Erfolgserlebnis Elfmeter: Cordi im Glück, doch Gossow sorgt für Eklat

Gastgeber siegen 1:0 in einem Kick mit zwei Platzverweisen und verbaler Entgleisung

05. November 2017, 18:59 Uhr

Die spielentscheidende Szene: Cordis Timo Stegmann (Nummer acht) trifft gegen NTSV-Keeper Marcel Kindler vom Elfmeterpunkt zum 1:0-Sieg. Foto: KBS-Picture

Viele Höhepunkte waren es zugegeben nicht, die das Oberliga-Spiel zwischen Concordia und dem Niendorfer TSV auf dem Kunstrasen am Bekkamp vor gerade mal etwas mehr als 100 Zuschauern bereit hielt. Dennoch hatte es vor allem die Schlussphase der Begegnung in sich: Alle wichtigen und spielentscheidenden Szenen der Partie ereigneten sich in den letzten 15 Minuten – mit einem Ende, das Niendorfs Trainer Ali Farhadi als „verdient für Cordi, aber glücklich“ beschied, während Florian Gossow seiner Equipe ein „gutes Spiel“ attestierte. Cordis Coach selbst stand knappe zehn Minuten vor dem Ablauf der regulären Spielzeit selbst im Mittelpunkt. Und das nicht unbedingt im positiven Sinne.

In der 81. Minute ereignete sich ein Foul an einem Niendorfer Spieler fast direkt vor der Bank des NTSV. Die Besetzung selbiger sprang auf – und fortan kochten die Emotionen für einige Momente richtig hoch. Der bereits ausgewechselte Niendorfer Pascal Ehrenberg und Florian Gossow gerieten dabei verbal aneinander. Den Coach der Concorden, der in Richtung Niendorfer Bank gestürmt war, und Ehrenberg trennten nur wenige Meter. Fast musste man befürchten, die beiden würden sich richtig in die Haare bekommen. Doch es blieb nur bei einer verbalen Entgleisung. Die aber hatte es in sich: „Du kleiner Wichser“, sagte Gossow gleich zwei Mal in Richtung von Ehrenberg, ehe er schließlich wütend wieder kehrt machte und in seine Coaching-Zone zurück stapfte. Referee Marco Kulawiak hatte diese Äußerung nicht gehört, daher zog sie keine Konsequenz vom Spielleiter nach sich. Dafür aber die Frage, wie Gossow selbst diese Szene nach Spielschluss beurteilte.

Gossow: „Ich habe in diesem Moment so reagiert, wie man reagieren muss“

Bei Cordi-Coach Florian Gossow kochten knapp zehn Minuten vor Schluss die Emotionen über. Foto: KBS-Picture

Ihm seien, so der 44-Jährige, im Presse-Gespräch nach dem Match, diese Worte nicht einfach herausgerutscht. „Das ist eine Reaktion auf eine Summe von ganz vielen Dingen, die auch unter der Woche und insgesamt passieren. Ich habe in diesem Moment so reagiert, wie man reagieren muss – auch, um die eigene Mannschaft zu schützen.“ Sprach's, griff sich den neben ihm stehenden Getränkekasten und verabschiedete sich mit dem Hinweis an die Pressevertreter, er könne so oder so sagen, was er wolle, „ihr schreibt ja eh nur Scheiße über mich.“ Zuvor hatte der Übungsleiter erklärt, dass er die Szene als „künstlich von Niendorf provoziert“ aufgefasst habe, „um uns zu schwächen. Das war ein Allerweltsfoul. Dann mit fünf oder sechs Mann aufzuspringen, finde ich sehr unsportlich und für einen Tabellenzweiten auch nicht souverän genug.“ Die Leistung von Schiri Kulawiak wolle er, so Gossow, nicht beurteilen: „Ich kommentiere nur unser Spiel, nicht das, was der Schiedsrichter gemacht hat. Da kann und will ich nicht viel zu sagen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht gegen einen sehr tief stehenden Gegner, der für einen Tabellenzweiten sehr destruktiv gespielt hat. Das müssen sie selbst wissen, wenn sie so spielen wollen. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Es war schwer, die Lücke zu finden, dementsprechend fällt das Tor aus einem Elfmeter heraus.“

Den erwähnten Strafstoß pfiff Schiri Kulawiak in der 77. Minute: Im Duell mit Necati Agdan war der kurz zuvor eingewechselte Concorde Jeremy Baur im Strafraum der Niendorfer zu Fall gekommen. Nach Ansicht der Gäste nicht durch ein Foul, sondern weil er ausgerutscht war. Kulawiak aber bleib bei seiner Beurteilung der Szene und so trat Timo Stegmann zum Elfmeter gegen NTSV-Keeper Marcel Kindler an. Nicht allerdings, um sich kurz zuvor – ebenso wie Niendorfs Adam Benn – noch die Gelbe Karte abzuholen. Cordis Kapitän lief dann an und verlud Kindler – das 1:0 für die Hausherren. Anschließend schoss Stegmann den Ball weg. Das wiederum hätte er wohl besser nicht getan, denn als Konsequenz für dieses Ballwegschlagen zückte der Unparteiische die Gelb-Rote Karte (78.). Es war der zweite Platzverweis an diesem Nachmittag,. Zuvor hatte Kulwiak die Einsatzzeit von Marvin Karow bereits nach 75 Minuten beendet. Der Niendorfer kommentierte eine Entscheidung des Gespanns als „Schwachsinn“, woraufhin Kulawiak kurz die Rücksprache mit seinem Assistenten suchte und anschließend den „Carton rouge“ gegen Karow zückte. „Es gibt gute und schlechte Tage. Kulawiak zählt zu den guten Schiedsrichtern. Er hat nicht gravierend schlecht gepfiffen und hat entschieden, was er entscheiden wollte. Es ist nicht unser Recht, etwas zu sagen. Die Schiris kriegen ihr Feedback vom Beobachter“, kommentierte Niendorfs Übungsleiter Ali Farhadi nach Spielschluss.

Farhadi: „Wir müssen unsere Chancen einfach besser nutzen“

Einer von zwei Platzverweisen: Schiri Marco Kulawiak (vo.) zeigt dem Niendorfer Marvin Karow die Rote Karte. Foto: KBS-Picture

Er sei allerdings, so Farhadi weiter, „sehr überrascht“ gewesen, dass Kulawiak „so ruhig gegenüber der Bank von Cordi geblieben ist, die sehr beleidigend gegenüber uns allen war. Deren Verhalten ist sehr respektlos und sollte von den Offiziellen nochmal vernünftig geradegebogen werden. Aber: Teilweise waren da ja selbst Offizielle beteiligt. Das ist peinlich. Für mich ist das unangenehm, an der Seitenlinie zu stehen und einen Nachbarn zu haben, der nur beleidigt. Aber vielleicht ist das das neue Schema hier...“ Nicht unangenehm hingegen war der Auftritt der Niendorfer zu Beginn des Spiels – aber er sollte unangenehme Folgen haben. Nach drei Minuten war Ehrenberg auf rechts durchgestartet, erspähte den in der Mitte frei stehenden Nico Kukuk, doch der schoss nicht etwas zum 1:0 für seine Farben ein, sondern scheiterte an Cordi-Schlussmann Maximilian Rohrbach, der per Fuß klären konnte. „Wenn Nico da das 1:0 macht, dann haben wir in der ersten Halbzeit schon klare Verhältnisse“, konstatierte Farhadi nach dem Spiel, „wir müssen hier einfach unsere Chancen nutzen.“ Das aber gelang in der Folgezeit keinem der beiden Teams: Jan Kämpfer scheiterte nach 33 Minuten für Cordi an Keeper Kindler, Niendorfs Lennard Speck vergab per Freistoß (38.).

Nach dem Seitenwechsel klärte Rorhbach dann per Faustabwehr gegen Ehrenberg (50.), auf der anderen Seite profitierte Banjamin Bambur davon, dass Niendorf den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, verfehlte dann aber das Gehäuse (52.). Wiederum nur zwei Zeigerumdrehungen später blieb NTSV- „Goalie“ Kindler Sieger gegen Kevin Zschimmer. Kurz vor dem ersten Platzverweis ließ der Gast dann eine Doppelchance zur Führung liegen: Erst hielt der eingewechselte Ilyas Afsin drauf, dessen Schuss abgewehrt wurde. Dann kam noch in der gleichen Situation Ante-Akira Kutschke an den Ball, doch Cordi besaß das Glück, dass sich Stegmann in den Schuss warf und ihn entschärfen konnte. Was folgte, war die erwähnte Schluss-Viertelstunde. „Wir sind auf einem guten Weg und zu dem gehören auch Niederlagen. Das macht uns nicht schwächer. Ganz im Gegenteil. Es war Glück für Cordi dabei. Ich habe nichts gesehen, das uns annähernd in Gefahr hätte bringen können. Wir waren aber nicht gut und entsprechend hatte Cordi hier und da Chancen. Das Spiel war zerhackt und zerstückelt. Das sah nicht gut aus. Das war bisher das kurioseste, was wir an Gegner hatten. Ich würde es mal so beschreiben: Cordi war Gulasch“, bilanzierte Niendor-Trainer Farhadi und ergänzte abschließend: „Die Jungs bei uns sind alle heiß, aber wir müssen verinnerlichen, dass wir jetzt zu den Gejagten zählen und daher die eine oder andere Chance besser lösen.“

Jan Knötzsch

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