Oberliga

„Ich habe es genossen, wieder zurück auf dem Feld zu sein“

Meiendorfs Mert Kepceoglu feiert sein Comeback

02. August 2019, 08:18 Uhr

Endlich wieder zurück auf dem Feld: Meiendors Mert Kepceoglu. Foto: KBS-Picture.de

Es lief die 74. Minute des LOTTO-Pokalspiels zwischen dem FC Voran Ohe und dem Meiendorfer SV am Mittwoch dieser Woche, als es so weit war: Schon längere Zeit hatte Baris Saglam die Ersatzspieler warmlaufen lassen. Nun beorderte der Coach der Meiendorfer Mert Kepceoglu zu sich. Der 22-Jährige machte sich einsatzbereit, stand schließlich an der Seitenlinie und durfte dann anstelle von Michael Sara auf den Platz. Ein Moment, auf den Kepceoglu lange hatte warten müssen: Im September 2018 hatte er sich gegen den TSV Sasel das Kreuzband gerissen und stand seitdem in keinem Pflichtspiel mehr auf dem Platz. 

Fast ein komplettes Jahr ist seit dem Moment, in dem es passierte, vergangen. Und dennoch: Mert Kepceoglu hat den Augenblick, wie sich das Ganze damals zugetragen hat, noch genau im Kopf. „Klar erinnere ich mich an den Zeitpunkt, an dem ich mich verletzte“, sagt der 22-Jährige und fügt hinzu: „Im ersten Augenblick war mir sofort klar, dass das keine Kleinigkeit ist und die Mannschaft auf meine Dienste für einen längeren Zeitraum verzichten muss.“ Eine Prognose, die sich leider bewahrheiten soll. Doch das ist nun Vergangenheit. „In den Trainingseinheiten habe ich gezeigt, dass ich schmerzfrei trainieren kann und dem Trainer signalisiert, dass ich meine Einsätze bekommen will“, erzählt Kepceoglu und erinnert sich an den Moment am Mittwochabend zurück, als er endlich wieder ran durfte; „Baris (Saglam, Anm. d. Red.) hat mir das Vertrauen gegeben und ich habe es genossen, wieder zurück auf dem Feld zu sein.“

„Mein persönliches Ziel ist es, da anzufangen, wo ich letzte Saison aufgehört habe“

Im September 2018 im Spiel gegen Sasel musste Kepceoglu von seinen Mitspielern verletzt vom Feld geführt werden. Foto: Balle

Bereits vor seiner Auswechslung in der 28. Minute musste der 21-Jährige seinerzeit im September 2018 gegen Sasel nach einem Zweikampf länger behandelt werden, kehrte danach aber zunächst auf den Platz zurück. Ein Fehler? „Darüber haben wir intern gesprochen und ich denke, es wäre sinnvoller gewesen, wenn ich mich hätte auswechseln lassen. Allerdings muss man sagen, dass ich nach der ersten Behandlung das Gefühl und den Willen hatte, weiter zu spielen. Im Nachhinein war das allerdings wohl der falsche Ehrgeiz, wofür ich die Quittung bekommen habe. Nichtsdestotrotz kann man hinterher immer sagen, was man hätte besser oder anders machen können – aber in dem Moment war es irrelevant“, erklärte Kepceoglu damals. 

Auch in Bezug auf die Verletzung an sich hatte der heute 22-Jährige im September 2018 schnell klare Worte gefunden. „In dem Moment möchte man das ganze gar nicht wahrnehmen. Man arbeitet Woche für Woche hart, um am Wochenende glänzen zu können. Dann so frühzeitig schwer verletzt vom Platz gehen zu müssen – das ist einfach sehr bitter“, sagte Kepceoglu damals und erklärte: „Es nützt nichts, darüber zu jammern. Klar wäre es schöner, wenn es nicht passiert wäre, aber es ist nunmal passiert. Das können wir leider nicht rückgängig machen. Ich sehe es viel mehr als eine Herausforderung an, der ich mich stellen werde, um so schnell wie möglich wieder im Trikot des MSV aufzulaufen.“ 

„Ich war mit den Gedanken bereit, für meinen Beruf das Handtuch zu werfen“

Der Spiel, in dem es passierte: Mittelfeldmann Kepceoglu (li.) im Sasel-Spiel vor nicht ganz einem Jahr. Foto: Balle

Eine Herausforderung, die er erfolgreich meisterte. „Aufgeben ist grundsätzlich für mich keine Option, viel mehr habe ich es wirklich als Herausforderung wahrgenommen, der ich mich stellen wollte und gestellt habe. Jedoch wurde ich nicht nur beim Fussball aus der Bahn geworfen, sondern auch beruflich“, erinnert sich Kepceoglu und berichtet: „Dadurch, dass ich im August 2018 eine Stelle bei einem neuen Arbeitgeber angetreten hatte, wusste man nicht so ganz wie dieser auf solch einem Ausfall reagieren und handeln würde Ab dem Zeitpunkt war ich mit den Gedanken bereit, für meinen Beruf das Handtuch zu werfen.“ Musste er aber nicht, denn sein neuer Arbeitgeber zeigte „vollstes Verständnis und respektierte meinen Ausfall, worüber ich bis heute sehr dankbar bin. So konnte ich mich optimal mit der Motivation und Rückendeckung, des Vereins, des Trainerteams, der Spieler, Funktionäre und vor allem meiner Familie auf meine Genesung vorbereiten.“


„Besonders wichtig“ dabei, wie Kepceoglu selbst sagt: Auch in der Zeit seiner Verletzungspause war er immer wieder auf den Fußballplätzen der Hansestadt anzutreffen – vornehmlich natürlich bei Spielen des MSV, zudem aber auch an der Snitgerreihe. Dort ist Kenan Kepceoglu, der Vater des Meiendorfer Mittelfeldspielers, als Platzwart tätig. Und so kam es eben nicht selten vor, dass Mert Kepceoglu auch bei Spielen des ASV Hamburg, von Inter 2000 oder Hamm United abseits des Platzes dabei war. Immer freundlich, immer für einen Smalltalk bereit, immer optimistisch – so wie man ihn eben kennt. „So ist die Bindung zum Team und zum Fussball allgemein ging nie verloren“, erzählt er rückblickend und fügt hinzu: „Zudem hatten wir in der letzten Saison Momente und Highlights, ob positiv oder negativ, die einfach unvergesslich bleiben und worüber wir in 20 Jahren immer noch reden und lachen werden. Genau solche Punkte motivieren mich, so schnell wie möglich wieder fit zu sein.“ Und genau dort setzt Kepceoglu auch an, wenn es um die neue Spielzeit geht, die gerade begonnen hat: „Mein persönliches Ziel ist es, da anzufangen, wo ich letzte Saison aufgehört habe und für den maximalen Erfolg der Mannschaft zu performen.“

Jan Knötzsch