Oberliga Hamburg
23. Spieltag


FC Türkiye

2

:

0


Altona 93

Anpfiff

Sa - 10.12. 14:00 Uhr

Spielstätte

Landesgrenze

Zuschauer

280

Schiedsrichter

Florian Schwarze (MSV Hamburg)

Oberliga

„Ob man jetzt als FC Netzbandt oder als FC Türkiye betitelt wird, das ist im Endeffekt scheißegal!“

Türkiye-Trainer Daniel Sager ballt mit dem Schlusspfiff die Faust und gibt einen erlösenden Jubelschrei von sich. Foto: Olaf Both

Dank einer Siegesserie von fünf Spielen in Folge katapultierte sich Altona 93 in den vergangenen Wochen auf den vierten Tabellenplatz. Vor dem Gastspiel beim FC Türkiye (alle Highlights im LIVE-Ticker) war der Respekt aber insbesondere vor einer Person groß: „Ja, Netzbandt ist dabei“, stellten einige Altonaer Anhänger auf dem Weg an die Landesgrenze fest. „Und Braun im Tor“, studierten die Fans des Traditionsvereins die Aufstellungen sehr detailliert - und fanden auch ihren ehemaligen Torsteher bei den Wilhelmsburgern zwischen den Pfosten. Und letztendlich avancierten beide Protagonisten zu den Garanten für den nächsten Coup des Aufsteigers!

Das Führungstor: Michel Netzbandt (Mi.) kocht Michael Ambrosius ab und umkurvt den überraschten Julian Barkmann zum 1:0. Foto: Olaf Both

„Ob man jetzt als FC Netzbandt oder als FC Türkiye betitelt wird, das ist im Endeffekt scheißegal“, betonte Türkiye-Trainer Daniel Sager. „Es geht um die Mannschaft“, führte er fort. „Alle arbeiten für Michel, aber Michel arbeitet auch für die Mannschaft.“ Und wie! Beispiel: Es lief bereits die letzte Minute der Nachspielzeit, als der Goalgetter der Wilhelmsburger tief in der gegnerischen Hälfte gleich zweimal dem Ball hinterherjagte und mit vollem Einsatz versuchte, das Spielgerät per Grätsche zu erobern. Schlussendlich gab es „nur“ einen Einwurf für den AFC, ehe der Schlusspfiff folgte. Sager ballte mit einem lauten Freudenschrei die Faust - und bejubelte den nächsten Sieg seiner Elf.

Grund für die Pleite? "Ganz einfach: Haben vorne zu viel liegen gelassen!"

Michel Netzbandt (Mi.) bejubelt seinen Führungstreffer mit Yigit Yagmur. Foto: Olaf Both

Nicht zuletzt, weil Netzbandt wieder einmal das so wichtige 1:0 erzielte. In einer Phase, in der Altona am Drücker und dem Führungstreffer so nah war. Aber: Entweder stand ein starker Tobias Braun einem Torerfolg der Gäste im Weg - oder aber das eigene Unvermögen. Die Gründe für die erste Niederlage nach fünf Siegen am Stück hatte Andreas Bergmann schnell ausgemacht: „Ganz einfach: Weil wir vorne zu viel liegen gelassen haben! Das ist alles. Wir haben den Gegner auf den Bodenverhältnissen gut bespielt und hatten - ich weiß gar nicht wie viele - Chancen. Und dann bist du einmal unaufmerksam, weil du versuchst, immer mehr zu riskieren. Das wollten wir aber auch“, so der AFC-Coach.

Netzbandt revanchiert sich bei Ambrosius

Konsternierte Altonaer am Boden - während Albin Bektesi (Mi.) den Gästen den Garaus macht. Foto: Olaf Both

Eine Unachtsamkeit - oder anders formuliert: „Ein bisschen Abstimmungsprobleme zwischen Torwart und Innenverteidiger. Es war keine klare Situation. Aber dann weiß man, dass der Kollege gerade seine Topform hat und aus fast jeder Situation etwas macht“, meinte Bergmann mit dem „Kollegen“ natürlich Michel Netzbandt. Zu Beginn der Partie beförderte er das Leder zweimal aus nahezu aussichtsloser Position an die Latte (1., 12.). Dann spielte beinahe nur noch Altona. Und schließlich war der „FC Netzbandt“ zur Stelle - nachdem die Hintermannschaft den Laden dicht hielt.

Beraat Sarikaya spielte einen traumhaften Chip-Pass über die Kette - und Netzbandt revanchierte sich bei Michael Ambrosius für eine Aktion aus der ersten Halbzeit, als der AFC-Verteidiger den Torjäger robust und mit vollem Körpereinsatz abkochte. Eine Szene, die der Ex-Concorde nicht auf sich sitzen lassen wollte - und so war es diesmal Netzbandt, der den Regionalliga-erfahrenen Abwehrmann abschüttelte, Julian Barkmann umkurvte und von halblinks ins verwaiste Gehäuse einschob (68.)! „Entscheidend war dann, dass wir nur kurz danach das Zweite kriegen. Nach dem Gegentor waren wir etwas zu unruhig und haben noch nicht die Reife, das trotzdem geduldig auszuspielen“, monierte Bergmann.

Karaca-Traumpass ebnet Bektesi den Weg - Bedrolli sieht Rot

Arlind Bedrolli (re.) - hier im Duell mit Prince Hüttner - sah kurz vor Ultimo die Rote Karte. Foto: Olaf Both

Yannick Petzschke ging mit einem Querpass tief in der eigenen Hälfte „ein zu großes Risiko ein“. Das nutzten Netzbandt und Hasan Karaca, der nach dem Zuspiel einen sensationellen Steckpass auf Albin Bektesi spielte. Der „Flügelflitzer“ vollendete freistehend ganz cool und trocken ins lange Eck - 2:0 (76.)! Ganz Türkiye jubelte - nur Manager Klaus Klock nicht, der genau in jener Situation einen Ball in den Büschen an der Landesgrenze suchte und kurzzeitig fluchte. Aber: Klock fand nicht nur das verloren geglaubte Spielgerät, sondern konnte auch wenig später aufatmen und sich über den nächsten „Dreier“ freuen!

„Bezeichnend dafür, dass es heute irgendwie nicht sein sollte“, bewertete Bergmann die Riesenchance neun Minuten vor Ultimo zum Anschluss, als der im Abschluss äußerst unglückliche Kevin Prinz von Anhalt die Kugel völlig blank stehend an die Unterkante der Latte donnerte. Bevor der Schlusspfiff ertönte, kam es noch unmittelbar vor dem AFC-Fanblock zu einer kleinen Rudelbildung, in deren Folge Arlind Bedrolli nach einem Schubser gegen Theo Behrmann glatt Rot sah (87.)! Doch auch aus der kurzzeitigen Überzahl konnte Altona keinerlei Kapital mehr schlagen.

"Ergebnistechnisch ein Rückschritt, aber nicht fußballerisch"

Kurz vor Schluss kochten die Emotionen noch einmal über und Theo Behrmann (un.) machte aus einem Schubser sehr viel. Foto: Olaf Both

Während nahezu in ganz Hamburg die Witterungsverhältnisse für etliche Spielausfälle sorgten, befand sich ausgerechnet der sonst so anfällige Naturrasenplatz an der Georg-Wilhelm-Straße in einem überraschend guten Zustand - komplett ohne Schnee und Eis. Am Ende überraschten die Hausherren den zuletzt so formstarken Regio-Absteiger. Doch Bergmann befand: „Das war ergebnistechnisch ein Rückschritt, aber nicht fußballerisch“, wolle man nun intensiver „am Abschluss arbeiten“.

Währenddessen kam sein Gegenüber dem Vorhaben, „mindestens vier von den noch sechs möglichen Punkten zu holen“, ein großer Stück näher. "Es freut mich vor allem für die Mannschaft, die seit Wochen richtig gut, hart und diszipliniert arbeitet - und sich dafür belohnt hat. Wir stehen stabil, verteidigen das eigene Tor gut, sind geduldig und warten auf unsere Chancen. Und wenn die da ist, dann schlagen wir eiskalt zu. Neben Michel kommt jetzt auch noch Albin dazu, der eiskalt im Torabschluss ist. So wird das Spiel nach vorne auch noch ein bisschen variabler und wir entlasten Michel ein wenig. Ich glaube, das tut der Mannschaft gut“, so Sager.

"Wenn man die Qualität des Kaders sieht, ist es natürlich ein besonderer Sieg"

Die Mannschaft des FC Türkiye bejubelt den Heim-Coup gegen den AFC. Foto: Kormanjos

Schon vor dem Spiel kündigte Manager Klock an: „Das ist ein Bonusspiel für das, was Mannschaft und Trainer bisher geleistet haben!“ Ein Bonusspiel, das mit drei weiteren Zählern gekrönt wurde. „Wenn man die Qualität des Kaders betrachtet, dann ist es natürlich ein besonderer Sieg. Aber am Ende gibt es auch dafür nur drei Punkte“, beschwichtigte „Erfolgsmacher“ Sager - und erklärte abschließend: „Wir haben in zwei Spielen gegen Altona vier Punkte geholt. Und Altona kann man mittlerweile zu den ‚Top Fünf’ zählen, da die sich super entwickelt haben.“ Die Entwicklung an der Georg-Wilhelm-Straße ist aber nicht minder imposant...