Landesliga Hansa
13. Spieltag


Inter 2000

4

:

2


Dersimspor Hamburg

Anpfiff

Sa - 20.10. 15:00 Uhr

Spielstätte

Snitgerreihe

Zuschauer

50

Schiedsrichter

Liam Maurits Draf (SC Nienstedten)

„Der Kopf ist einfach nicht mehr da, wo er hingehört“: Dersim deprimiert, Katik-Kicker cool

Jubel an der Seitenlinie: Die Inter 2000-Spieler freuen sich über einen ihrer vier Treffer. Foto: Knötzsch

Erdal Katik hatte bereits längst den Weg in die Kabine angetreten, da stand sein Gegenüber immer noch auf dem Kunstrasen an de Snitgerreihe. Logisch, Sven Siebert hatte ja auch viel zu erzählen. Da war zum einen die 2:4-Niederlage Dersimspors bei Inter 2000 (Hier gibt’s den Live-Ticker der Partie zum Nachlesen) die der Coach der Gäste in Worte zu kleiden hatte. Und natürlich das, was unter der Woche beim Club aus Harburg alles passiert war: der Rücktritt des kompletten Vorstands, das schwebende Verfahren um die Nutzung des Platzes an der Baererstraße und die Frage nach der Zukunft des Vereins. Von der Tatsache, dass Dersim derzeit gar nicht trainieren kann, einmal ganz zu schweigen. 

„Unsere ersten 45 Minuten waren eine Katastrophe. Aber ich als Trainer sehe die kompletten 90 Minuten und auch das Drumherum. Wenn man weiß, was diese Woche bei uns wieder so los war...“, begann der Derismspor-„Dompteur“ seine Ausführungen zum Spiel, um schon nach dem zweiten Halbsatz festzustellen: „Ich will die Mannschaft jetzt nicht in Schutz nehmen, aber in so einer Situation kannst du dich einfach nicht zu 100 Prozent auf Fußball konzentrieren. Dann geht Inters erster Schuss direkt rein, beim 0:2 haben wir Abstimmungsprobleme und obendrauf kommt noch die Gelb-Rote Karte. Das zieht dich runter.“ Er probiere zwar alles, was möglich sei, aber „das sind von Woche zu Woche Durchhalteparolen. Wir kommunizieren, gucken Spiele, treffen uns auf ein Getränk, aber ohne Training etwas aufs Wochenende rüber zu bringen – das funktioniert nicht“, stellte Siebert fest.

Katik: „Es war wichtig, dass wir früh die Tore gemacht haben und nicht in Rückstand geraten sind“

Ziemlich leere Bank: Inters neuer Trainer Erdal Katik (li.) und Mitstreiter Sercan Topbas. Foto: Knötzsch

Die unklare Situation um Platz und Zukunft des Vereins – sie hat die Mannschaft fest im Griff. „Es gibt im Umfeld, und damit meine ich nicht das Umfeld des Vereins, sondern den Part, den wir nicht beeinflussen können, offenbar Leute, die alles dafür tun, dass wir nicht erfolgreich Fußball spielen können. Das, was dabei jetzt rauskommt, ist definitiv ein Fakt dessen. Wir haben nicht nur heute schlecht gespielt, sondern sind seit vier oder fünf Wochen schlecht. Wir sind einfach körperlich nicht in der Lage, das zu spielen, was wir können. Der Kopf spielt auch nicht mit. Im Moment kommt alles zusammen. Ohne Training spielst du auch gegen eine Mannschaft aus der Bezirksliga nicht gut“, brachte Siebert die Thematik der letzten Wochen auf den Punkt.

„Wenn die Beine mangels Training nicht mehr so wollen, dann spielst du den Ball nicht mehr da hin, wo er hin soll. Und du machst die Wege nicht mehr. Daraus kommen die Gegentore zustande. Der Kopf ist einfach nicht mehr da, wo er hingehört“, konstatierte Siebert, dessen Equipe sich gegen den personell arg dezimierten Gegner bereits nach neun Minuten den Treffer zum 0:1 einfing, als Bülent Imanci einen Freistoß aus rund 22 Metern ins Netz schoss. „Die frühe Führung und der zweite Treffer haben uns gut getan. Es war wichtig, dass wir so früh die Tore gemacht haben und nicht in Rückstand geraten sind. Wenn das passiert wäre, dann wäre das für uns nicht gut gewesen“, resümierte Inters neuer Trainer Erdal Katik, der die Mannschaft erst in dieser Woche übernommen hatte (wir berichteten) und nur elf Mann zur Verfügung hatte, nach der Begegnung, die auch sein Vorgänger Eren Sen als interessierter Zuschauer von außen verfolgte.

Siebert: „Damit, dass es irgendwann vorbei ist, beschäftige ich mich nicht“

Dersimspors Vedat Barlak (vo.) schirmt die Kugel im Duell mit seinem Gegenspieler ab. Foto: Knötzsch

„Elf Mann und draußen keiner, den ich bringen kann – ich hatte schon Sorgen und hätte nicht gedacht, dass das so ausgeht“, konstatierte Katik im Anschluss an seine Premiere, bei der Habib Zagre zum 2:0 traf (33.), ehe Lamin Jawla für Dersim verkürzte (44.). Nach der „Ampelkarte“ für Gästeakteur Samed Topuzovic (49., Meckern/Foul) traf dann erneut Imanci, der zuletzt lange pausiert hatte. Und wie: Nachdem sein Freistoß bereits das Prädikat „sehenswert“ verdient hatte, schweißte er die Kugel nach 52 Minuten zum 3:1 ins Netz (52.). In der Folgezeit ließ Inter diverse Chancen liegen. In numerischer Gleichzahl – Inters Osman Celik sah Gelb-Rot (87.) – verkürzte Dersim durch Krim Derouiche auf 2:3 (90.+4), doch die Katik-Kicker antworteten durch Carlos Rodrigues Padinha mit dem 4:2-Endstand (90.+5).

„Zunächst habe ich aufgrund der personellen Situation gehofft, dass wir irgendwie über die Runden kommen, da sowas ja meist in die Hose geht. Jetzt wissen wir, dass es gut gegangen ist und wir glücklich sein können“, zog Katik nach der Begegnung kurz und knapp ein positives Fazit, während Sven Siebert da schon mehr Redebedarf hatte: „Im Moment haben wir ja nicht mal eine Dusche, wo wir duschen dürfen, falls wir denn mal trainieren könnten. Das ist deprimierend“, sagte Dersims Coach, gibt sich aber trotz der momentanen Lage optimistisch: „Damit, dass es irgendwann vorbei ist, beschäftige ich mich nicht, Ich versuche, es von Woche zu Woche so zu drehen, dass wir zusammenkommen und was sinnvolles machen. Das ist kein Zustand für eine Landesliga-Mannschaft, da sind wir uns alle einig. Aber ans Ende denke ich nicht. Die Saison ist irgendwann im Mai zuende...“

Jan Knötzsch