Nach Hinze-Rot – Celics Schüsschen lässt Wedel jubeln!

HEBC trotz Pranges Traumtor mit leeren Händen

15. November 2015, 15:23 Uhr

Irgendwo in dieser Jubeltraube befindet sich Siegtorschütze Davor Celic. Den Hut hat jedenfalls Sebastian Krabbes auf (o.). Foto: noveski.com

„In dieser Liga kannst du dir nicht viele Ausrutscher erlauben, da musst du so ein Ding gewinnen“, erzählte Wedels Übungsleiter Thorsten Zessin nach dem Gastauftritt seiner Schützlinge beim HEBC. Tatsächlich waren die Vorzeichen Mitte der zweiten Halbzeit nicht gerade zum Guten bestellt. Nach klarer Überlegenheit zu Beginn des Spiels ließ sich der WTSV aus dem Spiel bringen und aus der Reserve locken - als dann auch noch Mark Hinze die Sicherungen durchbrannten, drohte die Partie komplett zu kippen und eine Niederlage der Rolandstädter immer wahrscheinlicher zu werden. Doch dann...

Bis auf eine Szene hatte HEBC-Verteidiger Chris Flick (l.) "Tormaschine" Aytac Erman (r.) hervorragend im Griff. Foto: noveski.com

„Ich hatte schon vor dem Spiel ein richtig unangenehmes Gefühl. Ich wusste, dass es heute richtig schwer wird“, sollte Zessin der Schein noch trügen. Dabei sah es in den ersten 20 Minuten doch gar nicht danach aus. Der strömende Regen schien dem Hammonia-Zweiten nichts auszumachen. Nach Eggers` Freistoß aus dem rechten Halbfeld traf Yannick Wiegand beinahe in die eigenen Maschen (9.). Über den HEBC-Außenverteidiger wird später noch zu reden sein. Doch zunächst einmal sorgte Sonay Hayran für den nächsten Höhepunkt, als Hinze von Erdmann zu Fall gebracht wurde und der Linksfuß den folgenden 25-Meter-Freistoß mit Wucht mitten durch die Eimsbütteler Mauer hämmerte – Hayrans Geschoss wurde noch leicht abgefälscht und schlug im linken Giebel ein – 1:0 für den Favoriten (12.)! Wedel ließ den Ball bei schwierigsten Bedingungen gut laufen und hätte wenig später erhöhen müssen: Aber 17-Tore-Mann Aytac Erman schob nach traumhafter Kombination über Thomas Koster, Hendrik Ebbecke und Mark Hinze völlig freistehend um Haaresbreite am rechten Pfosten vorbei (25.). Den macht er normalerweise im Schlaf!

Und wie es dann häufig so kommt, musste Wedels Fänger Oliver Firgens plötzlich den Einschlag in seinem Kasten tatenlos mit ansehen. Einen Spielzug, den kaum ein Oberligist besser aufs Parkett zaubern würde, schloss Daniel Prange nach einem langen Ball von Matthias Ebert, den Ole Natusch per Kopf auf halblinks ablegte, wo Patrick May umgehend quer passte, mit einem sehenswerten Schlenzer aus 20 Metern in den linken Knick ab (34.)! Ein gefühlvoller Heber mit links von Prange, dem Firgens nur hinterherschauen konnte. „Bei den Witterungsverhältnissen ist es schwer, einen guten Ball zu spielen, dir unterlaufen ein, zwei Fehler und davon haben wir uns rausbringen lassen. Das darf uns einfach nicht passieren. Dann bekommst du auch noch einen Sonntagsschuss und dann weiß ja jeder, was dann passiert. Der Gegner hat Auftrieb bekommen“, so Zessin.

Schelte für Hinze, Celics goldenes Schüsschen

Rotsünder Mark Hinze (l.) verstand die Welt nicht mehr, als Referee Teuscher ihm den roten Karton aufbrummte. Foto: noveski.com

Wedels Spielfluss war dahin – stattdessen kamen die „Veilchen“ zu einer dicken Kopfballchance durch May, der nach einer Kosik-Flanke allerdings nicht genügend Druck hinter den Ball bekam (66.). Bei den Gästen häuften sich die Fehler, immer mehr Abstimmungsprobleme machten sich bemerkbar – und dann erwies Mark Hinze seinem Team auch noch einen Bärendienst, als er nach einem nicht geahndeten Foul an seiner Person hochsprang und Chris Flick völlig überflüssig umschubste. Schiedsrichter Alexander Teuscher (SC Eilbek) zeigte dem bis dato guten Hinze zurecht den roten Karton (71.)! „ Das darf ihm nicht passieren! Man kann Rot geben, aber ich fand`s jetzt auch nicht so dramatisch. Aber da hat er uns natürlich keinen Gefallen mit getan“, richtete Zessin deutliche Worte in Richtung seines Technikers, der nicht das erste Mal aufgrund einer Undiszipliniertheit vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. „Wenn du eine Spitzenmannschaft sein willst, darf uns so etwas nicht aus der Bahn werfen. Dann sind das genau die Momente, in denen du aufstehen und zurückschlagen musst. Davon hatten wir in dieser Saison schon mehrere Spiele – da sind wir mittlerweil einen Schritt weiter.“

Es lief nicht mehr so geschmeidig wie zu Beginn und dann war man auch noch ein Mann weniger auf dem Platz. Plötzlich witterten die 70 Besucher am Reinmüller die Überraschung – allerdings machte man die Rechnung ohne die „Rolandstädter“, die in Unterzahl wieder mehr Zugriff aufs Spiel bekamen. Im Gegensatz zu den Hausherren, denen einfach die Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor komplett abhanden kam. Nur vier Zeigerumdrehungen nach dem Platzverweis bekam die Fagin-Elf das Leder trotz diverser Versuche und Anläufe nicht aus der Gefahrenzone. Schlussendlich fiel das Spielgerät Davor Celic vor die Füße. Dieser nahm aus 19 Metern halbrechter Position Maß. Sein „Schüsschen“ hätte HEBC-Keeper Robin Geist, der bereits auf dem Weg ins linke Toreck war, vermutlich vor keinerlei Probleme gestellt, doch Wiegand warf sich in den Schuss und fälschte unglücklich ins rechte untere Eck ab – 2:1 Wedel (74.)!

„Bitter, wenn man durch zwei abgefälschte Schüsse verliert“

Davor Celic (l.) wird von Hendrik Ebbecke (r.) geherzt. Foto: noveski.com

In Unterzahl erspielte sich der Tabellenzweite noch einige Konterchancen, die aber schlecht ausgespielt wurden. Hinten ließ man hingegen nichts anbrennen, was auch Zessin anmerkte: „Auch wenn wir den Faden nach starkem Beginn verloren haben, muss man ja sagen, dass wir überhaupt keine Torchance zugelassen haben. Und das ist wichtig im Fußball, wenn es vorne mal nicht so rund läuft, dass man dann zumindest hinten gut steht. Irgendwann fällt immer mal einer rein.“ Dass ausgerechnet Davor Celic den goldenen Treffer erzielte, lag auch am ungemeinen Verletzungspech, dass Wedel unmittelbar vor der Pause ereilte. Sowohl Innenverteidiger Abdullah Yilmaz als auch Flügelflitzer Thomas Koster mussten in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs humpelnd vom Platz. Dafür betraten eben jener Celic und Tim Jobmann das künstliche grüne Geläuf. „Wir haben es in der Abwehr richtig gut gemacht, hatten aber viel zu viele einfache Fehler im Spielaufbau.“ Auch wegen der personellen Misere befand Zessin abschließend: „Zum Glück haben wir in der nächsten Woche spielfrei.“ Beim HEBC konnte Manager Stilianos Vamvakidis seinen Mannen keinen Vorwurf machen, auch wenn er konstatierte: „Es ist natürlich bitter, wenn du durch zwei abgefälschte Schüsse so ein Spiel verlierst. Wir haben nicht viel zugelassen – nur in der Offensive fehlt es uns an der letzten Konsequenz.“

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