Kindler zwischen Fan-Frust und Drei-Punkte-Lust: „Mich vollpöbeln zu lassen – das hab' ich nicht verdient“

Niendorf siegt beim AFC mit 1:0 – Gästekeeper wird verbal angegangen

05. August 2018, 19:19 Uhr

NTSV-Keeper Marcel KIndler (li, hier gegen Marco Schultz) stand nach dem Spiel in der Kritik der AFC-Fans. Foto: Genat

Das Spiel war gerade vorbei, da kochten die Emotionen hoch. Der Altonaer Fußball-Club hatte eine Woche nach dem 3:0-Auftaktsieg beim HEBC gegen den Niendorfer TSV mit 0:1 die erste Heimniederlage der noch jungen Saison eingefangen. Ein Zustand, der einigen Anhängern nicht passte. Ihr Frust entlud sich ausgerechnet an einem, der früher selbst das AFC-Trikot getragen hatte: Niendorfs Keeper Marcel Kindler sah sich nach dem Abpfiff verbalen Anfeindungen und Gesten aus dem Fanblock der Gastgeber ausgesetzt – und fand später klare Worte dazu. 

„Klar, wenn man woanders spielt, ist man nicht mehr so heiß geliebt. Ich bin hier bisher immer mit Respekt behandelt worden, hab mich willkommen gefühlt und bin gerne hergekommen“, erklärte der Schlussmann der Gäste „am Ende gab es da Einige, die mir Schauspielerei vorgeworfen haben. Aber: Es gab nicht einen Ball, wo ich nicht getroffen wurde. Die Spieler waren auffällig aggressiv gegenüber mir als Torwart. Es gab viele Bälle, wo trotzdem noch reingegangen wurde. Ich finde es respektlos, wie die Zuschauer mich dann darstellen. So war ich nie und so werde ich auch nie. Wenn man die Szenen nicht sieht, kann man sich aufregen, dann erkläre ich das gerne. Aber mich vollpöbeln zu lassen – das habe ich nicht verdient“, echauffierte sich der 36-Jährige und war mit seinen Ausführungen noch lang nicht fertig.

Farhadi: „Wir sind nicht übermütig, aber auch nicht klein“

Alle Mann antreten zum Gratulieren: Torschütze Evailton Fernandes (Dritter v. li.) wird beglückwünscht. Foto: Genat

„Ich habe mich immer in Dienst von Altona gestellt, als ich hier war. Ich habe immer alles gegeben, sogar in der Zweiten Mannschaft gespielt, als ich suspendiert wurde. Ich sehe nicht, was ich verkehrt gemacht habe und fühle mich respektlos behandelt“, so der Routinier weiter, „das war für mich total überraschend. Ich habe das Recht, zu sagen, dass das respektlos ist. Das ist immer noch Amateursport und Freizeit, kein Profisport – das verstehen manche nicht. Ich musste mir den Mittelfinger zeigen lassen – das ist schade und traurig, weil Altona für mich immer noch ein Herzens-Verein für mich ist.“

Weit wenige traurig war – natürlich auch aus Kindlers Sicht – das Ergebnis. „Ich finde nicht, dass wir unverdient gewonnen haben. Wir hatten Chancen, das Ergebnis noch um zwei, drei Treffer hoch zu schrauben. Altona hatte den Lattentreffer und die anfängliche Chance, bei der ich da war. Wir haben es clever gespielt, die Räume nach dem 1:0 eng gemacht und am Ende verdient gewonnen“, analysierte Niendorfs „Goalie“. Spielerisch, so Kindler weiter, habe der AFC „jeden zweiten Ball lang nach vorne geschlagen. Ich habe da keine Idee gesehen. Das war ein verdienter Sieg für uns, weil wir wichtige Spieler wie Vincent Boock komplett aus dem Spiel nehmen konnten. Wir haben richtig gut gespielt.“ Und das bezog der „Oldie“ unter anderem auf den Treffer zum 1:0: „Das Tor kann man nicht besser rausspielen – auch nicht bei Real Madrid oder dem FC Barcelona. Auch der Abschluss war super.“

Kindler: „Das Tor kann man nicht besser rausspielen – auch nicht bei Real oder Barcelona“

Achtung, Hintermann: Niendorfs Daniel Brückner (hi.) stört Joshua Gebissa. Foto: Genat

Jener Moment, der Kindler so begeisterte, trug sich in der neunten Minute des Spiels zu. Altona produzierte in der Bewegung nach vorne einen Fehlpass in die Füße von Marvin Karow. Dieser bediente im Zentrum gedankenschnell Malte Wilhelm und der wiederum passte das Leder mustergültig genau in die Schnittstelle, wo Evailton Fernandes lauerte, eiskalt zuschlug und die Kugel an Torwart Tobias Grubba vorbei zur Führung für die Gäste ins Netz beförderte. Um ein Haar hätte der AFC nur eine Minute später auf der anderen Seite direkt zurückgeschlagen, doch Kindler konnte gegen Gebissa klären (10.). Und auch den nächsten AFC-Angriff überstand der NTSV schadlos, als Marco Schultz im Anschluss an eine Rechtsflanke von Hischem Metidji an die Latte köpfte und Gebissa im Nachsetzen keinen Erfolg hatte (16.). Danach passierte im ersten Durchgang lange Zeit nichts, sodass Metidjis Schuss über den Kasten (34.) die einzig weitere nennenswerte Szene blieb.

Im zweiten Durchgang musste Kindler nach 52 Minuten dann gegen Niklas Siebert klären, danach vergab Schultz volley am zweiten Pfosten, als sein Versuch von einen Niendorfer Abwehrbein noch geklärt wurde (58.). Auch Niendorf war vorm gegnerischen Gehäuse nach Wiederbeginn nicht mehr mit Glücksgöttin Fortuna im Bunde. Daniel Brückners Freistoß Richtung zweiter Pfosten landete zwar bei Adam Benn, doch dessen Kopfball verpasste den Weg ins Ziel (64.). Und in der dritten Minute der Nachspielzeit war es schließlich Lion Jodeit, der den zweiten Treffer für die Mannschaft von Coach Ali Farhadi auf dem Fuß hatte, aber das Tor nicht machte. Nachdem der Neuzugang, der im Sommer von TuRa Harksheide an den Sachsenweg wechselte, schön frei gespielt worden war, kam der er nicht an AFC-Keeper Grubba vorbei, sodass es beim 1:0-Erfolg der Gäste vor den 765 zahlenden Zuschauern an der Adolf-Jäger-Kampfbahn blieb.

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