Machtdemonstration – Zehn Dassendorfer führen BU vor!

„Wollten wie ein Meister auftreten und haben genau das getan!“

24. April 2016, 18:03 Uhr

Sven Möller bejubelt seinen Treffer zum 3:0-Endstand für die TuS, die eine wahre Machtdemonstration aufs Parkett zauberte. Foto: KBS-Picture.de

Als Dassendorfs Mariusz Zmijak in der 13. Spielminute vom eigenen Mitspieler, Seyhmus Atug, in Bedrängnis gebracht wurde und dieser den auf halbrechts durchbrechenden Ivan Sa Borges Dju von den Beinen holte, sah alles danach aus, als würden dem Meister der beiden Vorjahre die Fälle davon schwimmen. Denn Zmijak sah vom insgesamt ganz stark leitenden Unparteiischen Kevin Rosin den roten Karton! Demzufolge musste der Primus – der aufgrund der Tabellenkonstellation eigentlich der Verfolger ist, da BU noch zwei Partien mehr in der Hinterhand hat und nur einen Punkt zurück war – die restlichen 77 Minuten in Unterzahl bestreiten. Ein aussichtsloses Unterfangen für die „Wendelwegler“, die gewinnen mussten? Die klare Antwort: Nein!

In der Abwehr stellte Seyhmus Atug (l.) BU-Angreifer Ivan Sa Borges Dju komplett kalt, vorne sorgte er mit seinem Doppelpack für den Sieg. Foto: KBS-Picture.de

Die 795 zahlenden Zuschauer an der Dieselstraße trauten ihren Augen kaum. Denn es spielte nur eine Mannschaft und das war Dassendorf! BU wirkte wie gelähmt, lief nur hinterher und bekam rein gar nichts auf die Kette. Der Arbeitsnachweis von TuS-Keeper Christian Gruhne: Einige abgefangene hohe Bälle – einen Torschuss musste er während der gesamten 90 Minuten allerdings nicht entschärfen! Mit einem Mann weniger machte der „Champion“ mit dem Herausforderer was er wollte. 29 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als die Barmbeker ein erstes Mal ganz alt aussahen: Mit unbändigem Willen und purer Entschlossenheit – genau den Attributen, die den Hausherren komplett abhanden kamen – startete Innenverteidiger Seyhmus Atug seinen Sturmlauf und „doppelpasste“ sich mit Eric Agyemang durch die löchrige und staunende BU-Defensive. Erstgenannter war auf und davon, zog den Ball technisch versiert mit der Sohle links an Tholen-Ersatz Kaspars Plendiskis vorbei und schob im Fallen mit dem rechten Außenrist zur verdienten Führung ein!

BU-Coach Frank Pieper war fassungslos ob der Vorstellung seiner Schützlinge. Foto: KBS-Picture.de

BU-Coach Frank Pieper versuchte, seine Mannen von der Seitenlinie lautstark wachzurütteln. Allein es half nichts! Alle Vorsätze für den zweiten Durchgang – in dem man alles besser machen wollte – wurden nur kurz nach Wiederanpfiff über den Haufen geworfen. Erneut kombinierten sich Sey Atug und Agyemang links am Sechzehnereck unbehelligt und ohne jegliche Gegenwehr durch. Wieder war Atug – der nicht nur hinten den Laden dicht hielt, sondern auch nach vorne den entscheidenden Punch hatte – frei und chipte das Leder über Plendiskis hinweg in die Maschen – 2:0 Dassendorf (52.)! Die Antwort der Barmbeker? Es gab keine! Stattdessen setzte Sven Möller den krönenden Schlusspunkt, als Agyemang – bezeichnend für den Auftritt des Gastgebers – nach einem Einwurf gleich drei Mann auf sich zog, diese aber locker stehen ließ und von der linken Grundlinie in den Rücken der Abwehr passte, wo der „Capitano“ aus 14 Metern trocken ins rechte Eck finalisierte (84.)! Der eigentlich für die Treffer zuständige Agyemang überließ seinen Teamkollegen am heutigen Nachmittag das Toreschießen und zeichnete sich stattdessen als dreifacher Vorlagengeber aus!

„Wir feiern nach dem 34. Spieltag!“

Zu Beginn ließ er den Arm sprechen, nach 90 Minuten drei Torvorlagen: Eric Agyemang (r.). Foto: KBS-Picture.de

Neben dem „Bomber“ ragte aber vor allem Seyhmus Atug heraus, der in der Defensive glänzte und in der Offensive aus dem Spiel heraus zweimal eiskalt zuschlug. „Ich habe in der Jugend im Sturm gespielt und auch im Betriebssport jeden Montag bin ich Stürmer“, verriet der „Matchwinner“ und fügte an: „Wir wussten: wenn wir hier nicht gewinnen, ist die Meisterschaft gegessen! Wir haben gezeigt, dass es auch zu zehn reicht und und dass viel möglich ist, wenn man als Mannschaft eng zusammenrückt. Ich meine, Rote Karte hin oder her – das ist alles eine Einstellungs- und Kopfsache. Wir sind natürlich glücklich. Jetzt ist wieder alles offen!“ Sein Trainer kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: „Wir wollten wie ein Meister auftreten – genau das haben wir getan! Wir haben 75 Minuten lang in Unterzahl gespielt, was man zu keiner Sekunde gemerkt hat. Das war eine großartige Leistung der Mannschaft in allen Bereichen – läuferisch, taktisch, kämpferisch und fußballerisch. Ich bin gerade sehr emotionalisiert und stolz auf die Jungs! Aber ich habe immer gesagt: wenn wir elf Dassendorfer aus unserem Kader auf dem Platz stehen haben, können wir jeden Gegner schlagen!“ Ohne zahlreiche Stammkräfte lieferte die TuS „ein absolutes Topspiel ab“, wie Martens konstatierte. In der 87. Minute feierte auch André Ladendorf nach fast einjähriger Verletzungspause sein Comeback! Zur Leistung des Gegners und ob Martens mit mehr Gegenwehr gerechnet hätte, wollte er sich hingegen nicht äußern. „Es steht mir nicht zu, das zu beurteilen. Aber sie haben gespielt wie immer: hoch und weit“, konnte er sich eine kleine Spitze nicht verkneifen, wollte von einer Machtdemonstration allerdings auch nichts wissen: „Das ist so ein großes Wort. Wir sind heute zum eigentlichen Tabellenführer gefahren – und unser Anspruch ist es, selbst ganz oben zu stehen. Wir haben von vorne bis hinten klasse gespielt.“ Gefeiert wird aber noch nicht, wie Martens betonte: „Wir feiern nach dem 34. Spieltag!“ In dieselbe Kerbe springt der Doppeltorschütze, der abschließend meinte: „Wir haben die Meisterschaft nie aufgegeben! Jetzt müssen wir die nächsten Spiele auch gewinnen und hoffen, dass BU nochmal patzt.“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten zum Nachlesen!