Zippels Feuer ist zurück – „Genau das reizt mich!“

Marc Zippel ist zurück auf der Fußballbühne und möchte TBS Pinneberg kurzfristig zum Landesliga-Klassenerhalt führen. Foto: noveski.com

Nach seinem freiwilligen Ausscheiden beim FK Nikola Tesla war Marc Zippel ein gefragter Mann. Wurde ein Trainerstuhl frei, fiel sein Name auf Anhieb. „Ich habe in den letzten drei Monaten die Möglichkeit gehabt, zu reflektieren, was ich wirklich möchte. Mit 47 Jahren sollte man auch nur das machen, was einen reizt“, sagt Zippel rückblickend. Schlussendlich machte es augenscheinlich in den Gesprächen mit den Verantwortlichen von TBS Pinneberg klick. Denn kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass der langjährige Teutonen-Coach den kriselnden Hammonia-Ligisten übernimmt. „Ich hätte sicherlich auch einfachere Aufgaben übernehmen können“, gesteht er heute, und erklärt seinen Schritt an die Müßentwiete – der für viele Beobachter überraschend kam.

„Ich bin das einfach“, sieht sich der „teslanische Meistermacher“ als Mann für die schweren Aufgaben und fügt erklärend an. „Ein Verein, der strauchelt, der gegen den Abstieg spielt – wo man hört, dass einige aufhören wollen, wo eine große Fluktuation herrscht. Wenn man allein mal guckt, wie viele Trainer in den letzten zwei, drei Jahren hier tätig waren. Das ist natürlich eine Aufgabe, bei der sich ein normaler Trainer sagt: Warum soll ich mich da hinein begeben, da bin ich nach einem halben Jahr doch auch verbrannt. Aber genau das ist es, was mich so reizt. Jetzt wieder eine Harmonie herzustellen, die Leute dazu zu bewegen, den Verein eben nicht zu verlassen, den Abstieg zu verhindern und die Begeisterung wieder zu entfachen. Außerdem empfinde ich es als sehr spannend, immer wieder neue Menschen und Kulturen kennenzulernen.“ Ohne Frage: Die Mini-Auszeit scheint Zippel gut getan zu haben. Der Erfolgstrainer, der den SC Teutonia 10 von der Kreis- bis in die Landesliga führte und einen am Boden liegenden FK Nikola Tesla mit einer schier unglaublichen Serie zum erstmaligen Landesliga-Aufstieg führte, hat wieder Blut geleckt. „Zehn der insgesamt zwölf Monate bei Nikola Tesla waren ja absolut fantastisch“, blickt er zurück.

„Marc hat eine Bombenarbeit abgeliefert"

Fatih Simsek (l.) kehrt von Union Tornesch zu seinem Ex-Klub zurück. Foto: noveski.com

Auch der Verein erinnert sich gerne an die Zusammenarbeit. „Marc hat hier eine Bombenarbeit abgeliefert! Er und Theo Ourgantzidis haben den Verein in einer unglaublich schwierigen Situation übernommen und mit einer Serie von 20 ungeschlagenen Spielen am Stück zur souveränen Bezirksliga-Meisterschaft geführt. Wir hätten nicht zufriedener mit der Arbeit sein können und sind auch absolut im Guten auseinander gegangen“, lässt und Teslas Erster Vorsitzender Sladjan Marinkovic wissen. Auch Zippel wünscht seinem Ex-Verein nur das Beste. „Für mich wäre es super toll, wenn sowohl TBS als auch Nikola Tesla den Klassenerhalt schaffen!“ Womit wir auch schon beim Thema wären. Als Tabellen-15. überwintern seine Pinneberger auf dem ersten Abstiegsplatz – doch die Dichte in der Hammonia-Staffel lässt ein Verlassen dieser Position alles andere als unrealistisch erscheinen. „Kurzfristig geht es darum, eine Harmonie herzustellen und die Spieler zu finden, die vielleicht nicht in das Gefüge passen, um fürs nächste Jahr eine homogene Einheit zu formen. Außerdem wollen wir die Zusammenarbeit zwischen Liga und zweiter Mannschaft weiter forcieren.“

Keeper Marco Kudzia stand kurz vor einem Wechsel zu Wedel, konnte nun aber doch von einem Verbleib an der Müßentwiete überzeugt werden. Foto: noveski.com

Mit Jerome Naefken (TuS Germania Schnelsen), Martin Zientz (VfL Kellinghusen, zuvor TSV Sparrieshoop) und Fatih Simsek (FC Union Tornesch) sollen drei Neuzugänge den erwünschten Aufschwung vorantreiben. „Jerome ist einer, der körperlich unglaublich präsent ist und da hingeht, wo es wehtut. Martin ist Polizeibeamter und ich denke, es sagt schon eine Menge aus, wenn er bis sechs Uhr in der Früh Dienst hat und um neun Uhr zu unserem vereinbarten Treffpunkt an der Müßentwiete erscheint, damit wir mit dem gesamten Team zu unserem Testspiel bei UH-Adler reisen können. Und Fatih ist fußballerisch sehr begnadet, hat ja auch gleich das entscheidende Tor im ersten Spiel geschossen.“ Zurück im Liga-Kader sind die unter Bernhard Schwarz degradierten Marco Kudzia sowie Salih Koparan, Erturul Kayali und Mikail Pekdemir. Verlassen hat den Klub trotz zahlreicher Abschiedsforderungen schlussendlich nur Christian Rondo Perez, der nach der Trennung von seinem langjährigen Förderer Bernhard Schwarz ebenfalls seinen Abgang verkündete. „Hier sind ganz viele Leute, die total leidenschaftlich an diesem Verein hängen und für den Klub aufgehen. Cem Sürücü (Liga-Manager, Anm. d. Red.) und Bülent Dobrucali (Co-Trainer) haben einen genauso großen Anteil daran, dass einige Spieler doch geblieben sind.“

„Das Feuer bei der Mannschaft entfachen“

Die Chancen auf einen Klassenverbleib sieht Zippel bei „50:50“, wie er sagt. „Es gibt ja Gründe dafür, weshalb die Mannschaft Viertletzter ist. Uns ist bewusst, dass es ein hartes Stück Arbeit wird und wir auch Rückschläge wegstecken müssen. Fußballspielen können sie alle – technisch ist das überdurchschnittlich, selbst für die Landesliga. Aber es gibt nun mal auch andere Gesichtspunkte. Wenn man sieht, wer da unten alles steht und wie der eine oder andere Verein noch investiert, kann es um nichts anderes als den Klassenerhalt gehen! Zudem hoffen wir, dass die Zweite den Aufstieg schafft.“ Wenn es ihm gelingt, bei seinen Spielern „das Feuer zu entfachen“, sollte Zippel auch bei TBS an erfolgreiche Trainerstationen anknüpfen können. „Wir wollen TBS in der Landesliga etablieren, der hohen Fluktuation im Spieler-, Trainer- und Vorstandsbereich ein Ende setzen und eine Konstanz rein bekommen, damit man kontinuierlich arbeiten kann. Und was ich auch möchte, dass man all die Leute in Pinneberg wieder bündelt, die den Verein anfeuern kommen. Man darf ja nicht vergessen, dass nicht nur in der Aufstiegssaison über 200 Leute zu den Spielen gepilgert sind. Da ist eine totale Leidenschaft vorhanden.“