Oberliga

Bei Harnik klappt nicht alles – aber: „Am Ende ist er dafür verantwortlich, Tore zu machen – und die hat er gemacht!“

03. Februar 2024, 17:21 Uhr

Obwohl nicht alles klappte, steuerte Martin Harnik (re.) mal wieder drei Buden zum 4:0-Erfolg seiner TuS Dassendorf beim FC Türkiye bei. Foto: noveski.com

Fast schon sensationell feierte der FC Türkiye im Hinspiel einen von bis dato erst drei Saisonsiegen. Der als unangenehmer „Zahnarztbesuch“ deklarierte Auftritt bei der TuS Dassendorf (2:1) wurde zu einem der ganz wenigen Feiertage in dieser Spielzeit für die Wilhelmsburger und sorgte für eine von lediglich zwei Pleiten der „Wendelwegler“. Die damaligen Matchwinner: Mou-Inzou Bachir und Albin Bektesi. Während Bachir im zweiten Aufeinandertreffen zunächst auf der Bank Platz nahm und zur zweiten Hälfte eingewechselt wurde, was bei den Dassendorfer Verantwortlichen am Spielfeldrand sofort Erinnerungen weckte, erlebte Bektesi ein ganz böses Wiedersehen (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Der mit einem Tor und einer Vorlage absolute Sieggarant des ersten Duells blieb schon nach nicht mal acht gespielten Minuten auf dem Kunstrasenplatz an der Dratelnstraße mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Da Türkiye keine ärztliche Versorgung sicherstellen konnte und schlichtweg niemanden dahatte, der sich um Bektesi hätte kümmern können, nahm sich zunächst die Dassendorfer Physiotherapeutin Danja Puckel der Sache an, ehe sogar ein Krankenwagen anrücken musste. Der schlimme erste Verdacht: Der ohnehin schon lädierte und gerade erst genesene Bektesi soll sich die Kniescheibe gebrochen und einen Kreuzbandriss zugezogen haben. Die nächste fette Hiobsbotschaft für die Sager-Schützlinge! Bleibt zu hoffen, dass sich die Diagnose nicht bestätigt und der „Flügelflitzer“ möglichst schnell auf das Grün zurückkehren kann. Von dieser Stelle die allerbesten Genesungswünsche!

"Ich verzeihe ihm das heute"

Vitor Cadilhe Branco (li.) und Co-Trainer Visar Galica (re.) tragen den schwer verletzten Albin Bektesi vom Platz. Gute Besserung! Foto: noveski.com

Zum Spiel: Als beide Teams bereitstanden und Richtung grünes Geläuf marschieren wollten, fehlte das, worum es beim Fußball geht. „Bälle!“, forderte Türkiye-Trainer Daniel Sager lautstark. Der Konter des verletzten Tobias Braun auf der anderen Seite des Platzes: „Ich dachte, wir laufen heute nur“, schwante dem ehemaligen Dassendorfer vor dem Duell mit dem Primus – angesichts der Tabellenkonstellation – Böses. Und die ersten vier Zeigerumdrehungen – mit zwei ganz dicken Chancen für die Gäste – ließen das auch vermuten.

Am Ende des Tages machte aber wieder mal ein Mann den Unterschied aus: Martin Harnik. Dabei konnte sich sein Chefcoach Thomas Seeliger nach Schlusspfiff ein ketzerisches Schmunzeln nicht verkneifen. „Es waren wirklich so ein paar Fehlpässe dabei. Wir haben auch darüber gesprochen. Aber am Ende ist er dafür verantwortlich, Tore zu machen – und die hat er gemacht. Deshalb verzeihe ich ihm das heute“, hatte Seeliger gut lachen – und konnte die erstaunlich vielen beim Gegner gelandeten Bälle seines Torjägers sehr gut verkraften.

Harnik zeigt seine Torjäger-Qualitäten

Martin Harnik (li.) staubt zur Führung ab. Foto: noveski.com

Der Ex-Profi zeigte bei seinen Toren mal wieder die ganze Bandbreite: Ob per Abstauber mit dem richtigen Näschen eines Goalgetters nach einem Schuss von Okan Kurt, den Türkiye-Torsteher Goran Mihailovic nur noch vorne abwehren konnte (20.), oder mit einem wuchtigen sowie schulbuchmäßigen Kopfball unter die Latte nach eine Traumflanke von Rinik Carolus (48.) – „Hanno“ stellte seine Klasse und seinen Instinkt vor dem gegnerischen Kasten eindrucksvoll unter Beweis. Auch beim dritten Treffer, als er nach tollem Zuspiel von Kurt noch einen Verteidiger ins Leere rutschen ließ, um das Runde ins Eckige zu jagen (72.)!

Slapstick-Eigentor "ein Schlag ins Selbstvertrauen"

Mit Wucht und Überzeugung schädelt Harnik (2. v. li.) im Duell mit Martin Gyameshie direkt nach der Pause zum vorentscheidenden 2:0 ein. Foto: noveski.com

Ein wenig bezeichnend für die augenblickliche Situation des Tabellenvorletzten: Mit dem Schlusspfiff führte Keeper Mihailovic einen Abschlag kurz aus zu Luis Hacker, der das Leder postwenden zurückpassen wollte. Harnik irritierte Mihailovic aber so entschieden, dass Hackers Rückpass in den eigenen Maschen landete. Slapstick pur (90.)! „Es sind keine 30 Sekunden mehr auf der Uhr, du liegst 0:3 hinten und willst hinten rausspielen – auch noch über die Zentrale, was immer ein bisschen risikobehaftet ist. Und dann fängst du dir so ein blödes Tor. Am Ende ist das nicht ausschlaggebend, aber es ist einfach nervig, ärgerlich und nochmal ein Schlag ins Selbstvertrauen. Das muss nicht sein“, haderte Sager.

"Haben zurzeit nicht die Verfassung, mit breiter Brust weiterzuspielen"

Türkiye-Torjäger Michel Netzbandt (vo.) hatte die Führung auf dem Fuß, ansonsten aber einen ganz schweren Stand gegen die TuS-Defensive. Foto: noveski.com

Auf das Spiel und das Endresultat bezogen, fiel sein Fazit sehr ehrlich aus: „Es war das, was das Ergebnis auch ausdrückt. Die waren von Anfang bis Ende dominant. Wir hatten eine Chance, wo wir 1:0 in Führung hätten gehen können“, sprach Sager auf eben jene Szene an, als Michel Netzbandt nach einem Chip von Yigit Yagmur an Sebastian Kalk scheiterte (19.). „Im Gegenzug fällt das 0:1. Danach wurde es natürlich schwer – gerade auch mit der Ausrichtung, die wir haben, aus der Tiefe heraus und hinter die Kette zu kommen. Dassendorf hat das dann sehr abgewichst gespielt. Trotzdem haben wir das in der ersten Halbzeit sehr vernünftig gemacht“, befand Sager. „Mit dem 0:2 war das Spiel eigentlich vorbei, weil wir zurzeit nicht die Verfassung haben, gegen so einen Gegner dann noch mit breiter Brust weiterzuspielen.“

Währenddessen sah sein Gegenüber „im Großen und Ganzen eine souveräne Leistung. Wir haben kaum eine Torchance zugelassen und selbst genügend Möglichkeiten gehabt, um das Ergebnis noch höher gestalten zu können. Deswegen ist alles gut. Natürlich gibt es immer Dinge, die man verbessern kann. Aber insgesamt war das ein vernünftiger Auftritt.“ Da Türkiye darauf gelauert habe, „dass wir den Ball verlieren und sie die Räume belaufen können“, sei es wichtig gewesen, „dass wir direkt nach der Halbzeit das Zweite gemacht haben“, bilanzierte Seeliger.

Autor: Dennis Kormanjos

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