Sasel siegt – auch dank Lohbrügges Leichtsinnigkeit

Gäste machen die Tore, Hausherren lassen zu viele Chance aus

28. Oktober 2016, 23:43 Uhr

Die Entscheidung: Die Spieler des TSV Sasel bejubeln das 3:0 durch Benedikt Neumann-Schirmbeck. Foto: noveski.com/Herzog

Am Ende gab es ein Lob vom Gästetrainer. „Von der Klasse der Einzelspieler her gehört Lohbrügge für mich unter die Top Vier“, schrieb TSV-Coach Danny Zankl den Kickern des VfL ins Stammbuch. Nette Worte, für die sich die Equipe von Sven Schneppel allerdings nichts kaufen konnte. Weil Sasel den Hausherren vormachte, wie man effektiv mit Einschussmöglichkeiten umging, setzte sich der Spitzenreiter am Binnenfeldredder mit 3:1 durch.

Viel hatte nun wirklich nicht gefehlt. Ein paar wenige Zentimeter. Vielleicht sogar nur Millimeter. So aber hatte Adrian Voigt etwas zu genau gezielt: In der 46. Minute des Spiels zwischen dem VfL Lohbrügge und dem TSV Sasel klatschte der Schuss, den Lohbrügges Nummer zehn soeben abgegeben hatte, an den Pfosten des Saseler Tores. „Was wollen wir denn noch für Chancen haben...“, sinnierte VfL-Coach Sven Schneppel, als er schließlich die Hände, die er gerade noch entsetzt vors Gesicht geschlagen hatte, wieder gesenkt hatte.

Die 46. Minute als spielentscheidener Moment

Übersprungen: Sasels Timo Adomat (li.) gibt Robert Pallasch im Kopfballduell das Nachsehen. Foto: noveski.com/Herzog

Schneppel hatte den einen Schock noch nicht ganz verdaut, da folgte jedoch auch schon der nächste. Sasel hatte nach dem Pfostenschuss das Spielgerät erobert. Yannis Büge bediente mit dem finalen Pass Bennedikt Neumann-Schirmbeck – und Sasels Torjäger ließ sich nicht zwei Mal bitten. Somit stand es 3:0 und der Traum von VfL-Manager Alex Dartsinis, der noch in der Pause optimistisch verkündet hatte, sein Team würde das Spiel noch drehen, war ausgeträumt.

„Das war der entscheidende Moment. Wir machen da die Bude nicht, Sasel macht sie im Gegenzug. Das ist das, was uns von einer Spitzenmannschaft noch unterscheidet. Sie schlagen eiskalt zu“, sollte Sven Schneppel später im Anschluss an die Partie feststellen – und traf damit den berühmten Nagel auf den Kopf. Denn: Wo Lohbrügge leichtfertig mit den Chancen umging, zeigte Sasel in der Tat, was Effektivität ist. „Sie hatten nicht nur drei, sondern vier oder fünf Gelegenheiten. Aber daraus machen sie drei Tore. Wir erzielen eben nur eine Bude...“, konstatierte Schneppel.

Schneppel: „Sasel macht die Buden, wir nicht – das ist der Unterschied“

Voller Körpereinsatz: Benedikt Neumann-Schirmbeck (li.) im Zweikampf mit Lohbrügges Tim Santelmann. Foto: noveski.com/Herzog

Dabei hatte Lohbrügge in den 90. Minuten so viel eigentlich gar nicht viel falsch gemacht, war eben einfach nur nicht konsequent genug. Zu Beginn der Partie hatte Sasel es schwer, gegen die beiden tief stehenden Lohbrügger Viererketten ins Spiel zu kommen. Zudem offenbarte der Spitzenreiter hinten Unsicherheiten, die man so nicht von ihm kennt. Gleich zwei Mal musste Maximilian Richter im TSV-Gehäuse daher in der ersten halben Stunde retten. Zunächst gegen Marco Braesen, der es aus halblinker Position probierte (15.), dann gegen den nach einem langen Ball urplötzlich viel zu frei stehenden Robert Pallasch (19.).

Erst nach rund einer halben Stunde kam Sasel dann besser in Tritt. Und das auch gleich nachhaltig: Neumann-Schirmbeck bereitete von rechts für André Lohfeldt vor – 1:0 für die Gäste (34.). Doch die Mannen von Coach Danny Zankl hatten ihr Pulver für die erste Halbzeit noch nicht verschossen: Zwei Minuten vor der Pause schien der Ball bereits verloren, doch Timo Adomat setzte energisch nach und erkämpfte das runde Leder zunächst zurück, legte es dann an der Grenze des Strafraums klug für Nico Zankl ab, der Björn Garvs im VfL-Kasten mit einem Flachschuss keine Abwehrchance ließ – 2:0 für Sasel.

Was folgte, war schließlich Neumann-Schirmbecks 3:0 nach der Pause – und die Tatsache, dass Lohbrügge trotz des klaren Rückstandes munter weiter nach vorne spielte. „Das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Ich muss die Mannschaft dafür loben, dass sie auch nach dem dritten Gegentor so engagiert gespielt hat“, bilanzierte Schneppel nach dem Schlusspfiff. Und der VfL wurde für dieses Auftreten belohnt. Nachdem Pascal Bäker in der 59. Minute noch an Richter gescheitert war (und kurz vorm Abschluss von einem Saseler touchiert wurde, was ihn quasi aus dem Takt gebracht hatte), lief es nach 72 Minuten besser: Der frisch ins Spiel gekommene Javad Gurbanian flankte von rechts, Braesen köpfte in der Mitte gegen die Laufrichtung des Torwarts ein. 

Zankl: „Wir haben uns letztlich durchgequält“

Mit vereinten Kräften: Die Lohbrügger Robert Pallasch (vo.) und Ismail Polat (hi.) nehmen Nico Zankl in die Klammer. Foto: noveski.com/Herzog

Auf der anderen Seite ließ Neumann-Schirmbeck den vierten Saseler Treffer liegen (78.), dann drückte wieder der VfL: Erst vergab Braesen (82.), dann wehrte Richter Gurbanians Schuss zur Ecke ab (83.). Stichwort Gurbanian: Lohbrügges Edeltechniker senste – vermutlich auch etwas frustriert – in der zweiten Minute der Nachspielzeit seinen Gegenspieler um und sah den roten Karton. Sasels Trainer Danny Zankl war da bereits von Referee Jouri Savitchev wegen zu lautstarkem Auftreten von der Trainerbank verwiesen worden.

Als er dann wieder auf das Plastik-Grün durfte, resümierte Sasels Übungsleiter: „Eine 2:0-Führung zur Pause ist gefährlich, war aber ein gutes Polster zur Pause, nachdem wir nicht das höchste Risiko gegangen sind. Es hat zunächst der Mut gefehlt, den Abwehrriegel von Lohbrügge zu knacken.“ Seine Mannschaft hätte, so Zankl weiter, „schneller spielen müssen, um das Pressing aufzubrechen. Das 1:0 hat uns extrem viel Ruhe und Sicherheit gegeben, während Lohbrügge danach unkonzentrierter wurde.“

Dies verhehlte auch Schneppel nicht. „Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht da. So einfach ist das. Wenn wir einen zweiten Treffer machen, dann können wir vielleicht noch die Brechstange auspacken, um was zu holen“, so der Übungsleiter der Elf vom Binnenfeldredder. „Uns kam leider der Pausenpfiff etwas dazwischen. In der Phase waren wir gerade richtig drin und hatten Lohbrügge aus dem System gebracht“, ärgerte sich Zankl, der trotz des Sieges kritisierte: „In der zweiten Hälfte hat sich unser Pressing wie ein Kaugummi gezogen. Uns fehlten zehn Prozent. Das Gegentor fällt folgerichtig. Wir haben die Situationen nach vorne dumm ausgespielt und uns letztlich durchgequält.“


Jan Knötzsch

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