„Schuhmi“ bremst Cordi aus: Vicky versiebt vielfach, siegt aber trotzdem

Knapper 1:0-Heimerfolg für die Richter-Equipe

08. September 2018, 01:11 Uhr

Vickys Matchwinner: Felix Schuhmann gelang der einzige Treffer des Abends. Foto: Heiden

Frank Pieper-von Valtier streckte beide Arme seitwärts von sich und zuckte mit den Schultern. So als wolle der Trainer von Concordia sagen: „Ich versteh's nicht! Was ist hier los?“ Das war nach etwa 70 Minuten des Oberliga-Auswärtsspiels beim SC Victoria. Auf der anderen Seite stand später, die Uhr zeigte genau 21.21 Uhr an, Jean-Pierre Richter und streckte die Arme in den Hamburger Nachthimmel. Es war der Moment, in dem Schiedsrichter Lasse Holst (FC Türkiye) die Partie an der Hoheluft abpfiff. Der SCV-Coach jubelte über den knappen 1:0-Sieg seiner Mannschaft (Hier gibt's den Live-Ticker des Spiels zum Nachlesen). Trotz des Sieges war allerdings auf Seiten der Gastgeber nicht alles Gold, was glänzt.

Denn da war die Sache mit der Chancenauswertung. „Das hat sich wie ein roter Faden durchs Spiel gezogen“, bekannte Richter nach dem Match mit Blick auf die vielen Gelegenheiten, die seine Equipe ausgelassen hatte. Am Ende kamen die Hausherren gerade einmal zu einem Einschlag im gegnerischen Netz, obwohl es gut und gerne auch drei, vier oder noch mehr hätten sein können. Doch da Fußball nun mal kein Sport ist, der im Konjunktiv stattfindet, blieb es dabei, dass Felix Schuhmann mit seinem Treffer aus der 64. Minute die Hoffnungen der Gäste auf einen Punkt ausbremste. Nach Dennis Bergmanns Ecke von links stieg „Schuhmi“ in der „Box“ am höchsten und nickte zum 1:0 ein. „Es ist schon richtig, wenn man sagt, dass das Ergebnis auch hätte höher ausfallen können. Umso mehr ärgert es uns, dass es ein Gegentor durch eine Standardsituation war. Da müssen wir wacher sein, die Null halten und das Unentschieden mitnehmen“, konstatierte Concordias Stürmer Mohamed Labiadh nach dem Abpfiff.

Pieper-von Valtier: „Vicky hat Räume bekommen, die wir dem Gegner eigentlich nicht geben durften“

Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier stufte die Niederlage als ärgerlich ein. Foto: Heiden

Das sah auch sein Trainer so. „Es ist eine total ärgerliche Niederlage, wenn die spielerisch bessere Mannschaft ihre Torchancen nicht nutzt und du durch eine tatsächlich vermeidbare Standardsituation das Spiel verlierst“, bilanzierte Frank Pieper-von Valtier und ergänzte: „Wir hätten den glücklichen Punkt, den wir nach der ersten Halbzeit hatten, als Geschenk auch nach der zweiten Hälfte gerne mitgenommen, aber das ist leider nicht zustande gekommen.“ Sein Team habe, so der Cordi-Coach, „nicht das umgesetzt, was wir in der Woche trainiert haben. Zumindest nicht über 90 Minuten, sondern nur streckenweise. Wir haben das Ganze im Umschaltspiel zu schlecht rausgespielt. Wir haben aus dem Mittelfeld immer wen nach hinten beordert, obwohl das nicht Not tat. So hat Vicky Räume bekommen, die wir dem Gegner eigentlich nicht geben durften. “

Daran änderte auch nichts, dass Referee Holst im zweiten Durchgang nach einem Handspiel von Manasse Fionouke nur einen Freistoß statt eines Elfmeters gab. „Das war ein ganz klarer Elfer. Der Schiri verlegt das Handspiel auf außerhalb des Strafraums, obwohl der Assistent anzeigt, dass es im Sechzehner war. Letztlich war uns Vicky überlegen und hat damit verdient gewonnen“, konstatierte Cordi-Angreifer Labiadh, während sich sein Coach mühte, nicht alles schlecht einzuordnen: „Trotz der Niederlage bleibt hängen, dass das die Spiele sind, die wir brauchen, um in unserer Entwicklung voranzukommen. Ich habe immer gesagt: Wir brauchen bis Oktober, bis wir auf dem Nivea sind, wo wir sagen können: Es wird schwer, Cordi zuschlagen. Es ist vermessen, zu erwarten, dass es nach sechs Wochen Vorbereitung im Amateurfußball, wo die Jungs arbeiten oder studieren, gelingt, alles schon umzusetzen. Das ist auch in der Bundesliga nicht so – und da trainieren sie täglich und haben ganz andere Möglichkeiten.“

Richter: „Durch ein Standard-Tor zu gewinnen, ist ein Bonus, den man mal haben muss“

SCV-Trainer Jean-Pierre Rchter sah gute Ansätze, aber eine schlechte Chancenauswertung. Foto: Heiden

Auf der anderen Seite fiel das Fazit natürlich umso besser aus: „Ich bin mit den drei Punkten und der gezeigten Leistung zufrieden“, bekannte Jean-Pierre Richter. Er habe seinen Schützlingen „schon in der Pause mitgegeben, dass wir vieles von dem, was wir uns vorgenommen hatten, umsetzen konnten. Wir haben uns jede Menge Chancen herausgespielt. Sicherlich können wir mit dem Ergebnis zur Halbzeit nicht zufrieden sein, aber die Umsetzung auf dem Platz hat schon angedeutet, welche Qualität in der Mannschaft steckt“, sagte der Vicky-Coach, „auch wenn wir viele personelle Umstellungen haben wir das Spiel gut angenommen. Durch ein Standard-Tor zu gewinnen, ist ein Bonus, den man als Mannschaft mal haben muss.“

Und es war „der entscheidende Faltor, weil wir eine Vielzahl an Möglichkeiten nicht genutzt haben. Über 90 Minuten war der Sieg verdient“; so Richter, der abschließend dann nochmal auf die „Tor-Phobie“ seines Teams einging: „Wir haben die Qualität, dass wir mehr als nur zwei oder drei Spieler im Kader haben, die die wichtigen Tore erzielen. Klar war der Abgang von Nick Scharkowski, der vergangene Saison 36 Treffer erzielt hat, ein herber Verlust, aber: Wir haben im Training viele Tore geschossen, unter der Woche im Test gegen den ETV vier Treffer erzielt und jetzt mit 1:0 gegen einen sehr interessanten Gegner mit tollen Fußballern und einem hochqualifizierten Trainer gewonnen – das ist für uns nicht so schlecht.“

Jan Knötzsch 

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