„(G)Udes“ Ende: Toni trifft, Osdorf jubelt

Last-Minute-Tor beschert TuS 2:1-Erfolg gegen BU

10. März 2017, 23:37 Uhr

Matchwinner: Antonio Ude schoss kurz vor dem Schlusspfiff den Siegtreffer für Osdorf. Archivfoto: noveski.com

Die Erfolgsserie des TuS Osdorf geht weiter: Auch gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst verließ die Equipe von Trainer Piet Wiehle das Feld nicht als Verlierer und bleibt damit schon zum zehnten Mal in Folge ungeschlagen. Noch nicht einmal mit einer Punkteteilung wollten sich die „Blomkamp-Boys“ vor heimischem Publikum im Duell mit dem Tabellennachbarn zufrieden geben: Kurz vor dem Schlusspfiff fiel der Siegtreffer zum 2:1, mit dem Osdorf inzwischen als Fünfter des Klassements nun auch den SC Victoria hinter sich gelassen hat. „Dieser Lauf ist schon schwer in Worte zu fassen!, kommentierte TuS-Trainer Piet Wiehle das derzeitige „Hoch“ seiner Elf, während auf der Gegenseite Peter Paczkowski den Verlierern „absolut keine Vorwürfe“ machen wollte...

Die Partie war fast vorbei, da hielt es auch Marcel Peters nicht mehr auf den Stufen hinter der Werbebande. Dort hatte der Abwehrspieler des TuS Osdorf, der nach seinem Wechsel vom VfL Lohbrügge an den Blomkamp noch gesperrt ist, das Match seiner Teamkollegen gegen den HSV Barmbek-Uhlenhorst verfolgt. Direkt neben seinem Vater. Doch in jenem Moment, als die reguläre Spielzeit sich bereits dem Ende zuneigte, machte der 24-Jährige ein paar Schritte nach unten, stand schließlich neben der Bank der Hausherren, jubelte und rief Antonio Ude etwas zu. Ein paar Meter weiter grinste derweil Vater Peters. „Ich schulde Ude jetzt eine Flasche, aber die kriegt er gerne“, ließ er wissen.

Wiehle: „Das hat sich angefühlt wie ein Freundschaftskick. Es fehlte das Feuer“

Nico Schluchtmann zeichnete für den BU-Führungstreffer verantwortlich. Archivfoto: noveski.com

Was war passiert? Nun: Die meisten der enttäuschend wenigen etwa 220 Zuschauer hatten sich fast schon mit einem Unentschieden abgefunden, als der Ball nach einer Standardsituation noch einmal in den Strafraum der Gäste aus Barmbek flog. Tim Jobmann stieg im Sechzehner hoch und köpfte den Ball an den linken Pfosten des BU-Tores. Es sah sekundenlang so aus, als sollte es wirklich beim 1:1, dem Spielstand in genau diesem Augenblick, bleiben. Doch weit gefehlt: Die Kugel sprang vom Pfosten wieder ins Feld – und dort genau vor die Füße von „Toni“ Ude. Der mit allen Fußballer-Wassern der Hamburger Amateurszene gewaschene 36-Jährige machte genau das, was man von ihm als Stürmer erwartet: Er fackelte nicht lange, sondern schoss das Spielgerät vehement ins Netz und drehte jubelnd ab. Der Rest der Mannschaft folgte dem „Oldie“ Richtung Eckfahne, auch das Bank-Personal der Osdorfer hielt es nicht mehr auf seinen Sitzen. Es war kollektive Freude angesagt. Dass es anschließend zu einer kleineren Rudelbildung mit BU-Spielern kam, störte Minuten später nach dem Abpfiff von Referee Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV) niemanden mehr.

„Ich hatte eher das Gefühl, dass BU noch einen Treffer macht. Bei den Standards waren sie diesmal gefährlicher als wir. Aber wir hatten einfach das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite“, bilanzierte TuS-Coach Piet Wiehle etwas später auf dem grünen Kunstrasen, als seine Mannschaft einige Meter von ihm entfernt im obligatorischen Team-Kreis ihren „Dreier“ nochmal gebührend und lautstark feierte. „Insgesamt war das ein komisches Spiel“, beschied Wiehle und erklärte auch gleich, warum er das so sah: „Mir haben die Emotionen gefehlt. Ich fand, es war viel zu ruhig. Das Spiel plätscherte irgendwie vor sich hin. Das war eine durchschnittliche Oberliga-Partie, die sich angefühlt hat, wie ein Freundschaftskick am Freitagabend. Da fehlte das Feuer. Wo wir sonst am Blomkamp mit verrückten Begegnungen verwöhnt sind, war das diesmal ein Normalo-Spiel. Aber wenigstens eins mit einem guten Ende für uns.“

Nach Schluchtmanns Führungstreffer schlägt Bonewald zurück

Schütze des 1:1-Ausgleichstores: Melvin Bobewald. Archivfoto: noveski.com

Ganz so falsch lag Wiehle mit seiner Einschätzung nicht. Im Gegenteil. Man könnte den Kick auch als eines dieser typischen Unentschieden-Spiele bezeichnen. Viel lief auf beiden Seiten nicht. Ein Großteil der Partie bestand daraus, dass es zwischen den beiden Strafräumen zwar hin und her ging und um jeden Ball und jeden Zentimeter gekämpft wurde, doch dort, wo es drauf ankommt – in der „Box“ nämlich – blieben die Aktionen oft wenig zwingend. Mal geriet ein Abspiel zu lang, mal war der Gegner dazwischen. Mal machten Missverständnisse Chancen zunichte. So wie zum Beispiel in der 42. Minute, als Mazlum Oguz für BU in der Mitte Richtung Strafraum startete, dann den gut postierten Christian Degener auf dem Flügel sah und ihn anspielen wollte. Doch der Pass war viel zu steil, als dass BU's Neuzugang aus Curslack das Leder noch hätte erlaufen können. Stattdessen trudelte die Kugel über die Torauslinie.

Nur gut, dass die Zuschauer da schon längst zwei Tore zu sehen bekommen hatten. Eines auf jeder Seite. Zunächst fuhr BU nach 13 Minuten den ersten richtigen Angriff aufs Osdorfer Tor. Ivan Sa Borges Dju wurde angespielt, nachdem die Gäste im Anschluss an einen nicht gut zuende gespielten TuS-Angriff an den Ball gekommen waren. Der Stürmer der Barmbeker schaltete in der Zentrale schnell, schickte Teamkollege Nico Schluchtmann auf die Reise und dieser überwand Keeper Patrick Hartmann. Lange aber konnte sich BU an der Führung nicht erfreuen. Nicht einmal ganze zwei Minuten, um genau zu sein: Die Hausherren bekamen auf der linken Außenseite einen Freistoß zugesprochen. Torben Krause schlug den Ball in den Strafraum und fand dort den Kopf von Melvin Bonewald, der zum Ausgleich einnickte. Einzige weitere nennenswerte Szene des ersten Durchgangs: ein Schuss des Osdorfers Henrik Schmidt, der über den Kasten ging (35.).

Paczkowski: „Osdorf hat einen Lauf, wir müssen uns das Glück erarbeiten – das ist schwieriger“

Sascha Blume scheiterte vom Elfmeterpunkt an BU-Keeper André Tholen. Archivfoto: noveski.com

Durchgang zwei hatte dann – abgesehen vom Osdorfer „Last-Minute“-Siegtor nur drei nennenswerte Szenen: Niklas Müller-Leitloff (68.) aus der Distanz und Mazlum Oguz aus 16 Metern (74.) prüften jeweils Patrick Hartmann, wobei vor allem der Reflex des TuS-Torhüters gegen Oguz sehenswert war. Auf der anderen Seite deutete Schiedsrichter Bliesch nach 87 Minuten im Anschluss an eine unübersichtliche Szene und ein vermeintliches Foulspiel auf den Elfmeterpunkt. Doch nicht etwa Torben Krause oder Antonio Ude, sondern Sascha Blume trat zum Duell Schütze gegen Torwart an. „Der Lange hat einen Lauf...“, war sich Marcel Peters sicher, dass Blume für das 2:1 sorgen sollte. Doch der „Sturm-Riese“ scheiterte an André Tholen


Der Rest ist bekannt und ließ Piet Wiehle durchatmen: „BU war richtig stark. Wir mussten aufpassen, dass wir kein Motivationsproblem bekommen. Du schlägst Dassendorf, gewinnst vorher auch gegen Buchholz und Altona und dann kommt – in Anführungsstrichen – nur BU. Das ist ganz gefährlich. Die sind immer noch amtierender Vize-Meister und haben viel Qualität. Wenn man da nicht mit der richtigen Einstellung an die Sache geht, dann kann so ein Ding schnell nach hinten losgehen.“

Ging's ja aber nicht – und so hätte man auf Seiten der Gäste hängende Köpfe vermutet. Doch: nichts da! „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat trotz der Niederlage nach dem 0:1 vom vergangenen Wochenende gegen Buxtehude hier eine gute Leistung gezeigt. Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Peter Paczkowski, der gemeinsam mit Jens Schadewaldt an der Seitenlinie den fehlenden Frank Pieper-von Valtier (privat verhindert) vertrat. „Wir mussten auf einigen Positionen umstellen. Tolga Odabas hat als Innenverteidiger ein gutes Spiel gemacht, auch Mazlum Oguz, der lange Zeit kaum gespielt hat, war richtig stark“, erklärte Paczkowski und ergänzte: „Wir hatten unsere Chancen, aber es fehlte uns einfach das Glück. Osdorf hat einen Lauf, da fliegt dir das Glück auch mal zu. Wir haben keinen Lauf und müssen uns das Glück erarbeiten. Das ist schwieriger...“

Jan Knötzsch