„Tauben“ verspeisen „Raubvögel“ zum Frühstück!

Paloma hat leichtes Spiel – Condor II mit Slapstick-Chancenverwertung

23. Oktober 2016, 21:18 Uhr

Nach seinem zweiten Streich läuft Tom Bein (l.) jubelnd auf Flankengeber Maxym Marx zu. Foto: noveski.com/Jaedtke

Der Abpfiff war bereits einige Minuten alt, der Platz am Berner Heerweg so gut wie leer gefegt. Während die letzten Spieler des SC Condor II vom Kunstgeläuf in Richtung Kabine trotteten, saß ein Akteur mit gesenktem Haupt auf der Bank: SCC-Fänger Paul Malik schien die 90 Minuten noch einmal Revue passieren zu lassen, ehe er sich ganz langsam aufraffte, seine Sachen zusammenpackte und gemäßigten Schrittes von dannen zog. Frustbewältigung war bei den „Raubvögeln“ angesagt – nachdem ihnen die „Tauben“ zuvor die Grenzen aufgezeigt haben!

Es waren irgendwie seltsame, wenngleich sehr unterhaltsame Minuten am Heerweg. Der USC begann dominant, spielte zum Teil einen überaus ansehnlichen Ball, erzielte tolle Tore und rupfte die „Raubvögel“ schlussendlich ganz gewaltig. Allerdings leisteten sich die Hausherren auch reihenweise eklatanter Fehler, die jeglicher Beschreibung spotten würden. Und: es war nicht etwa so, dass die Condor-Reserve zu keinen Torgelegenheiten kam – weil Paloma gegen Ende und ab Mitte der zweiten Halbzeit „etwas zu arrogant“ agierte, wie Coach Steffen Harms befand –, aber was die Farmsener damit anstellten, war schon fast Slapstick pur! Kurz zusammengefasst: Jonas Gögge konnte den Ball aus drei Metern nicht im verwaisten Gehäuse unterbringen, weil Torsten Hartung auf der Linie stark rettete (37.). Dann zog der eingewechselte Torben Kröger völlig freistehend am langen Eck vorbei (58.), ehe Yannik Andersson ein Geschenk von USC-Fänger Lorenzen ebenso wenig zu nutzen wusste (59.). Dann lief erneut Kröger völlig blank auf den Uhlenhorster Schlussmann zu, schob diesem aber das Runde in die Arme (71.). Und zu guter Letzt war es Patrick Gordon, der scheinbar gar nicht erst abschließen wollte (85.). „Wir hätten drei Tore machen müssen – aber wie es dann ausgesehen hätte, ist schwer zu sagen. Paloma hatte insgesamt schon mehr und bessere Chancen“, so Hüttig.

Palomas Kapitän Torsten Hartung im Duell mit Jonas Gögge (r.). Foto: noveski.com/Jaedtke

Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass die Begegnung zu jenem Zeitpunkt schon längst entschieden war! Nach einer spielerisch sehr dominanten und immer wieder mit guten Chancen versehenen ersten halben Stunde führte der Gast im Traditionsduell bereits hochverdient mit 2:0: erst war es Lion Mandelkau, der nach Nendza-Zuspiel aus 20 Metern staubtrocken ins rechte untere Eck einschweißte (18.). Dann erhöhte der Vorbereiter höchstselbst, als er einen Schiemann-Eckball von rechts ins kurze Eck schädelte (30.). Beiden Toren gingen jedoch haarsträubende Fehler des Hüttig-Ensembles voraus: vor dem 0:1 passte Issufi Camara unglücklich genau in die Füße von Nendza – auch vor dem zweiten Gegentreffer leistete sich der für den urlaubenden Denis Friedrich ins erste Glied gerutschte Mittelfeldakteur den Abspielfehler. Allerdings hatten seine Mitspieler im Anschluss daran eigentlich noch genug Zeit, um diesen Fauxpas wieder auszubügeln – doch Ibrahim Asan rutschte auf Palomas linker Angriffsseite am Ball vorbei und Dennis König ließ sich von Tom Bein tunneln.

Zweimal Bein, einmal Rössing – Schiri Timm zieht seltsame Rote Karte

Bastian Nendza (l.) lief nach seinem Kopfballtreffer schnurstracks auf Leotrim Istrefi zu, der auf der Bank Platz nahm. Foto: noveski.com/Jaedtke

Auch nach der Pause agierte Condor II hinten viel zu löchrig und schaltete immer wieder deutlich zu spät in die Defensive um. Zudem waren die Harms-Schützlinge einfach gedankenschneller und technisch versierter. Ein abgeblockter Schiemann-Freistoß landete am rechten Strafraumeck bei Maxym Marx, der sich merkwürdiger Weise keinerlei Gegenwehr gegenübersah und quer legte, sodass Torjäger Bein seinen ersten Torerfolg an diesem Vormittag bejubeln durfte (53.). Das Spiel war längst entschieden – daran konnte auch der Anschlusstreffer durch Ibrahim Asan, der einen gut vorgetragenen Spielzug über Andersson und Gordon aus 15 Metern vollendete und die eigentlich geringste Hausherren-Möglichkeit in ein Tor ummünzte (65.), nichts mehr ändern. Stattdessen ging es auf der anderen Seite weiter Schlag auf Schlag: zuerst setzte Bein eine Marx-Flanke per Kopfball-Bogenklampe über Malik hinweg ins rechte Eck (68.), ehe der erst wenige Sekunden auf dem Platz befindliche Philipp Rössing mit seinem trockenen 25-Meter-Strahl genau ins linke untere Eck traf (70.)! „Da freue ich mich sehr für ihn, denn das hat er sich absolut verdient! Er hat lange dafür gearbeitet und gibt immer Vollgas“, lobte sein Trainer ihn anschließend.

Einen ganz großen Aufreger hatte das Duell noch zu bieten – und zwar, weil Schiedsrichter Stephan Timm (SC Egenbüttel) urplötzlich und aus dem Nichts Condor-Akteur Dennis Facklam aufgrund eines Foulspiels zunächst den gelben Karton zeigte und dann auf einmal glatt Rot hinterher zog (74.)! Eine Entscheidung, die keiner der Anwesenden verstand. Auch nach Spielende rätselten die Beteiligten – sowohl Spieler als auch Offizielle beider Teams – noch über die Gründe. Auf Nachfrage von Hüttig, ob es eine Gelb-Rote oder glatt Rote Karte gewesen sei, reagierte der Unparteiische nur mit einer patzigen Antwort. Dies war jedoch nicht der einzige Fall, bei dem Referee Timm ein wenig sehr gereizt wirkte.

„Ich finde es schon frech, wie er sich auf Nachfrage präsentiert hat“

Oliver Streich (l.) beim Versuch, Tom Bein vom Ball zu trennen. Foto: noveski.com/Jaedtke

„Wir haben leider die ersten 30 Minuten verschlafen, kriegen zu einfach die Gegentore, die wir uns fast schon selbst einschenken. Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen, die zweiten Bälle nicht gewonnen, hatten zu viele leichte Abspielfehler und so summiert sich das alles“, befand Hüttig, der den Platzverweis wie folgt wahrnahm: „Der Schiedsrichter möchte es in den Spielbericht eintragen, so dass es ein schwebendes Verfahren ist. Die Paloma-Spieler sagen, er hätte gesabbelt, aber niemanden beleidigt. Wir wissen nicht, was er da gesehen oder gehört hat! Mein Spieler sagt mir, er hätte nur mit seinem eigenen Mitspieler gesprochen. Deshalb weiß ich nicht, wieso es da eine Rote Karte gab. Und wie sich der Schiedsrichter hier auf Nachfrage präsentiert und meint: ‚ich sage hier gar nichts‘. Das finde ich frech.“ Dennoch bleibt er optimistisch, was die kommenden Aufgaben angeht: „Es tut weh. Aber nichtsdestotrotz haben wir weiterhin ein Ziel, das müssen wir weiter verfolgen und werden es auch erreichen!“
Steffen Harms bilanzierte unterdessen: „Wir wollten sehr dominant auftreten, das haben wir geschafft. Wir hatten einen guten Spielaufbau, da war ich ganz glücklich drüber, dass Condor den auch zugelassen hat. In den letzten Minuten vor der Pause machen wir die Tür ein bisschen auf und werden ein wenig unkonzentriert – aber wir haben die Führung mit Glück und Verstand in die Halbzeit gebracht. Aber insgesamt waren wir heute so viel besser als der Gegner, um nochmal Probleme zu bekommen.“ Auch die spielerische Entwicklung ist deutlich zu sehen, wie auch Harms findet. „Wir haben noch einen ganz schönen Weg zu machen, aber man sieht, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir kriegen es hin, das Spieltempo langsam zu erhöhen und spielen zielstrebiger nach vorne. Auch in der Defensive stimmen die Abstände immer mehr.“

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