Landesliga Hammonia

Erst „disqualifiziert“, dann doppelt zugestochen: „Matchwinner“ Mendrzik lässt Poppenbüttel jubeln!

15. Oktober 2022, 19:03 Uhr

"Doppelpacker" Rico Mendrzik (Mi.) wird nach Abpfiff von Moritz Mandel (vo.) geherzt. Foto: noveski.com

Es sei für ihn eine bis dato „eher ungewöhnliche Saison mit sehr wenig Einsatzzeit“ gewesen. Unter anderem auch deshalb, „weil die Jungs das überragend gemacht haben“, so Rico Mendrzik. Nachdem er beim 10:0-Kantersieg gegen den SC Hansa 11 die Chance bekam, erstmals in der Startelf stand und überzeugte, sei er „danach 'glücklicherweise' direkt in den Urlaub gefahren“, wodurch er sich selbst erst einmal für weitere Einsätze „disqualifizierte“, wie er rückblickend unumwunden zugibt. Am Freitagabend stand der 33-jährige Routinier im Heimspiel seines SC Poppenbüttel gegen den SC Victoria II wieder in der Anfangsformation. „Das hat sich richtig gut angefühlt“, strahlte Mendrzik im Nachgang – und das aus mehrerlei Hinsicht.

Rico Mendrzik (li.) köpft eine Özel-Ecke zum 1:0 für den SCP ein. Foto: noveski.com

Er eröffnete den spektakulären Abend an der Bültenkoppel und beschloss die hochspannenden 90 Minuten: Rico Mendrzik. „Dass ich in meinem ersten Startelf-Einsatz nach einer ganzen Weile zwei Tore machen konnte, war sicherlich für alle überraschend. Das hat man auch an der Reaktion der Jungs gesehen“, so der eigentlich fürs Tore verhindern zuständige Innenverteidiger. „Man muss aber auch ganz ehrlich sagen: Ich kam bei den Toren auch nur ganz schwer weg“, hatte er gut lachen. Dass dem so war, lag vor allem auch an einem Mann, der auf seine ehemaligen Teamkollegen traf: Mert Özel. „Gerade gegen ein Ex-Team will man natürlich performen und in der Woche danach keine komischen Nachrichten bekommen. Ich bin froh, dass mein Handy ruhig bleibt“, scherzte Özel, der Mendrzik mit einer scharfen Ecke das 1:0 per Kopf auf dem Silbertablett servierte (23.) und den viel umjubelten Siegtreffer mit einer Freistoß-Flanke vorbereite (81.).

"Ich fand, dass wir in der ersten Halbzeit das deutlich bessere Team waren"

Führung verdoppelt: Torben Lindholm (li.) befördert das Runde zum 2:0 ins Eckige. Foto: noveski.com

„Beim 1:0 kommt ein Geschoss von Mert durch den Strafraum, wo ich nur noch den Kopf hinhalten muss. Und beim zweiten Treffer kam 'Ferri' (Ferris Pressel, Anm. d. Red.) nicht ganz ran, ich bin durchgelaufen, habe den Ball im Laufen gegen das Bein bekommen – und kam da nun wirklich nicht mehr weg“, erklärte der Innenverteidiger seinen Doppelpack – und sprach von einem echten „Kraftakt“. Denn: Der SCP lag zur Pause bereits mit 2:0 in Front – nachdem Torben Lindholm einen Angriff über Finn Thele und Marc-Lennard Uhlhorn abschloss (36.).

„Wir sind eigentlich ganz gut reingekommen, hatten das Spiel die ersten 20, 30 Minuten unter Kontrolle und haben endlich mal wieder das abgerufen, was wir können“, sprach Özel von einem sehr „erwachsenen“ Auftritt. Man habe „die Bälle gut in den eigenen Reihen gehalten, unsere gefährlichen Leute gefunden und uns zum richtigen Zeitpunkt mit den Toren belohnt. Auch wenn Vicky hier und da mal eine Möglichkeit hatte, fand ich, dass wir in der ersten Halbzeit das deutlich bessere Team waren und den Gegner sehr gut im Griff hatten.“

"In den ersten 25 Minuten brannte es bei Poppenbüttel lichterloh"

Der zweite Streich von Emin Leon Brobbey (li.) zum 2:2 nach einer tollen Stafette. Foto: noveski.com

Vicky II-Trainer Joshua Krause sah das jedoch komplett anders: „Unser Matchplan war, erstmal tiefer zu stehen, Poppenbüttel kommen zu lassen und auf Umschaltmomente zu lauern. In den ersten 25 Minuten brannte es lichterloh im Sechzehner von Poppenbüttel. Wir hätten ganz klar auf 1:0 oder 2:0 stellen können. Da hatten sie Glück, dass wir nicht abgeklärt genug waren, das Tor zu machen. Danach haben wir uns dann so ein bisschen von Poppenbüttel und dem Trashtalk rausbringen lassen.“ Dennoch lautete die Ansage in der Kabine: „Wir haben den Jungs gesagt, dass das Ergebnis ein absoluter Witz ist und das Spiel für den neutralen Zuschauer ausgeglichen ist“, sollten seine Mannen nach Wiederanpfiff „alles raushauen“.

Brobbey-Doppelschlag stellt auf 2:2 - "Danach haben wir Charakter gezeigt"

Das 3:2! Der Freistoß von Mert Özel prallt Rico Mendrzik (Mi.) ans Bein - und findet von dort den Weg ins Poppenbütteler Glück. Foto: noveski.com

Und das tat die Vicky-U23! Binnen neun Zeigerumdrehungen machte Emin Leon Brobbey per Doppelschlag aus einem 0:2 ein 2:2 (49., 54.)! „Das war herausragender Fußball. Gerade das zweite Tor war wahnsinnig gut herausgespielt und per Hacke in den Lauf durchgesteckt“, schwärmte Krause. Sollte die Partie nun etwa komplett kippen? „Wir haben danach wirklich Charakter gezeigt“, so Matchwinner Mendrzik nach dem „Kraftakt“. In die gleiche Kerbe schlug Özel: „
Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatten wir Probleme. Vicky ist gut aus der Halbzeit gekommen, hatte starke 20 Minuten. Aber wir haben uns auch von dem Ausgleich nicht beirren lassen.“

Und so fühlte sich der 3:2-Sieg nicht nur für „Doppelpacker“ Mendrzik am Tag danach „noch immer mega gut an“, sondern auch Doppel-Vorbereiter Özel wusste: „Gerade nach drei Niederlagen in Folge war es extrem wichtig, wieder dreifach zu punkten. Am Ende kann es auch Unentschieden ausgehen. Aber am Ende hat die vielleicht abgewichstere oder auch die glücklichere Mannschaft, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man das sieht, gewonnen. Ich bin jedenfalls sehr froh und zufrieden, mit zwei Vorlagen dazu beigetragen zu haben“, strahlte der 32-Jährige – und freute sich auch über das Comeback des zuletzt verletzungsbedingt fehlenden Stefan Winkel: „Man hat direkt gemerkt, dass der Capitano wieder mit dabei war. Er hat unserem Spiel sehr gutgetan.“ Doch am Ende war es Rico Mendrzik, der mit seinen zwei Treffern „und dem Jubel für Gelächter in der Kabine gesorgt hat“, verriet Özel.

Zwei Platzverweise für Vicky - Krause übt harsche Kritik

Vicky II-Coach Joshua Krause (Mi.) sah die Ampelkarte, nachdem er seinen am Boden liegenden Spieler behandeln wollte und aufs Feld marschierte. Foto: noveski.com

In einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: „Ich glaube, die Zuschauer haben ein Landesligaspiel auf hohem spielerischen Niveau gesehen! Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht und letztlich hatte es alles, was man an so einem Freitagabend braucht“, sprach der Ex-Victorianer auch auf die Emotionalität und zwei Platzverweise für den Gegner an. Nach Abpfiff handelte sich Andre da Silva Goncalves die Ampelkarte ein. Zudem wurde Trainer Krause vorzeitig des Feldes verwiesen, worüber sich dieser ausließ: „Ein Spieler von uns wird umgehauen. Der Assistent gibt mir das Zeichen, dass ich rauf kann, um ihn zu behandeln. Ich gehe aufs Feld, weil der Spieler geblutet hat, und kriege auf einmal Gelb-Rot. Da muss man dann schon mal die Frage stellen, ob man dazu bereit ist, Landesliga zu pfeifen“, wollte er die Schiedsrichter-Leistung aber nicht als Ausrede für die Niederlage geltend machen. „Es war sehr hitzig – von beiden Seiten. Der Schiri hat es komplett wild gemacht mit seinen Aktionen – auch auf beiden Seiten! Letztlich hat er kein Fingerspitzengefühl bewiesen.“

"Das Spiel war Werbung für die Landesliga!"

Der Poppenbütteler Siegerkreis nach dem umkämpften 3:2-Erfolg und dem ersten "Dreier" nach zuvor drei Niederlagen. Foto: noveski.com

Trotz der knappen Pleite konnte Krause seinen Jungspunden im Nachgang keinen Vorwurf machen: „Das tut natürlich weh, dass wir ohne Punkte nach Hause fahren. Aber ich habe den Jungs auch schon gesagt, dass ich unfassbar stolz auf sie bin. Die Truppe ist nach dem Rückstand über sich hinausgewachsen und hat alles füreinander gegeben. Ich glaube, das 2:2 wäre das verdiente Ergebnis gewesen. Das ist bitter. Aber grundsätzlich haben wir ein gutes Spiel gemacht und ich glaube auch, dass das Spiel an sich Werbung für die Landesliga war“, richtete Krause auch Glückwünsche an die Equipe von der Bültenkoppel – und gab seiner Elf abschließend zu verstehen: „Keiner soll sich auch nur ein Prozent wie ein Verlierer fühlen!“

Autor: Dennis Kormanjos

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