Luca macht Ernst: Vicky holt „Dreier“ für Mirco Bergmanns Bruder

SCV besiegt am Kiesbarg den FC Süderelbe mit 4:1

06. Mai 2017, 00:23 Uhr

Mit einem Tor und einer Vorlage hatte Luca Ernst großen Anteil am Sieg des SC Victoria. Foto: KBS-Picture

Der FC Süderelbe muss in der Oberliga weiterhin noch um den Erhalt der Klasse bangen. Im Heimspiel gegen den SC Victoria verlor die Mannschaft am Kiesbarg mit 1:4 und verpasste es dadurch, den Abstand zum ersten Abstiegsplatz, den die SV Halstenbek-Rellingen inne hat, zu vergrößern. „Für uns war mehr drin“, ärgerte sich FCS-Coach Markus Walek nach dem Spiel, während auf Seiten der Kicker von der Hoheluft Mirco Bergmann den Sieg seinem Bruder widmete und sich ein ganz anderer Spieler aufschwang, die Hauptrolle des Spiels zu übernehmen...

Luca Ernst musste unbedingt noch etwas loswerden. „MVP: Nummer sechs“, sagte der 19-Jährige, als er an Mirco Bergmann vorbei ging, der gerade dazu ausholte, der Presse Rede und Antwort zu stehen. Als er seinen Teamkollegen längst hinter sich gelassen hatte, drehte sich Ernst noch einmal um und grinste. Ganz unrecht hatte der „Youngster“ im Trikot des SC Victoria in diesem kurzen Moment nicht gehabt. Hätte es die Auszeichnung des „MVP“ (Most Valuable Player, zu deutsch: wertvollster Spieler) an diesem Abend nach dem 4:1-Sieg der Kicker von der Hoheluft auf dem Kunstrasen am Kiesbarg gegen den FC Süderelbe wirklich gegeben, so wäre Ernst bei den Kandidaten zumindest ganz vorne dabei gewesen. Ein Mal hatte er selbst ins Schwarze getroffen und einen weiteren Treffer vorbereitet.

Mirco Bergmann: „Wir waren kaltschnäuziger vorm Tor und haben verdient gewonnen“

Marius Ebbers brachte Vicky mit seinem Treffer zum 2:1 nach dem Seitenwechsel auf die Siegerstraße. Foto: KBS-Picture

Und doch waren es zwei andere Personen, die in der Analyse von Mirco Bergmann nach dem Spiel im Vordergrund standen: Jean-Pierre Richter und Dennis Bergmann, der Bruder von Vickys Nummer 23. „Ein wenig ist das auch ein Sieg, den wir für ihn geholt haben. Ich weiß, dass er gerne gespielt hätte“, sagte Mirco Bergmann. Einem Einsatz von Dennis Bergmann aber stand im Wege, dass er noch immer an den Folgen eines Kreuzbandrisses laboriert. „Er wird in zwei Wochen nochmal operiert. Ich glaube, sie machen das Knie aber nur auf, um die Naht zu glätten. Zur neuen Saison ist er wieder dabei“, berichtete sein Bruder. Somit standen in der Startformation der Gäste nur drei Spieler, die in der vergangenen Saison das Trikot des FCS getragen hatten: Mirco Bergmann, Marcel Rodrigues und Felix Schuhmann. Und auch Jean-Pierre Richter, in der zurückliegenden Serie noch Coach am Kiesbarg und inzwischen Manager beim SCV, fehlte. „Er hat uns Anfang der Woche gesagt, dass er nicht da ist“, berichtete Mirco Bergmann. Richter hatte von seinem Bruder zu seinem 30. Geburtstag im April eine Reise in die spanische Hauptstadt Madrid geschenkt bekommen, die „Jonny“ exakt an dem Wochenende antrat, an dem sein Ex-Club auf seinen jetzigen Verein traf. „Er hat uns aber die Tage vorher gut eingestimmt auf das Spiel“, verriet Mirco Bergmann.

Offenbar mit Erfolg. Denn obwohl Süderelbe zunächst mehr Ballbesitz vorweisen konnte, ging Victoria in Führung: Hatte Rodrigues vorher FCS-Schlussmann Dennis Lohmann zu einer starken Parade gezwungen (15.), so war dieser sieben Minuten später machtlos, als Len Aike Strömer kurz vorm Strafraum quer auf Luca Ernst legte und der ins linke untere Eck traf – der erste Schritt auf dem Weg zum späteren Vicky-Sieg. Der erste Schritt von Ernst auf dem Weg zum „MVP“. Und auch, wenn Süderelbes Coach Markus Walek nach dem Match davon sprach, „vor allem in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel beider Mannschaften“ gesehen zu haben, gab es vor der Pause nur noch drei weitere gefährliche Torraumszenen: Erst blieb Lohmann gegen Marius Ebbers Sieger (27.), dann wurde auf der anderen Seite Klaas Kohpeiß geblockt (33.) und schließlich zielte Strömer aus rund 18 Metern knapp am rechten Pfosten des Tores der Gastgeber vorbei. „Wir haben in den ersten 30 Minuten wenig zugelassen“, fasste Mirco Bergmann treffend zusammen.

Walek: „Der Sieg für Victoria ist um zwei Tore zu hoch ausgefallen“

Süderelbes Coach Markus Walek ärgerte sich nach dem Abpfiff über die Niederlage seiner Mannschaft. Foto: KBS-Picture

Auch der zweite Teil von Bergmanns Analyse traf ins Schwarze. „Süderelbe ist danach gut ins Spiel gekommen, hat einen guten Ball gespielt – vielleicht sogar einen besseren als wir. Aber wir waren kaltschnäuziger vorm Tor und haben verdient gewonnen“, resümierte der 25-Jährige, dessen Team nach dem Seitenwechsel zunächst den Ausgleich hinnehmen musste: Mehdi Jaoudat bereitete von links vor, Lennart Sekulic schaute sich SCV-Keeper Tim Wiegand aus und traf ins kurze Ecke – 1:1 (56.). Wirklich beeindruckt aber zeigten sich die Gäste davon nicht. Nur sechs Minuten später antworte Vicky auf den Ausgleich mit dem neuerlichen Führungstreffer, als Marius Ebbers zum 2:1 vollendete (62.). Und danach passierte genau das, was Mirco Bergmann angesprochen hatte: Die Kicker von der Hoheluft blieben im Abschluss cool. Erst manövrierte sich Ernst weiter in Richtung „Most Valuable Player“, indem er ein weiteres Mal Ernst machte und den gerade eingewechselten Furkan Aydin zum 3:1 bediente (72.), dann führte Vicky eine Ecke kurz aus, Sergej Schulz und Aydin spielten Doppelpass, Aydin flankte von links zentral vors Tor und der ebenfalls eingewechselte Tarek Abdalla stand völlig blank und köpfte zum 4:1-Endstand ein (89.). Süderelbe hatte zuvor durch Jaoudat, der an Wiegand scheiterte, die Chance zum 2:3 vergeben.

Genau das war es, was Markus Walek nach Spielschluss kritisierte. „Wir haben zu viele Anläufe gebraucht. Wenn man seine Chancen nicht nutzt, dann wird es schwer“, erkannte Süderelbes Übungsleiter, dem auch nicht verborgen blieb: „Vicky kommt dagegen fünf Mal vors Tor und trifft vier Mal.“ Aus seiner Sicht, so Walek, „ist der Sieg am Ende um zwei Tore zu hoch ausgefallen. Ich hatte gedacht, dass für uns mehr drin war. Aber dann kassieren wir nach der Pause aus dem Nichts das 1:2. Genau wie beim 0:1 bekommen wir diesen Gegentreffer zu früh.“ Für ihn habe „das 2:1 für Vicky durch Ebbers einfach den Unterschied gemacht“, beschied Walek, dessen Elf weiter um den Klassenerhalt kämpfen muss. Aber: „Wir sind in einer guten Situation. Als nächstes kommt Buxtehude zu uns. HR (die Halstenbeker stehen mit acht Punkten Rückstand auf den FCS auf dem ersten Abstiegsplatz, Anm. d. Red.) muss eigentlich schon alle vier Spiele gewinnen. Ich weiß nicht, ob die gedanklich schon beim Pokalfinale sind oder nicht“, sagte Walek, „wir müssen dennoch aufpassen: Totgesagte leben immer länger. Unser Ziel muss es sein, unsere Hausaufgaben zu machen. Heute ist uns das nicht gelungen. Es war mehr für uns drin.“

Jan Knötzsch 

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