Oberliga 01

Kein schönes Spiel? „In England würde man sagen: Ein richtig geiles Spiel!“

29. Januar 2022, 17:35 Uhr

Der VfL Lohbrügge bejubelt eine geschlossen leidenschaftliche Mannschaftsleistung und den 2:0-Sieg beim Meiendorfer SV. Foto: Kormanjos

"Die Stimmung ist gut - sehr positiv", entgegnete Elvis Nikolic kurz vor Anpfiff auf Nachfrage seines Präsidenten Jens Wechsel - und ballte die Faust. Der VfL Lohbrügge hatte sich nach der 1:6-Packung im "Sechs-Punkte-Spiel" gegen Mit-Konkurrent Bramfeld unter der Woche eine ganze Menge vorgenommen und war im "Kellerkick" bei Schlusslicht Meiendorfer SV (alle Highlights im LIVE-Ticker) auf Wiedergutmachung aus. Vor allem die Rückkehr von Keeper Tobias Braun und "Leader" Marvin Karow gab den Mannen vom Binnenfeldredder ein überaus gutes Gefühl...

Meiendorf-Neuzugang Edison Sa Borges Dju mischte erstmals beim Oberliga-Schlusslicht mit. Foto: Kormanjos

Auch auf dem Platz war von Verunsicherung nix zu spüren. Ganz im Gegenteil. Die Körpersprache des VfL Lohbrügge ließ von Anfang an erahnen, dass die Wut am Meiendorfer SV rausgelassen werden soll. Hochkonzentriert, mit Auge und dem Blick für den richtigen Moment: Genau jene Attribute legte Anto Zivkovic schon nach 300 Sekunden an den Tag, als er nach einem Foulspiel an Erdogan Pini den folgenden Freistoß aus dem Mittelkreis geistesgegenwärtig und blitzschnell ausführte. Auf dem rechten Flügel brach Pascal Bäker durch, der aus 15 Metern abschloss. Sulejman Hoxha konnte den eigentlich eher harmlos anmutenden Flachschuss nicht festhalten - und Stjepan Brkic staubte ab (5.)!

Meiendorf ungefährlich, Braun wird kalt

Zwar forderte Kapitän Zivkovic nach einer guten halben Stunde: "Bitte, Jungs - ohne Hektik!" Während Karow ebenfalls mahnte: "Ruhe, Männer!" Doch von Meiendorf ging absolut keine Gefahr aus! Und das, obwohl Lohbrügge mit zunehmender Spieldauer etwas fahriger wurde und zu überhastet agierte.

Auf einem katastrophalen Acker an der Meiendorfer Straße und bei immer stärker und böiger werdendem Wind wurden die Bedingungen nach Wiederanpfiff immer schwieriger für beide Teams. Ans Fußballspielen war eh nicht mehr zu denken - zu tief und löchrig war das Geläuf. Dennoch: Was die Hausherren auf den Platz brachten, war erschreckend harmlos. Eine Torchance in den gesamten 90 Minuten - und das war ein "Schüsschen" von Atef Zakerwal nach einem Chip-Pass von Necati Agdan in die Arme von Tobi Braun (49.). Kein Wunder, dass dem Schlussmann der "Wild Boyz" nach dem Ende der Partie klar war und er relativ fix aus dem Jubelkreis in die Kabine wollte.

Degener macht Deckel drauf - "Habe nicht eine Torchance von Meiendorf gesehen"

Auf dem "Kartoffelacker" an der Meiendorfer Straße war an ein vernünftiges Fußballspiel nicht zu denken. Foto: Kormanjos

Eine gute Viertelstunde vor Ultimo machten seine Vorderleute nämlich den Deckel drauf. Karow bediente Bäker, der überall zu finden war und eine unmenschliche Laufleistung an den Tag legte. Die flache Hereingabe des eigentlichen Torjägers donnerte Christian Degener ins Lohbrügger Glück (76.)! Und so skandierte der VfL-Anhang bereits weit vor Abpfiff lautstark von der Tribüne: "Auswärtssieg!" 


Coach Nikolic, der zusammen mit Sven Schneppel das Gespann am "Binner" bildet, befand hinterher: "Der eine oder andere wird vielleicht sagen, es war kein schönes Spiel. Ich glaube aber, in England würde man sagen, es war ein richtig geiles Spiel! Das war ein extremer Fight - und mehr war auf dem Platz gar nicht möglich. Man konnte wirklich nicht einen geraden Pass spielen. Aber wir haben es angenommen und uns von Anfang an gesagt, dass wir nicht darüber meckern, sondern das Beste daraus machen wollen. Und ich finde, dass wir hochverdient gewonnen haben, weil wir es einfach mehr wollten!" Er habe "nicht eine Torchance von Meiendorf gesehen", so Nikolic weiter.

"Pascal Bäker stand sinnbildlich für das Spiel"

Elvis Nikolic herzt sein "Arbeitstier" und Doppel-Vorbereiter Pascal Bäker nach dessen bärenstarker Leistung. Foto: Kormanjos

Trotz einer extrem geschlossenen Mannschaftsleistung verdiente sich ein Akteur ein Sonderlob. Es sei zwar "wirklich schwer, einen einzelnen Spieler herauszuheben", entgegnete Nikolic. "Aber Pascal Bäker stand heute so ein bisschen sinnbildlich für das Spiel. Bis zum Schluss ist er vorne jeden Gegenspieler angelaufen. Er hatte eigentlich schon Krämpfe und ist trotzdem über den Punkt gegangen. Das war schon eine tolle Leistung von ihm!" 


Allerdings stand man "auch hinten sehr stabil. Wir waren enorm präsent und ich kann mich an kein Kopfballduell erinnern, was wir nicht gewonnen haben", lobte er seine Schützlinge, die aus der Packung gegen Bramfeld offenbar die richtigen Schlüsse zogen. "Als Trainer wünscht man sich so eine Niederlage natürlich nicht. Aber man konnte gleich im nächsten Training deutlich aufzeigen, worum es geht im Fußball - nämlich um die Mentalität. Wir sind im Abstiegskampf - und den müssen wir annehmen. Heute war das eine Top-Leistung mit einer Top-Mentalität!"

Autor: Dennis Kormanjos