Sieg bei Peims „Ex“: Billstedt-Horn kann Punkte vermehren

Stürmer Benjamin Vermehren trifft bei 3:2 gegen UH-Adler doppelt

27. November 2016, 17:44 Uhr

Torschützen unter sich: Billstedt-Horns Benjamin Vermehren (re.), der doppelt traf, und Khaibar Ibrahimi. Foto: noveski.com/Herzog

Siege sind an und für sich etwas schönes. Siege gegen den Ex-Verein umso mehr. René Peim durfte als Coach der SpVgg Billstedt-Horn bei seinem Ex-Club UH-Adler einen solchen Erfolg feiern. Weil sich einer seiner Stürmer nicht nur als Torschütze, sondern auch als Vorbereiter hervortat. Dennoch mussten die Gäste im zweiten Durchgang um ihren knappen 3:2-Sieg zittern. Und das nach einer 3:0-Führung...  

René Peim war lange Zeit abgetaucht. Acht Minuten vor dem Ende des Spiels bei UH-Alder hatte Schiedsrichter Danny Stöver den Coach der SpVgg Billstedt-Horn wegen wiederholtem lautstarkem Reklamieren von der Trainerbank verwiesen. Peim zog, so wie ihm geheißen wurde, von dannen und war erst mit dem Schlusspfiff wieder zu sehen. Gemächlichen Schrittes, aber enorm zielstrebig lief der Coach der Gäste auf seine Spieler zu. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erreichte er Benjamin Vermehren und klatschte seinen Stürmer ab.

Peim: „Größenvorteil hat UH nichts gebracht“

Hoch das Bein: UH-Adlers Sascha Musal gegen Doppeltorschütze Benjamin Vermehren (li.). Foto: noveski.com/Herzog

Peim wusste, bei wem er sich für den 3:2-Erfolg an der Beethovenstraße zu bedanken hatte. Bei all seinen Kickern natürlich, aber bei einem besonders: Benjamin Vermehren nämlich. Dank ihm konnte „Bille-Horn“ sein Punktekonto vermehren – und das ausgerechnet bei Peims ehemaligem Verein. Zwei der drei Treffer der Gäste erzielte Vermehren selbst, einen bereitete er vor und durfte sich nach dem Spiel zurecht als „Mann des Tages“ sehen, während sein Coach feststellte: „Klar freue ich mich, aber dieser Sieg ist kein anderer als jeder andere Sieg auch.“

Ehe Peim jedoch den Erfolg an alter Wirkungsstätte bejubeln konnte, musste der Coach der Gäste im zweiten Durchgang mächtig zittern – und das, obwohl seine Mannen bis zur 50. Minjute mit 3:0 in Führung lagen. „Die letzte Viertelstunde war schon ganz schön haarig...“, gab Peim nach dem Schlusspfiff zu, „da hat UH einen langen Ball nach dem anderen nach vorne gebracht. Das ist nicht leicht zu verteidigen.“ Doch „Trainerfuchs“ Peim wusste natürlich, was an der Beethovenstraße auf ihn und seine Mannen zukam. „Ich kenne ja die Größe bei UH. Daher habe ich gegengesteuert und meinen Innenverteidiger Felix Ohlrich gegen Florian Simon gestellt und meinen Jungs gesagt, wie der Gegner vor allem die Standards bringt. Da haben wir gut aktiv verteidigt“, analysierte Peim, „vom Größenvorteil für UH-Adler war nichts zu merken.“

Nach 49 Minuten (fast) alles klar – doch dann muss der Gast nochmal zittern

Das 3:0 für die Gäste: Khaibar Ibrahimi (Nummer 20) schiebt gegen zwei Gegenspieler ein. Foto: noveski.com/Herzog

Ein Satz, wie er auch ohne den Zusatz „vom Größenvorteil“ zutreffend gewesen wäre, wenn Peim den Auftritt von UH im ersten Durchgang hätte auf den Punkt bringen wollen: Von den Hausherren nämlich war nichts zu merken. Zumindest nicht viel. Für gefährliche Szenen vorm Tor war einzig und allein Billstedt-Horn zuständig – und zwar mit Nachdruck: 17 Minuten waren absolviert, als Matthias Juckel den Ball in den Strafraum auf Benjamin Vermehren spielte und dieser das Spielgerät links an UH-Keeper Robert Block vorbei ins Netz schoss. Eine Viertelstunde später hätte es beinahe auf der anderen Seite „geklingelt“. Unter freundlicher Mithilfe der Gäste: Einen Schuss der Hausherren lenkte Mikel-Jason Ehmke beim Klärungsversuch an den eigenen Pfosten. Es sollte lange Zeit die einzige kritische Szene sein, die „Bille-Horn“ zu überstehen hatte. Erst in der 37. Minute versuchte sich UH in Person von Marc-Robin Becker erneut, doch er scheiterte.

Die Gäste hatten es zu diesem Zeitpunkt bereits ein zweites Mal besser gemacht: Einen Schuss von Khaibar Ibrahimi konnte Torhüter Block zwar noch abwehren, gegen den Nachschuss von Vermehren war der Schlussmann der Uhlenhorster dann jedoch machtlos (35.). Und auch nach dem Seitenwechsel war Vermehren wieder beteiligt, als die nächste entscheidende Szene des Spiels anstand: Vier Minuten des zweiten Durchgangs waren abgelaufen, als Juckel den freien Vermehren auf der rechten Seite des Strafraums sah und ihn anspielte. Vermehren wiederum leitete zu Ibrahimi weiter, der gleich zwei Adler-Akteure aussteigen ließ und dann zum 3:0 für die Gäste vollendete. Immerhin: Die Gastgeber schlugen postwendend zurück. Flanke Marc-Robin Becker, Kopfball Tim Finkeldey – nur noch 1:3 aus Sicht der Equipe von Coach Adriano Napoli (50.).

Napoli: „Keine Laufbereitschaft und kein Willen in der ersten Hälfte“

Konzentration auf den Ball: UHs Rico Mendrzik (li.) und Ömürcan Akkoc. Foto: noveski.com/Herzog

In der Folgezeit hatten beide Parteien jeweils eine Gelegenheit, das Ergebnis zu verändern. Auf Seiten der Billstedter brachte Vermehren den Ball von rechts in den UH-Strafraum, Juckel ließ klug durch für den besser postierten Ehmke, doch der scheiterte an Block, der zur Ecke abwehrte (60.). Zwei Minuten später schlug Florian Simon die Kugel aus der eigenen Hälfte nach vorne, Sascha Musal nahm den Ball auf dem rechten Flügel mit, passte ihn quer auf Finkeldey und dessen Schuss flog Richtung Gäste-Tor. Ein einfacher, schneller, aber umso schönerer Spielzug, dem einzig das erfolgreiche Ende fehlte: Finkeldeys Schuss klatschte an den Pfosten (62.). So kam UH nur noch zu einem weiteren Treffer: Nach einer Flanke von links stieg Marc-Robin Becker in der Mitte zum Kopfball hoch, wurde von SpVgg-Torhüter Luca Yannick Latendorf zwar abgeräumt, traf den Ball aber dennoch so, dass er zum 2:3 aus Sicht der Adler in den Maschen landete (77.).

Für den Schlusspunkt der Begegnung sorgte Florian Simon, der nach einem wiederholten Foulspiel in der fünften Minute der Nachspielzeit mit der „Ampelkarte“ bedacht wurde. Sein Trainer Adriano Napoli erklärte nach Spielschluss: „Im Fußball ist es so, dass Schlüsselmomente das Spiel entscheiden.“ Der erste sei das 0:1 gewesen. „Da haben wir zu zweit einen Spieler gedeckt statt abzusichern“, kritisierte Napoli. Beim 0:2 „köpfen wir den Ball zur Seite statt nach vorne“, ärgerte sich Napoli, der den Verlauf des Spiels wie folgt gesehen hatte: „Billstedt war gut in den Zweikämpfen und griffiger. Irgendwann ist es leider schwierig, den Schalter umzulegen, zumal bei uns leider Gottes in der ersten Halbzeit die Laufbereitschaft und der Willen, den Ball haben zu wollen, komplett gefehlt haben. In der zweiten Hälfte war der Willen dann da und die Tore sind auch gefallen. Leider zu wenig. So ist das leider...!"

Jan Knötzsch

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