nicht mit der Sprache rausrücken. Unseren Informationen zu Folge vergaß Awuah seine Multi-Stollen und spielte deshalb mit zwei Nummern zu großen Schuhen eines HT-Betreuers. Offenbar mit Erfolg!

Trotz 4:0-Pausenführung: Puder "nicht so richtig zufrieden"

Das 4:0 mit dem Pausenpfiff: Marvin Fischer (Mi.) veredelt ein geniales Kocin-Zuspiel per Heber. Foto: Olaf Both

Sein Team hatte jedoch noch immer nicht genug. Immer wieder trieb und peitschte Kocin seine Jungs nach vorne. Auch nach dem 4:0 rief er lautstark: „0:0 – und weiter geht’s! Es ist nichts passiert! Wir holen uns gleich den Ball!“ Wenige Augenblicke zuvor servierte der 33-Jährige dem startenden Marvin Fischer den Treffer auf dem Silbertablett: Nach Kocins genialem Pass in die Schnittstelle vollendete der Defensivakteur per Chip zum Pausenstand (42.)!

Trotz des klaren Spielstandes war Puder schon zu jenem Zeitpunkt „nicht so richtig zufrieden“ mit dem Auftritt seiner Elf. „Wir waren vielleicht zehn bis 15 Minuten gut im Spiel. Dann lief der Ball nicht mehr so wirklich gut und die Bewegung ohne Ball hat gefehlt. Das ist zurzeit eine Kraftfrage. Da hinken wir derzeit ein bisschen hinterher. Aber in den nächsten ein, zwei Wochen wird das definitiv anders aussehen“, versprach der Erfolgstrainer des ältesten durchgängig existierenden allgemeinen Sportvereins der Welt. Sein Gegenüber konstatierte derweil ganz trocken: „Die erste Halbzeit war eine absolute Vollkatastrophe!“

"Heute musst du aufpassen, dass du nicht hart unter die Räder gerätst"

Umut Kocin (re.) überzeugte mal wieder als Ideen- und Taktgeber - sowohl verbal als auch fußballerisch. Foto: Olaf Both

In der Pause habe man sich gesagt: „Lasst uns das Spiel bei 0:0 starten, die zweite Halbzeit würdig gestalten – und zumindest diese für uns mitnehmen“, verriet er. „Das haben die Jungs beherzigt, waren viel präsenter und bereiter. Aber das war natürlich zu spät“, haderte Skwiercz. Wenngleich man nach dem ersten Abschnitt noch hätte denken und annehmen können: „Heute musst du aufpassen, dass du nicht hart unter die Räder gerätst, wenn wir in der Halbzeit nicht die richtigen Hebel drücken.“ Und zunächst ließ der unangefochtene Tabellenerste auch das 5:0 folgen, als Forkert eine herrliche Vorlage – natürlich von Kocin – veredelte (67.). Doch dann ging bei den Hausherren kaum noch etwas zusammen – und die „Uhlen“ wurden von einem Freistoßpfiff wachgeküsst. Fischer brachte Marc-Robin Becker zu Fall. „Captain“ Tim Finkeldey drosch den ruhenden Ball vom Sechzehner trocken ins lange Eck (74.).

"Am Ende hat sich ein Stück weit die individuelle Klasse durchgesetzt"

UH-Kapitän Tim Finkeldey (li.) leitete die Wende ein - letztlich reichte es aber nicht mehr zu etwas Zählbarem für die Gäste. Foto: Olaf Both

Keine 60 Sekunden später staubte Becker nach einem Lattenkracher von Tim Weber zum 2:5 ab (75.), ehe Weber eine Stafette über Bennet Seidel und Luca Busse zum 3:5 ins lange Eck beförderte (89.). Die Aufholjagd kam allerdings zu spät. Und dennoch bilanzierte HT-Trainer Puder: „UH-Adler hat es gut gemacht, war motiviert und ist gut in die Zweikämpfe gekommen – das hat bei uns heute alles so ein bisschen gefehlt. Am Ende hat sich ein Stück weit die individuelle Klasse durchgesetzt. Aber da ist definitiv noch Luft nach oben bei uns. Wir müssen Gas geben“, betonte Puder, dass man längst noch nicht durch sei. „Wir haben Qualität im Team, müssen die aber auf den Platz kriegen. Die Jungs wissen, worum es geht“.

"Wollen es nach diesem Monat halbwegs dingfest machen"

Und zwar um den Aufstieg in die Landesliga – das ist kein Geheimnis. „Wir wissen, dass es ein interessanter und richtungsweisende Monat für uns wird. Aber wir wollen es nach diesem Monat so halbwegs dingfest machen.“ Dennoch weiß Puder darum: „Wir haben noch wichtige und spannende Spiele vor der Brust. Jeder Gegner wird heiß sein und möchte uns endlich ärgern!“

HIER gibt's den Link zur großen Bildergalerie der Partie von Olaf Both!

Autor: Dennis Kormanjos