Kolumne

A(r)migo-Affäre und ein (s)tierischer Knall

Abpfiff – die FussiFreunde-Kolumne

11. Februar 2019, 08:15 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

An dieser Stelle greifen wir unter dem Titel „Abpfiff“ in unserer Kolumne die Geschehnisse des Wochenendes und die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Fußball auf und beleuchten und kommentieren diese. Diesmal geht’s um die Personalie Ian-Prescott Claus beim HSV Barmbek-Uhlenhorst und die Äußerungen von Dassendorfs Co-Trainer Mirko Petersen nach dem Spiel der TuS gegen Altona 93 in Richtung von Schiedsrichter Stephan Timm und AFC-Trainer Berkan Algan. 

Arme und Hände haben auf dem Fußball-Platz nichts zu suchen. Klar, heißt ja auch Fußball. Nachdem schon lange kaum noch jemand weiß, wann ein Handspiel denn nun ein absichtliches, ein unabsichtliches oder überhaupt ein zu ahndendes Handspiel ist und im Profi-Fußball der Video-Assistent – gottlob gibt’s ihn nicht auch bei den Amateuren – überdies meistens mehr Unklarheit als Klarheit bringt, wissen wir seit gestern: Auch umarmen hat auf dem Platz nichts mehr zu suchen! Zumindest, wenn es nach Mirko Petersen geht. Schließlich holte „Naddel“, wie der Assistent von Dassendorfs Trainer Elard Ostermann mit Spitznamen gerufen wird, am Sonntag nach dem Spitzenspiel der TuS gegen Altona erst einmal zu einer verbalen Grätsche aus, stellte eine Umarmung zwischen AFC-Trainer Berkan Algan und Schiedsrichter Stephan Timm in den Mittelpunkt seines Statements auf der Pressekonferenz – und sich selbst mit diesen Äußerungen irgendwie ins Abseits.

Algans Ode an die Menschlichkeit war die einzig passende Antwort

Dassendorfs Co-Trainer Mirko Petersen stand nach dem Heimspiel gegen Altona auf einmal im Mittelpunkt. Foto: Bode

Natürlich – das weiß Petersen, das weiß der Verfasser dieser Kolumne und das wissen auch Sie, liebe Leser – brechen sich in und nach so einem Fußballspiel gern mal die Emotionen ihre Bahn. Gerade dann, wenn es ein ganz schön wichtiger Kick ist und man diesen gerade eben zu allem Übel auch noch verloren hat. Aber eine menschliche Geste, wie sie an jedem Wochenende auf Amateurplätzen über Deutschland hunderte Male vorkommt, gleich so „abzuwatschen“ – nein, das muss nicht sein. Überspitzt könnte man sagen: Es ist ein Armutszeugnis, wenn jemand mit einer solchen Kritik ja gerade zu dazu auffordert, künftig vielleicht doch besser die berühmt-berüchtigte „eine Armlänge Abstand“ zu halten. Gerade, wo in einer Gesellschaft, die leider immer rauher wird, Miteinander doch groß geschrieben werden sollte.

Aber nun hat der Hambuger Amateurfußball eben seine „A(r)migo-Affäre“, die zwar – anders als beim Namensgeber „Amigo-Affäre“ (die Politik-Affinen werden sich erinnern: Eine Geschichte, in deren fragwürdigem Mittelpunkt ein bayerischer Ministerpräsident namens Max Streibl stand) – nicht direkt etwas mit Korruption und Bestechung zu tun hat, in der Mirko Petersen aber fraglos übers Ziel hinaus geschossen ist. Er hätte sich die Worte lieber verkneifen sollen. Das aber wird „Naddel“ inzwischen vermutlich auch wissen. Manchmal ist reden Silber – aber schweigen halt einfach Gold. Berkan Algans Ode an die Menschlichkeit war die einzig passende Antwort auf Petersens Auftritt. A(r)men!

Claus ist raus – oder doch noch nicht ganz?

BU-Coach Marco Stier hat die Nase voll von seinem Offensivspieler Ian-Prescott Claus. Foto: Bode

Und damit weiter zum zweiten Aufreger des Wochenendes: Ian-Prescott Claus ist raus" target="">Ian-Prescott Claus ist raus! Bei BU! Oder doch nicht? Fakt ist: Es muss tierisch geknallt haben in Barmbek – oder besser gesagt: (s)stierisch? Nun ja, jedenfalls findet BU-Coach Marco Stier, sein (bisheriger) Offensivspieler habe sich einen Tick zu oft zu disziplinlos gezeigt und suspendierte den Stürmer in der vergangenen Woche. Der selbst schwieg am Freitag, als er beim SC Victoria als Neuzugang für die kommende Saison präsentiert wurde – zu diesem Thema. Klug! Der BU-Vorstand, so war zu hören, will das Claus bis zum Ende der Saison weiter spielt. Logisch: Ganz ohne Gegenleistung möchte man einem der Top-Verdiener die Scheine schließlich nicht gern überweisen. Stier hingegen, so hört man hinter vorgehaltener Hand, kündigte an, Claus sei eben doch komplett raus, werde keine Sekunde mehr unter ihm trainieren, geschweige denn spielen. Der nächste Akt folgt bestimmt.

Ganz interessant übrigens: Der gleich Marco Stier, der nun über Claus flucht und dem Mann, den Fabian Boll, Claus' künftiger Coach bei Vicky, für einen der besten Stürmer der Oberliga hält, mangelnde Disziplin attestiert, holte sich jüngst einen Spieler in seinen Kader, bei dem nicht wenige behaupten, auch er sei kein ganz einfacher Charakter. Eher so etwas wie ein „Enfant terrible“. Einer von den Jungs eben, die es mit dem Fuß unheimlich gut drauf haben, andererseits aber auch mal für Ärger sorgen. Er wisse, so Stier unlängst bei der Präsentation eben jenes Neuzugangs, um diesen Ruf des Spielers, würde das aber schon in den Griff bekommen. Man darf gespannt sein, ob es auch hier einen nächsten Akt gibt. Oder ob es klappt und sich beide vielleicht irgendwann in den Armen liegen.Was dann wohl Mirko Petersen dazu sagt...!?

Jan Knötzsch