„Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt – das hat mich schockiert!“

Dirk Hannemann spricht über sein plötzliches „Aus“ als Rahlstedt-Coach

18. Dezember 2017, 20:32 Uhr

Musste beim RSC seinen Hut nehmen: Der bisherige Trainer Dirk Hannemann. Foto: Mathias Merk

Ende Oktober war die Welt noch in Ordnung. Zumindest halbwegs. Zwar hatte der Rahlstedter SC gerade seinen Trainer Alexander Schäfke verloren, der aus beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung stellte. Doch eine Fortführung der guten Arbeit nach dem Aufstieg aus der Bezirks- in die Landesliga schien gesichert, weil das Kommando in bewährten Händen blieb: „Co“ Dirk Hannemann rückte zum Cheftrainer auf, Steven Vo – schon unter Schäfke Assistent – blieb Co-Trainer an der Seite des neuen Chefs. Jetzt sind beide nicht mehr im Amt. Eine Entscheidung, die Fragen aufwirft, steht der RSC doch nach dem Sieg im Nachholspiel gegen den FC Elazig Spor als Siebter der Tabelle nicht schlecht da...

Die Zuschauer des Nachholspiels beim FC Elazig Spor staunten am gestrigen Sonntag nicht schlecht: Nicht etwa das übliche Trainer-Duo coachte von der Seitenlinie aus, sondern zwei, die sonst eigentlich auf dem Platz stehen: Bastian Warning und Moritz Mandel (wir berichteten exklusiv). Dirk Hannemann und Steven Vo waren da bereits seit knapp einer Woche nicht mehr im Amt, wie der Ex-Coach verrät. Bereits am 8. Dezember, einen Tag vor der Weihnachtsfeier des Landesliga Hansa-Aufsteigers, sei ihm die Entscheidung des Vereins mitgeteilt worden, dass er und Vo nicht mehr die beiden sind, die die Mannschaft betreuen. „Einer ist der Überbringer der schlechten Nachricht. In diesem Fall war das Marc Ahlers, der Erste Vorsitzende“, berichtet Hannemann und sagt: „Für mich ist es ein Rätsel, warum sich der Verein so entschieden hat. Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt – das hat mich schockiert.“

„Die Entscheidung hat nichts mit der aktuellen sportlichen Situation zu tun“

Auch Co-Trainer Steven Vo (li., hier noch als Spieler) musste gehen. Archivfoto: noveski.com

Er sei, so erzählt Hannemann im Gespräch mit den FussiFreunden, „von der Entscheidung des Vorstands völlig überrascht“ gewesen. An der Seite des im Oktober abgetretenen Alexander Schäfke habe er gute Arbeit geleistet, ist sich Hannemann sicher. „Mit Alex und mir hatten wir hier eine außerordentlich gute Zeit. Wir haben Rahlstedt vor der Bedeutungslosigkeit gerettet, dann etabliert und schließlich mit einem großen Vorsprung die Bezirksliga Ost dominiert, aus der wir zu Recht aufgestiegen sind. So ein jähes Ende war nicht vorherzusehen.“ Auch nicht, weil die Mannschaft eben als Aufsteiger auf einem guten siebten Platz rangiert – und das, obwohl man zuletzt „viel Pech mit Platzverweisen und Verletzungen an den Hacken hatte. Wir haben in jedem Spiel eine andere Aufstellung gehabt. Es war nicht so, dass wir komplett eingespielt waren und konstant unsere Leistungen bringen konnten“, so Hannemann. Aber – und das ist die größte Überraschung: „Die Entscheidung hat nichts mit der aktuellen sportlichen Situation zu tun“, teilt Hannemann mit, „es ging um die nächste Saison.“

Der 36-Jährige versucht etwas Licht ins Dunkel zu bringen. „Es gab ein Gespräch mit dem Vorstand. Wir hatten als Trainerteam Spaß, da das eine tolle Truppe ist und wir haben das Potenzial in ihr gesehen. Deswegen wollten Steven und ich auch weitermachen. Mit dieser Mannschaft muss man sich hohe Ziele setzen. Nicht in dieser, aber in der nächsten Saison. In dieser Serie haben wir einen einstelligen Tabellenplatz angepeilt, in der nächsten wollte ich gerne oben dabei sein. Für mich war klar: Ich möchte mit dieser Mannschaft in der neuen Spielzeit aufsteigen“, erläutert Hannemann und präzisiert: „Das Potenzial, das zu erreichen, ist da. Man hätte die Mannschaft nur ergänzen und verstärken müssen. Das ist ein junger Kader, dem es an Stabilität und Führung auf dem Platz fehlt. Von den erfahrenen Spielern waren Moritz Mandel, Deniz Bekler und Bastian Warning zuletzt verletzt, Yannic Reichenbach steckte in einem Tief und von einem Louis Mandel, der gerade mal 21 Jahre alt ist, kann man nicht verlangen, dass er sowas allein reißt.“

„Dass die Mannschaft uns mit Applaus verabschiedet, war ein Gänsehaut-Moment“

Vielleicht, so vermutet Hannemann, seien die Gründe für eine Trennung von ihm und Vo auch „persönlicher Natur. Aber da möchte ich aus dem Vorstand den Vorsitzenden Marc Ahlers und Kassenwart Mathias Polinske ausnehmen. Die beiden haben uns immer unterstützt. Ohne die beiden wäre Rahlstedt nicht da, wo man jetzt steht.“ Die Entscheidung, dass er seines Amtes enthoben wurde, „tut mir weh. Die Mannschaft liegt mir am Herzen. Wir sind intensiv durch Höhen und Tiefen gegangen. Daher macht mich dieses Ende traurig.“ Warme Worte findet der Coach für sein Ex-Team: „Ich bin beeindruckt von der Mannschaft, die 1000-prozentig hinter mir und uns als Trainer-Team gestanden und die Entscheidung genau so wenig verstanden hat. Es war ein emotionaler Abschied. Dass sie uns mit Applaus aus der Kabine verabschiedet haben, war schon ein Gänsehaut-Moment mit einer riesigen Portion Wehmut“, so der Übungsleiter, der „gerne zeitnah wieder als Trainer“ arbeiten will: „Es hat mir sowohl mit Alex als auch mit Steven unheimlich viel Spaß gemacht.“

Jan Knötzsch