Zielen, zürnen, kurz zittern – aber: „Verdienter kann man nicht gewinnen“

BU lässt viel liegen, siegt aber ohne Coach Pieper-von Valtier bei Cordi mit 4:2

19. Mai 2018, 19:37 Uhr

Jubel in gelb und blau: Benjamin Lipke (re.) feiert mit Yannick Lux, während sich auch im Hintergrund über einen der vier BU-Treffer gefreut wird. Foto: Heiden

Einen Moment lang mussten sie noch warten. So lange, bis auch „Eggi“ Seitz im Kreis angekommen war. Erst dann konnte es losgehen. Zunächst gab es ein Ständchen für den Mann, den „Aushilfscoach“ Peter Paczkowski-Gutzeit als „BU-Legende“ adelte und der – wohlgemerkt im stolzen Alter von 83 Jahren – als Betreuer ausgeholfen hatte. Dann folgten die üblichen Jubelgesänge. Und die hatten sich die Kicker des HSV Barmbek-Uhlenhorst nach dem Spiel bei Concordia auch redlich verdient. Zwar mussten die Gäste in der Schlussphase für einen kurzen Moment noch einmal um die drei Punkte zittern, doch das, was Paczkowski-Gutzeit dann in seiner Analyse sagte passte. So wie die berühmte sprichwörtliche Faust aufs Auge.

„Verdienter kann man ein Spiel nicht gewinnen“, erklärte „Patsche“, der den an der Ostsee weilenden Frank Pieper-von Valtier vertrat, der so nicht beim Match seines Noch-Clubs gegen seinen zukünftigen Verein an der Seitenlinie stand, nach dem Abpfiff der Partie. „Die Jungs“, so der heutige Chef-Coach weiter, „haben sich reingehauen und gezeigt, dass sie einen großen Willen haben, das Spiel zu gewinnen.“ Aber: Die Sache mit dem Toreschießen klappte bei BU wieder einmal nicht so, wie es sollte. „Es ist bezeichnend für unsere Saison. Wir brauchen ganz eindeutig zu viele Chancen, um zu gewinnen oder aber um draußen Ruhe zu haben. Was wir an Chancen hatten – das ist der Wahnsinn. Trotz des 4:2 klingt meine Stimme nicht nach einem souveränen Sieg“, erzürnte sich Paczkowski-Gutzeit und ergänzte: „Dass Cordi auch Gelegenheiten hatte und Tore gemacht hat, kann man nicht verhehlen. Aber wir hatten drei Mal so viele. Ich glaube, das Chancenverhältnis lag bei 12:4.“

Paczkowski-Gutzeit: „Was wir an Chancen hatten – das ist der Wahnsinn“

Komm her, Junge: BU-Betreuer „Eggi“ Seitz (re.) klatscht mit Cedric Stoppel ab. Foto: Heiden

Damit rein ins Geschehen: Nachdem zunächst Jaques Rodrigues de Oliveira (1.) für Cordi und Bejamin Lipke für BU (4.) vergeben hatten und Janis Korczanowski nach acht Minuten bei seinem ersten Torschuss noch zu sehr in Rücklage geraten war (8.), machte der Ex-Concorde dann beim zweiten Anlauf Ernst – und wie: Nico Schluchtmann bediente seinen Mitspieler, Korczanowski ließ rechts zwei Mann aussteigen und zog ab. Die Kugel flog wie ein Strich, knallte aus 24 Metern oben in den linken Giebel – 1:0 für die Gäste. Und es blieb vor den 115 Zuschauern auf dem Kunstrasen am Bekkamp munter: Vorm BU-Tor verlor Leon Schulz den Ball an Rodrigues de Oliveira, doch dessen Heber brachte nichts ein (17.). Nur zwei Zeigerumdrehungen danach rettete Cordi-Keeper Tim Burgemeister auf der anderen Seite gegen Ivan Sa Borges Dju. Wiederum zwei Minuten später verzog Martin Werner für Cordi, ehe im Gegenzug Lipke zu ungenau zielte (23.).

Und es war immer noch noch nicht vorbei mit den ausgelassenen Einschussmöglichkeiten: Nach 28 Minuten tauchte BU-Keeper Kaspars Plendiskis im Duell mit Kevin Zschimmer, für den Ronny Buchholz per Brust abgelegt hatte, rechtzeitig ab und klärte. Nach einer halben Stunde parierte dann Burgemeister glänzend gegen Lipke, der zuvor von Sa Borges Dju bedient worden war. Und wiederum zwei Minuten später verpasste Korczanowski nach Schluchtmanns vorherigem Schuss, den Schulz mit einer starken Flanke eingeleitet hatte, nur knapp das Ziel. Der Nächste, der sich dann in den Reigen der versiebten Möglichkeiten einreihen durfte, war Jon Hoeft, der nach 35 Minuten frei zum Schuss kam, aber nichts daraus machen konnte.

Schadewaldt: „Die einfachen Dinger lässt er aus, die schwierigen macht Benny“

Überraschter Blick: Leon Schulz (re.) hat gegen Cordis Jaques Rodrigues de Oliveira das Nachsehen. Foto: Heiden

Die beiden ersten Aktionen nach dem Seitenwechsel gehörten Concordia: Zunächst war es Cem Cetinkaya, der nach Jan-Hendrik Bannaschs Hereingabe keinen Profit machen konnte (50.), anschließend verzog Andreas Goldgraebe völlig freistehend. Aber auch BU konnte den Ball nicht im Cordi-Kasten unterbringen – zumindest zunächst nicht, als nach einer Stunde Spielzeit Hoeft und Korzanowski einen Angriff einleiteten, an dessen Ende Lipke an den Ball kam, der dann jedoch seinen Meister in Burgemeisters starkem Reflex fand. Drei Minuten später allerdings lag die Kugel dann doch im Netz: Rechtsflanke Schluchtmann, in der Mitte produzierte Cordis Christian Rohweder einen Querschläger vor die Füße von Lipke, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und zum 2:0 vollendete. „Die einfachen Dinger lässt er aus, die schwierigen macht Benny“, grinste am Seitenrand Jens Schadewaldt, der BU-Co-Trainer, der in der kommenden Saison mit Pieper-von Valtier an den Bekkamp wechselt.

Zwanzig Minuten vor Schluss flankte für Cordi dann Ricardo Balzis vor die Kiste, Rodrigues de Oliveira ließ durch für Maurizio D'Urso – und der brachte das wahrlich zweifelhafte Kunststück fertig, aus kürzester Distanz ausgerechnet die schlechteste aller Optionen zu wählen: Er schoss den auf der Linie stehenden BU-Akteur Niklas Sabas an (70.). Rodrigues de Oliveira selbst vergab dann drei Minuten später. Doch Cordi sollte auf 1:2 herankommen: Nach 76 Minuten sorgte ausgerechnet das Defensiv-Duo Buchholz (Flanke) und Bannasch (Tor) für den Anschlusstreffer, dem BU drei Minuten später das 3:1 durch Sa Borges Dju nach einer Vorlage von Korczanowski entgegensetze. Cordi-Coach Florian Gossow protestierte an der Seitenlinie vehement, da er zuvor ein Foul an Buchholz gesehen haben wollte, blieb aber mit seiner Intervention ohne Erfolg.

Heuermann macht in der Nachspielzeit alles klar

Einen Schritt zu spät: BUs Nico Schluchtmann (li.) kann Cem Citinkaya nicht an der Balannahme per Brust hindern. Foto: Heiden

Gossows Schützlinge auf dem Feld ließen sich von diesem Rückschlag keineswegs beeindrucken. Nein, die Gastgeber kamen erneut auf bis auf einen Treffer heran: Der kurz vorher eingewechselte Niklas Müller-Leitloff eröffnete mit einem verpatzten Kopfball Cordis Goldgraebe, die Chance, das Leder aus 16 Metern gegen die Laufrichtung von „Goalie“ Plendiskis über die Linie zu bringen – nur noch 3:2 für BU (84.). Die Barmbeker mussten nun abermals um die drei Punkte zittern – aber nur kurz: Cetinkayas Freistoß klärte Plendiskis zur Ecke, den daraus resultierenden Schuss von Rordigues de Oliveira hielt er fest (86.). Eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit war Cordi-Schlussmann Burgemeister gegen Korczanowski auf dem Posten.

Vorbei aber war das Match damit noch nicht. Der nicht immer souveräne Referee Markus von Glischinski (SC Eilbek) gab vier Minuten Nachspielzeit obendrauf, die keiner so richtig nachvollziehen konnte, die BU allerdings zum letzten Treffer des Spiels und zur endgültigen Entscheidung nutzte: Einem Ballverlust Cetinkayas folgte der schnelle Pass von Hoeft auf Schluchtmann. Der legte quer und dort stand in der Box Chris Heuermann, der zum 4:2 erfolgreich war. In seinem vorletzten Spiel an der Seitenlinie, „aber dem letzten als Cheftrainer“ (O-Ton Jens Schadewaldt), durfte „Vertretungs-Boss“ Peter Paczkowski-Gutzeit also mit dem Schlusspfiff jubeln. „Das Spiel haben wir ihm extra nochmal gegeben“, scherzte Schwadewaldt. „Es ist schön, dass ich mich mit einem Sieg verabschiedete“, witzelte Paczkowski-Gutzeit zurück. Und auch „Eggi“ Seit machte nach dem Abpfiff im Teamkreis ein glückliches Gesicht...

Jan Knötzsch

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