Oberliga

Der Himmel weint und trauert überm Gramkowweg…

01. Oktober 2022, 19:14 Uhr

Hendrik Bombek (li.) im Kopfballduell gegen Enock Hartwig. Foto: Bode

Es war schon fast ein wenig paradox, aber irgendwie auch bezeichnend und passend zur Situation beim SV Curslack-Neuengamme: Während um den Gramkowweg herum der Himmel aufklarte und zu Teilen sogar strahlend blau daherkam, trat mitten über dem Platz eine fette, dunkle und überaus angsteinflößende Wolke in Erscheinung. Es wirkte so, als wollte der dichte Dunst sein ganzes Leid der letzten Wochen klagen und sparte dabei nicht mit donnerndem Niederschlag. Der Himmel weint über Curslack!

Der ehemalige Curslacker Hamed Mokhlis (li.) im Kampf um die Kugel mit dem indiskutablen Piotr Ziolek (Mi.). Foto: Bode

„Ich fand, dass wir ganz gut reingekommen sind in die Partie. Ich habe uns 30 Minuten gut verteidigen und angreifen gesehen. Cordi war bis dato eigentlich gar nicht im Plan“, konstatierte SVCN-Trainer Sven Schneppel. Während sein Gegenüber zu Protokoll gab: „Ich denke, die ersten 20, 25 Minuten waren ausgeglichen. Da haben sich beide Mannschaften neutralisiert“, so Stefan Gehrke, der aber auch keinen Hehl daraus machte, dass die Anfangsphase von seinen Concorden eher „schwerfällig“ wirkte. „Aber am Ende haben 15 gute Minuten gereicht – und du gewinnst dieses Spiel!“

Eine ziemlich zutreffende Aussage vom Cordi-Coach. Oder wie es Schneppel formulierte: „Dann passiert ein Tor, was nahezu unerklärlich ist!“ Doch der Reihe nach. Auf der einen Seite verzog Vedat Düzgüner freistehend kläglich (12.). Nahezu im direkten Gegenzug machte Marcello Meyer den Königsdörffer, zog ein unnachahmliches Solo an und ließ Benjamin Safo-Mensah spielend stehen, stand dann aber einem glänzend – mit dem ausgefahrenen Bein – reagierenden Johannes Höcker gegenüber (13.). Meyer war es auch, der das Runde nach einem Freistoß von Witalij Wilhelm in die Maschen schädelte – doch diesmal ging die Fahne hoch (30.).

Curslack-Slapstick - Cordi-Hattrick binnen sieben Minuten

Vedat Düzgüner (Mi.) bestrafte den kapitalen Bock der Hausherren und brachte Cordi in Front. Foto: Bode

Und schließlich kam es zu eben jenem „unerklärlichen Tor“. Der indiskutable Piotr Ziolek spielte ohne jeglichen Gegnerdruck am eigenen Sechzehner einen viel zu ungenauen Pass zum nicht minder schwachen Henrik Giese. Ein Geschenk, das Düzgüner dankend annahm – zumal ihm Giese dann auch noch den Weg zentral zum Tor aufmachte (36.)! Der Anfang vom Ende für die „Deichkicker“, die in der Rückwärtsbewegung nicht ansatzweise Oberliga-Niveau versprühten. Binnen sieben Minuten entschied ein bis dato alles andere als berauschend aufspielender Gast das Spiel gegen einen erschreckenden Gegner.

Ian-Prescott Claus, der im zweiten Durchgang noch etliche Hochkaräter vergab, hatte auf der linken Seite immer wieder Platz und alle Zeit der Welt. So auch beim 0:2, als er in der Gegenbewegung davonzog, einen abgefangenen Querpass zurück bekam und mit seiner exorbitanten Schusstechnik per Chip vom linken Sechzehnereck rechts neben den Pfosten traf (40.). Wenige Augenblicke später war es der Ex-Curslacker Hamed Mokhlis, der auf links ungehindert durchbrach. Zuvor kam Meyer im Duell mit Höcker zu Fall. Der Pfiff blieb aus, Mokhlis war weg und legte quer für Melchisedec Yeboah, der mit dem Runden ins verwaiste Eckige spazierte (43.)!

"Eigentlich wirst du für sowas bestraft" - aber nicht gegen Curslack

Ian-Prescott Claus (li.) markierte das 2:0 und vergab diverse weitere Top-Chancen. Foto: Bode

„Uns haben 15 gute Minuten, wo Curslack die Ordnung in der Rest-Verteidigung verloren hat, gereicht. Das haben wir ausgenutzt“, befand Gehrke, dessen Mannen nach der Pause einige Chancen auf ein höheres Resultat ungenutzt ließen. „Eigentlich wirst du für sowas bestraft“, wusste Gehrke, dass sich der Chancenwucher hätte rächen können. Aber nicht gegen solch einen Gegner! „Am Ende wünschst du dir als Trainer, dass du hier vielleicht auch mal fünf oder sechs Dinger machst“, gab sich Gehrke aber mit dem 3:0-Erfolg zufrieden. Zumal sein Team personell aus dem letzten Loch pfiff und mit drei Akteuren aus der „Zweiten“ angereist war.

Claus kündigt an: "Langer Ball - und weg!"

Bedröppelte Miene bei Curslack-Coach Sven Schneppel. Foto: Bode

Bezeichnend für den Auftritt der Hausherren: Als der fast schon bemitleidenswerte Abbas Sharba in der 72. Minute auf seiner rechten Defensivseite den Ball hatte, kündigte Widersacher Claus lautstark an: „Langer Ball – und weg!“ Genau so kam es dann auch. Der Gegentreffer aus dem Nichts brach den Schneppel-Schützlingen das Genick. „Ohne Gegnerdruck im Aufbauspiel das Ding so zu verlieren – und sich danach auch noch so zu verhalten und den Gegner einzuladen, das ist absolut unerklärlich! Dann ist es leider bezeichnend, dass wir sofort das zweite und dritte Gegentor kriegen“, haderte der Übungsleiter mit dem fast identischen „Spielfilm wie gegen den ETV. Nur da haben wir wesentlich schlechter gespielt. Heute kann man wirklich sagen, dass hier was drin war.“

Mut machte „Schnepp“ die Steigerung nach der Pause. „Wir haben uns nicht wieder abschießen lassen. Aber es ist wie immer: Es muss nicht so sein nach dem Spielverlauf. Wir haben nicht gut verteidigt und müssen schleunigst dazulernen.“ Ist die Frage, wie lange das noch in der Konstellation gutgeht…

Autor: Dennis Kormanjos