Oberliga

Sasel ist keine „Wurzeltruppe“, TuRa erntet Lob: „Zufrieden bin ich nicht, aber auch nicht unzufrieden!“

24. November 2023, 23:49 Uhr

Es hätte der "Lucky Punch" werden können - letztendlich fehlten dem eingwechselten Torschützen Mohamed Khalil (li.) aber wenige Zentimeter zum Glück. Foto: Nina Ruck

„So richtig toll fühlt es sich nicht an“, konnte Jörg Schwarzer seine Gefühlswelt nur wenige Augenblicke nach Abpfiff noch nicht wirklich greifen. Allerdings betonte der Trainer des Überraschungs-Dritten TuRa Harksheide nach der späten Punkteteilung gegen den direkten Verfolger aus Sasel (alle Highlights im LIVE-Ticker) auch: „Wir haben hier nicht gegen irgendeine Wurzeltruppe gespielt, sondern das war – mit allen Problemen und Schwierigkeiten, die man vielleicht hat – der Hamburger Meister. Man hat in vielen Situationen und bei vielen Spielern schon gesehen, welch eine individuelle Klasse die haben. Da sollten wir tatsächlich bodenständig bleiben – und wir sind am Ende, auch wenn wir es anders hätten gestalten können, mit dem Punkt absolut zufrieden.“

TuRa-Angreifer Yannick Fischer (re.) - hier im Duell mit Sasel-Außenverteidiger Maximilian Grünberg - brachte die Hausherren am heimischen Exerzierplatz früh auf die Siegerstraße. Foto: Nina Ruck

So schnell können Ansprüche steigen. Nach einer bis dato furiosen Saison ging Harksheide schon fast als Favorit in das Spiel gegen den amtierenden Champion. Doch die von Schwarzer bereits angesprochene Bodenständigkeit ist den Mannen vom Exerzierplatz nicht abhandengekommen. Obwohl man gegen den TSV Sasel erst in der Schlussphase den Ausgleich kassierte und zuvor den berühmt-berüchtigten Deckel nicht auf den Top bekam, war die erste Reaktion von Liga-Manager Philipp Penkwitt nach dem Schlusspfiff: Beifall für das eigene Team. „Wir haben es uns erarbeitet und erreicht, dass zu diesem Zeitpunkt der Saison der Dritte den Vierten empfangen hat. Dementsprechend wollten wir mit breiter Brust auftreten“, kündigte Schwarzer die Marschroute an.

"Ich weiß gar nicht, was er da macht"

Im ersten Moment fühlte sich der Punkt für TuRa-Trainer Jörg Schwarzer noch "nicht so toll an". Letztendlich zeigte er sich damit aber doch "absolut zufrieden". Archvifoto: noveski.com

Und tatsächlich: Schon früh „wurschtelte“ Yannick Fischer einen herrlichen Steckpass von Lenny Kufrin zur Führung ins linke Toreck (14.)! Letzterer hatte im zweiten Abschnitt nach einem langen Ball die Chance, das vermeintlich vorentscheidende 2:0 in einer Kontersituation zu erzielen, verstolperte aber diese sehr aussichtsreiche Situation (71.). „Wir müssen den Sack zumachen. Ich weiß gar nicht, was Lenny da macht. Er hat ihn auf seinem starken linken Fuß, aber als 19-Jähriger wohl doch ein wenig zu viel Respekt gehabt“, mutmaßte Schwarzer, der nach guter Anfangsphase befand: „Wir sind absolut verdient in Führung gegangen, hätten vielleicht sogar noch ein Tor machen können. Das ist das, was sich die letzten Wochen so ein bisschen durchgezogen hat, dass wir den Gegner nicht tot machen.“

"Waren vorne nicht durchschlagskräftig genug"

Sasel-Torjäger Benjamin Dreca hatte am Freitagabend einen schweren Stand und konnte sich nicht entscheidend in Szene setzen. Foto: Nina Ruck

Damit sprach der TuRa-Trainer vor allen auf die ganz frühe Doppelchance an, als Sasel gleich zweimal aus allerkürzester Distanz den Einschlag auf der Linie verhindern konnte (8.). Aber mit fortlaufender Spielzeit bekamen die Gäste immer besseren Zugriff. „In der ersten Viertelstunde waren wir nicht gut im Spiel, da war TuRa besser. Nach 20 Minuten haben wir das Heft in die Hand genommen, hatten sehr viel Ballbesitz, waren aber vorne nicht durchschlagskräftig genug. Das hat uns gefehlt – der letzte Pass oder der letzte gewonnene Zweikampf vorne. Das hat sich so ein Stück weit durchs Spiel gezogen“, konstatierte Sasel-Coach Marco Stier.

Während Schwarzer meinte: „Ich finde, dass Sasel so ab der 35. Minute mehr die Initiative ergriffen und läuferisch einen höheren Aufwand betrieben hat. Wir sind in den Passfolgen nicht mehr so sauber gewesen. Ich weiß nicht, ob die Substanz nicht mehr da war. Denn es ist schon so, dass der eine oder andere auf dem Zahnfleisch geht und ein bisschen kränkelt.“ Stier sah seine Schützlinge nach der Pause „klar besser. TuRa hat sich aufs Verteidigen konzentriert, was sie sehr gut und diszipliniert gemacht haben. Es war sehr schwer, da durchzukommen.“ Einmal schaffte es der starke Antreiber Jean-Lucas Gerken, scheiterte aber am glänzend reagierenden Niklas Grünitz (67.).

"Einmal können wir den tiefen Ball nicht verteidigen"

Cristopher Rieder (li.) im Kampf um den Ball mit Tim Jeske, der kurz vor Ultimo auch noch die Kopfballchance zum Sieg hatte. Foto: Nina Ruck

Der TSV biss sich die Zähne an der kompakten und unheimlichen disziplinierten Harksheider Defensivarbeit aus. Bis zur 79. Minute. „Einmal können wir den tiefen Ball nicht verteidigen. Vielleicht auch, weil der eine oder andere gedacht hat, dass der ins Aus geht. Dadurch waren wir nicht mehr so intensiv und haben etwas gepennt“, brachte es Schwarzer ziemlich treffend auf den Punkt. Pedro Gomes dos Santos erlief auf dem linken Flügel einen kaum mehr zu erreichenden Ball und flankte ihn von der Grundlinie in die Mitte, wo Tim Jeske zunächst verpasste – aber der eingewechselte Mohamed Khalil mit Hilfe des linken Innenpfostens den Ausgleich herstellte!

"Hätten es eher verdient gehabt, zu gewinnen"

Das Fazit von Sasel-Coach Marco Stier nach der Punkteteilung bei TuRa Harksheide am Exerzierplatz: "Zufrieden bin ich nicht, aber auch nicht unzufrieden!" Archivfoto: noveski.com

Eben jener Khalil, der wie auch Gomes dos Santos in der 72. Spielminute das Geläuf betrat, hätte schlussendlich sogar noch zum Matchwinner avancieren können, vergab aber zweimal um Haaresbreite – Außennetz (87., 90.). „Wir haben auf jeden Fall verdient den Ausgleich gemacht. Hintenraus kannst du das Spiel sogar noch gewinnen“, bilanzierte Stier – und fügte an: „Ich denke, dass wir eher am Drücker waren und es am Ende verdient gehabt hätten, zu gewinnen. Aber letztendlich muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen. TuRa ist eine gute Mannschaft – gerade hier auf dem großen Platz. Die haben sich gut gefunden. Da muss man dann auch mal mit einem Punkt leben können. Kompliment an TuRa – die haben das gut gemacht und vor allem sehr gut verteidigt.“

Und so wussten beide Seiten letztendlich nicht, wie sie das Ergebnis einsortieren sollten. „Es fühlt sich für uns ein bisschen doof an“, sagte Schwarzer. „Zufrieden bin ich nicht, aber auch nicht unzufrieden“, meinte Stier abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos