Kurt und Startsev – die Senkrechtstarter des FC St. Pauli

Weitere Talente drängen nach oben

25. November 2014, 11:35 Uhr

Technisch stark und mit dem Blick für seine Nebenmannen Okan Kurt durfte bereits siebenmal das Jersey der Profis überstreifen. Foto: KBS-Picture.de

Seitdem Thomas Meggle das Zepter bei den Profis des FC St. Pauli schwingt, mischen zwei seiner ehemaligen U23-Kicker im Konzert der Großen mit: die Rede ist von Okan Kurt und Andrej Startsev. Vor Wochen noch in der Regionalliga Nord gegen Teams wie Weiche Flensburg, den BV Cloppenburg oder den BSV Rehden unterwegs, heißen die Kaliber nun Düsseldorf, Kaiserslautern oder Nürnberg – auch im DFB-Pokal-Highlight gegen Borussia Dortmund zählten die beiden Youngster zur ersten Elf der Kiezkicker.

„Sie haben sich diese Einsätze durch gute Leistungen in der U23 und im Training der Profis verdient“, sagt etwa Teammanager Hermann Klauck. Und der wird es wissen müssen: seit nunmehr 30 Jahren kümmert er sich um die Belange der aufstrebenden Talente des Vereins, hat alle Höhen und Tiefen hautnah miterlebt.

Harte Arbeit, aber auch das „nötige Quäntchen Glück“ sowie der „Mut von Thomas Meggle“, haben Startsev und Kurt von null auf hundert in die Profi-Abteilung katapultiert. „Sie haben mit Thomas einen sehr guten Trainer, der sie bereits in der U23 entsprechend gefördert und ihr Talent erkannt hat. Auch aufgrund der vielen Verletzten haben sie ihre Chance bekommen und ich denke, sie haben nicht enttäuscht und sind auf Anhieb eingeschlagen“, so Klauck, der aber vor zu großer Euphorie warnt: „Man muss abwarten, wie die Entwicklung voranschreitet. In den jungen Jahren gehören Rückschläge dazu und die werden auch Andrej und Okan durchmachen.“ Doch Klauck ist sich sicher: „Ich traue ihnen in den nächsten eins bis zwei Jahren zu, dass sie sich auf lange Sicht oben festsetzen. Sie müssen nur die nötige Geduld mitbringen.“

„Kann nicht erwarten, dass die Jungen das Ruder rumreißen“

Geduld, die gerade in der aktuellen Situation durchaus angebracht ist. Sportlich läuft es am Millerntor nicht rund – St. Pauli rangiert an vorletzter Stelle des Zweitliga-Tableaus und befindet sich in Abstiegsgefahr. „Natürlich ist es für junge Spieler, die ganz frisch den Sprung geschafft haben, einfacher, wenn es gut läuft. Man kann ja nicht erwarten, dass die jüngsten Spieler das Ruder rumreißen. Aber es ist eine große Chance, sich anzubieten und auf sich aufmerksam zu machen. Ob sie es dann dauerhaft schaffen, liegt an den Jungs selbst“, gibt Klauck zu Protokoll. Die Stärken des 20-jährigen Außenverteidigers Startsev sieht Klauck in seinem unbändigen Einsatzwillen: „Er ist ein Kämpfer, ein Rackerer, der über 90 Minuten sehr konzentriert zu Werke geht.“ Mittelfeldakteur Kurt (19) überzeugt vor allem durch seine Versiertheit am Ball: „Er ist ein sehr guter Techniker mit viel Übersicht, zudem sehr konditionsstark – ein guter ‚Fussi‘ halt.“

„Philipkowski macht sehr gute Arbeit“

Wesentlich besser als bei den Profis läuft es hingegen im Nachwuchs-Bereich. Die U23 weilt in der Regionalliga Nord auf dem achten Tabellenplatz – die U19 St. Paulis muss sogar nur dem VfL Wolfsburg den Vortritt lassen. „Die Arbeit bringt eine Menge Spaß. Unsere Aufgabe besteht ja darin, junge Spieler auszubilden und ihnen auf dem Weg in den Profi-Bereich unterstützend zur Seite zu stehen. Wir wollen eins, zwei Spielern jedes Jahr die Perspektive geben, dort mal reinzuschnuppern.“ Auch die Zusammenarbeit mit Meggle-Nachfolger Remigius Elert und dessen rechter Hand Fabian Boll, der mit seiner Erfahrung „eine große Stütze“ sei, funktioniert hervorragend, wie Klauck meint: „Eine Platzierung zwischen sechs und zehn wäre ein Erfolg! Da befinden wir uns auf einem guten Weg – mehr kann man einfach nicht erwarten. Vor allem, da ich die Regionalliga in diesem Jahr für stärker halte. Es gibt keine schwachen Gegner mehr.“ Und auch aus der U19 pirschen bereits die ersten Talente nach oben: die 18-jährigen Maurice Litka und Dennis Rosin wurden bereits mit Profi-Verträgen ausgestattet. Auch Kapitän Nico Empen sei „auf einem sehr guten Weg“. Gleiches gilt für Michael Ambrosius, der bereits zum erweiterten Stamm der U23 gehört. Dennoch betont Klauck: „Mit der Beurteilung halte ich mich zurück. Ich kann nur so viel sagen, dass Joachim Philipkowski sehr, sehr gute Arbeit macht!“

„Es wurden Zeichen gesetzt!“

Dass mit Andrej Startsev und Okan Kurt zwei Akteure aus dem eigenen Jugend-Arsenal für ihre Arbeit belohnt wurden, sei auch „ein Zeichen an die anderen Jungs, dass die Tür nach oben jederzeit offen ist“. Thomas Meggle habe mit diesem Schritt „großen Mut bewiesen“, so Klauck, der anfügt: „Es ist wichtig, dass Zeichen gesetzt werden und es wurden Zeichen gesetzt!“ Auch Bentley Baxter Bahn gehörte schon mehrfach zum Kader des Zweitligisten und stand beim 1:1 gegen den FC Ingolstadt sogar in der Startelf. „Er hat weiterhin alle Chancen“, sagt Klauck. „Ein großes Problem ist heutzutage, dass die Jungs zu schnell von außen verrückt gemacht werden. Wenn einer zwei, drei gute Spiele gemacht hat, werden sie gleich in den Himmel gelobt. Ich sage immer: man muss auch mal einen Schritt zurück machen, um dann wieder zwei nach vorne zu gehen.“

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