LOTTO-Pokal

„Ein toller Pokal-Fight, der gezeigt hat, dass wohl die zwei besten Mannschaften aus Hamburg aufeinandergetroffen sind!“

31. Oktober 2023, 18:42 Uhr

Ein konsternierter Sven Möller (li.) nach seinem Elfmeter-Fehlschuss - und ein jubelnder Marius Liesegang im Teutonen-Tor. Foto: noveski.com

Als Martin Harnik den Münzwurf im Kampf um die Entscheidung, auf welches Tor das folgende Elfmeterschießen stattfinden würde, für sich entschied, gab es zunächst ein kleines Aufatmen bei den Dassendorfer Verantwortlichen. Zu groß waren die schlechten Erinnerungen an das letzte „Shootout“ vom Punkt vor gut anderthalb Jahren gegen Altona 93 (5:6 n. E.). Dementsprechend fiel die Wahl des TuS-Kapitäns diesmal auf das gegenüberliegende Gehäuse. Doch am Ende brachte auch das nichts – trotz einer 2:0-Führung während der 90 Minuten und einem Vorteil im „Elferschießen“. Denn Christian Gruhne konnte den zweiten Versuch der Teutonen von Fabian Istefo gleich entschärfen. Und dennoch setzte es den bitteren „Knockout“ für den Hamburger Serienmeister – obwohl Marius Liesegang im Teutonen-Tor nicht einmal eingreifen konnte (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Das 1:0: Martin Harnik (re.) steigt gegen Immanuel Höhn in die zweite Etage und köpft ein. Foto: noveski.com

In den letzten zwölf (Pokal-)Jahren musste die TuS Dassendorf fünfmal ins Elfmeterschießen. Und fünfmal zog man den Kürzeren! „Das ist halt Glücks- und Konzentrationssache“, haderte TuS-Trainer Thomas Seeliger – und fügte an: „Die Enttäuschung überwiegt, dass wir am Ende nicht eine Runde weitergekommen sind“, widersprach er auch seinem Trainerkollegen Dominik Glawogger bei dessen Einschätzung vehement: „Ich sehe es überhaupt nicht so, dass es verdient war, sondern habe eine Mannschaft der TuS Dassendorf gesehen, die es verdient gehabt hätte, über die 90 Minuten eine Runde weiterzukommen.“

"Wir waren die, die am Ende noch zulegen konnten"

Das postwendende 2:0: Wieder vollendet Harnik (re.) am zweiten Pfosten per Grätsche nach Maggios Außenristpass. Foto: noveski.com

Denn Seeliger befand auch: „Wir hatten die bessere Spielanlage, waren auf die ewigen langen Bälle auf die Außenpositionen oder auf den Stürmer eingestellt und auch die letzten zehn Minuten am Drücker, um noch den Lucky Punch zu setzen.“ Und weiter: „Da trifft eine Profi-Mannschaft mit sechs, sieben Trainingseinheiten auf eine Mannschaft mit zwei, drei Einheiten. Den Unterschied habe ich nicht gesehen. Im Gegenteil. Wir waren die, die am Ende noch zulegen konnten. Aber wir sind leider raus. Dennoch können wir hier erhobenen Hauptes vom Platz gehen.“

Und schlussendlich fehlten den „Wendelweglern“ im wahrsten Sinne des Wortes nur Zentimeter: Sowohl Kerim Carolus als auch Sven Möller, der es mit einem frechen Chip versuchte, scheiterten jeweils nur hauchzart an der Unterkante der Latte. Beide Male war Marius Liesegang im Teutonen-Tor geschlagen und hatte sogar das Glück, dass der Ball nicht etwa von seinem Rücken oder Hinterkopf den unglücklichen Weg in die Maschen fand. Ansonsten zeigten sich sämtliche Schützen auf beiden Seiten – mit Ausnahme von Fabian Istefo – ganz cool, abgezockt und verwandelten aus elf Metern äußerst souverän. Nachdem Möller, der eigentlich schon gar nicht mehr auf dem Platz stehen und in der 77. Minute entkräftet ausgewechselt werden sollte, ehe Henrik Dettmann signalisierte, nicht weitermachen zu können, in Panenka-Manier am Gebälk hängenblieb, besiegelte Affam Ifeadigo das Weiterkommen des Nord-Regionalligisten!

Harnik düpiert Höhn

Der Anschluss: Fabian Istefo (Mi.) verwandelt einen von Jordan Brown an Ole Wohlers verursachten Foulelfmeter. Foto: noveski.com

Doch bis dahin war es ein langer Weg und ein vor allem „toller Pokal-Fight, der gezeigt hat, dass hier wahrscheinlich die zwei besten Mannschaften aus Hamburg aufeinandergetroffen sind“, wie Glawogger meinte. Ein Pokal-Fight, der von zwei Akteuren maßgeblich geprägt wurde: Martin Harnik und Ole Wohlers. Ersterer schockte die „Kreuzkirchler“ mit all seiner Klasse, ehemaligen Profi-Erfahrung und der noch immer ungeheuren Qualität bereits innerhalb der ersten Viertelstunde zweimal. Und wie! Harnik zeigte dem in der vergangenen Saison noch in der Zweiten Liga kickenden Immanuel Höhn die Grenzen auf.

"Spring mal richtig hoch!"

Der Ausgleich: Affam Ifeadigo (li.) schädelt eine Wohlers-Flanke zum 2:2 ein. Sehr zum Ärger der Hausherren... Foto: noveski.com

Erst nach einem Ballgewinn von Schwager Mattia Maggio und anschließender Flanke von Len Aike Strömer, als der „Captain“ förmlich in der Luft stehen blieb, Höhn um Längen überragte und schulbuchmäßig einschädelte (10.)! Der süffisante Kommentar von Sportchef Jan Schönteich: „Spring mal richtig hoch!“ Nur wenige Augenblicke später war Harnik erneut nicht zu halten, als Ashton Götz im linken Halbfeld einen Doppelpass mit dem Gegner spielte und Maggio den Torjäger vom Dienst am zweiten Pfosten per Außenrist in Szene setzte. Erneut war der ehemalige österreichische Nationalspieler vor Höhn am Ball und grätschte das Runde ins Eckige – 2:0 (15.)! Schönteich: „Wie lange ist noch?“

"Applaus für die Fairness!"

Der verhängnisvolle Chip von Sven Möller landete an der Unerkante der Latte. Foto: noveski.com

Der Regionallist und Titelverteidiger wurde eiskalt erwischt, wollte sich aber nicht einfach so geschlagen geben – und schlug zurück. Insbesondere dank eines Mannes: Ole Wohlers. Sein immer länger werdender Freistoß – war Höhn noch mit den Haarkuppen dran? – klatschte zunächst an den Pfosten (25.). Doch dann holte Wohlers nach einer starken Einzelaktion gegen Jordan Brown einen Strafstoß heraus, den Istefo diesmal sicher verwandelte (29.)! Als Teutonia druckvoll aus der Kabine kam, forderte Seeliger: „Männer, breite Brust!“ Und nur wenige Momente darauf war der „Dasse“-Coach außer sich: „Applaus für die Fairness!“

Wohlers bereitet auch den Ausgleich vor

Marius Liesegang herzt Affam Ifeadigo (Mi.) nach dessen entscheidendem Elfmeter - während Christian Gruhne bedient drein blickt. Foto: noveski.com

Was war passiert? Im Mittelkreis kam es zu einem Duell zwischen dem eingewechselten Fabio Maiolo und Strömer. Letzterer blieb am Boden liegen – aber die Gäste spielten den Ball nicht ins Aus, sondern setzten den Angriff fort. Die Folge: Wohlers setzte sich auf links durch und flankte von der Grundlinie auf Ifeadigo, der unbedrängt einköpfte – 2:2 (58.)! Wer nun allerdings glaubte, die Partie würde komplett kippen und der Viertligist seine kräftemäßigen und konditionellen Vorteile ausspielen, der wurde eines Besseren belehrt. Dassendorf hielt dagegen und drängte in den Schlussminuten sogar auf den „Lucky Punch“. Letztlich aber vergebens – und so war das Glück vom Punkt am Ende auf Teutonen-Seite.

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video:

Autor: Dennis Kormanjos