Mit Tretern des Trainers: „Lieblingsschüler“ beschert Caspar Spaß!

Mesopotamien überrascht Inter dank eines "Traumduos"

03. Dezember 2016, 22:19 Uhr

Der rutschige Untergrund bescherte beiden Teams große Schwierigkeiten - letztlich behielt der "Underdog" SVS Mesopotamien bei Inter 2000 die Oberhand.

„Er ist so etwas wie mein Lieblingsschüler und ich für ihn eine Art Ziehvater“, sagt Peter Caspar, Trainer des SVS Mesopotamien, über seinen Offensiv-Wirbelwind Andreas Akyol, den er bereits vor Jahren aus der Jugend in den Liga-Kader hochgezogen hat. „Ich wusste um sein Temperament, aber eben auch, was er kann. Er ist schnell, technisch stark und hat einen Torinstinkt. Was willst du mehr?!“, fragt sich Caspar nicht umsonst – und fügt dann an: „Er hat nicht umsonst schon höherklassig gespielt, ist dann aber zurückgekommen, weil er hier seine ‚Familie‘ hat.“

Vor dem Spiel des abstiegsgefährdeten SVS beim hochgradig ambitionierten „Star-Ensemble“ von Inter 2000 lief eben jener Akyol zudem einmal mehr mit ganz besonderem Schuhwerk auf. „Ich habe ihm gesagt: auf Kunstrasen spielen wir oft genug und da du dieselbe Schuhgröße wie ich hast – hier hast du mal von einem wahren Torjäger ein paar Schuhe, die ich zuletzt vor zwei Jahren bei den Senioren getragen habe“, war Caspar hinterher zu kleinen Späßen aufgelegt. „Immer wenn er knipst, hat er meine Schuhe an. Die Nächsten bekommt er auch von mir.“ Wie gut Akyol die Buffer seines Übungsleiters zu Gesicht stehen, zeigte dieser am heutigen Nachmittag: mit zwei Toren und einem Assist war der 25-Jährige der Matchwinner beim überraschenden Auswärtscoup seines Teams! Neben Akyol war auch Phillip Bekdas, der einmal traf und die beiden weiteren Buden vorbereitete, kaum in den Griff zu kriegen.

Bei bibbernder Kälte hatte der Favorit auf dem kaum zu bespielbaren Kunstrasen am Jägerhof von Anfang an riesengroße Probleme. „Die Zweite hat vor uns gespielt, deshalb hat der Platzwart gesagt, dass wir spielen können. Ich war dagegen!“, monierte Inter-Coach Bülent Cakar und stand mit dieser Meinung nicht allein da. Allerdings befand er auch: „Das war nicht unser Tag. Wir haben mehr mit uns, als mit dem Gegner gespielt – und unser Spiel einfach nicht durchgezogen. Der Gegner war schlauer, hat das eiskalt ausgenutzt und hat verdient gewonnen. Dazu muss man gratulieren!“ Zwei individuelle Fehler sorgten für einen frühen 0:2-Rückstand Inters: erst landete ein verpatzter Freistoß in der eigenen Hälfte beim Gegner. Dann spielte Bülent Imanci einen Fehlpass und leitete damit das 0:2 ein. Nutznießer waren Andreas Akyol (6.) und Phillip Bekdas (12.), die sich ihre Tore zudem gegenseitig vorbereiteten!

Yasar und Shir bringen Inter zurück

Ilias Jawan Shir brachte die Hoffnungen kurzzeitig zurück. Foto: noveski.com

Trotz des verpatzten Starts gab Inter 2000 nicht klein bei. Kapitän Ali Yasar schob einen an ihn selbst verursachten Freistoß aus 17 Metern mit ganz viel Übersicht ins rechte untere Toreck und ließ Jakob Kaplan – eigentlich Feldspieler bei den Senioren von Mesopotamien (!) – ganz alt aussehen (16.), ehe Ilias Jawan Shir nach feiner Einzelaktion alles wieder auf null stellte (27.). 2:2! Es ging von der ersten Minute an richtig zur Sache – auch wenn aufgrund der Witterungsbedingungen kein normales Fußballspiel möglich war. Vielmehr erinnerte die Partie an eine Runde Schlittschuhlaufen. Die Caspar-Elf fand sich mit den Bedingungen jedoch deutlich besser zurecht. Jeweils zwei weitere Male probierten Bekdas (7., 21.) und Akyol (31., 35.) ihr Glück – vergebens. „Wir hätten das viel früher klarmachen müssen“, konstatierte Caspar, der eine sehr unruhige und hektische zweie Halbzeit sah, in der seine Mannen zunächst etwas passiv wirkten. „Jungs, ihr schlaft alle, Mensch“, echauffierte sich der erfahrene Coach ein ums andere Mal an der Seitenlinie.

„Matchwinner“ Akyol landet Punch – Tumulte in der Nachspielzeit

Flog in der Nachspielzeit mit glatt Rot vom Platz: Bülent Imanci. Foto: noveski.com

Allerdings schaffte es Inter nicht, daraus Kapital zu schlagen. Die erfahrenen Frank Saaba und Erdinc Güner hingen komplett in der Luft. Im zweiten Durchgang kamen die Gastgeber nicht zu einem wirklich nennenswerten Torabschluss auf das Gehäuse des Senioren-Feldspielers Kaplan! Stattdessen setzte Meso eine Viertelstunde vor Ultimo den Luckypunch. Und wie sollte es auch anders sein: erneut bediente Bekdas – nach einem Abschlag von Keeper Kaplan (!) – mit dem Rücken zum Tor stehend den durchstartenden Akyol, der nicht nur der kompletten Hintermannschaft entwischte, sondern auch vor Inter-Schlussmann Palteki an die Kugel kam und clever ins lange Eck spitzelte. 3:2 SVS! In der Folge hätte der „Underdog“ den Deckel draufmachen müssen. Doch Akyol scheiterte von halblinks an Palteki (77.), ehe Hayatin Bilin, Phillip Bekdas und Levent Genc zu dritt auf dessen Tor zusteuerten. Erstgenannter hatte alle Möglichkeiten, vergab die Riesenchance jedoch kläglich (80.)! In der fünfminütigen Nachspielzeit ging es noch einmal richtig hoch her: „Matchwinner“ Akyol wurde wegen Meckerns mit der Ampelkarte bedacht – Imanci sah wegen eines vermeintlichen „Spuckens“ gegen den Doppel-Torschützen sogar glatt Rot (90. +3)! Letztlich blieb es beim Überraschungs-Erfolg von Meso.

„Wollen die Klasse halten!“

„Ich bin sehr stolz darauf, dass die Jungs das geschafft haben! Nachher war es natürlich unglaublich hektisch, was aber zu erwarten war, weil die mit aller Macht nach oben wollen und wir wiederum unsere Kampfkraft dagegen setzen, weil wir unten raus wollen. Es war mir klar, dass es hart wird – denn wir hatten auch noch vier wichtige Leute zu ersetzen“, bilanzierte Caspar und ergänzte: „Wir hatten die viel, viel besseren Chancen, haben teilweise nur zu eigensinnig agiert. Ich wusste, was die Jungs können. Man muss sie nur wachkitzeln und ihnen den Spaß vermitteln, denn Fußball spielen können sie alle. Wir wissen, worum es geht und wollen die Klasse halten!“ Einen wichtigen Schritt hat man gemacht – weitere müssen allerdings folgen. Während bei Inter 2000 die Ernüchterung Einzug hält. Viele Ausrutscher darf man sich nicht mehr erlauben, will man nochmal ein Wörtchen im Kampf um den Landesliga-Aufstieg mitsprechen. Doch der Rückstand wird von Woche zu Woche größer…

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel:

Der Jubel der Gäste mit dem Schlusspfiff im Video