Oberliga Hamburg
6. Spieltag


TuRa Harksheide

1

:

3


TuS Dassendorf

Anpfiff

Fr - 01.09. 19:30 Uhr

Spielstätte

Am Exerzierplatz

Zuschauer

200

Schiedsrichter

Andre Heinrich (FSV Harburg-Rönneburg)

Oberliga

„Seele“ geht „All In“ und jubelt im „Heimspiel“ – dank „Comebacker“ und „Hanno“!

Nach einem 0:1-Rückstand feierte die TuS Dassendorf am Ende einen verdienten 3:1-Sieg bei TuRa Harksheide. Foto: Kormanjos

Rund 45 Kilometer und eine gute Autostunde – im Feierabendverkehr sicherlich noch die eine oder auch andere Minute mehr – trennen den Dassendorfer Wendelweg vom Exerzierplatz in Norderstedt. Während Spieler und Verantwortliche der TuS eine halbe „Weltreise“ vor sich hatten, feierte Thomas Seeliger so etwas wie ein „Heimspiel“ in einem der weitesten Auswärtsspiele für den Vize-Meister. Der neue Dassendorfer Cheftrainer ist nämlich in Norderstedt sesshaft, so dass er zum Gastauftritt im collatz+schwartz-Sportpark bei TuRa Harksheide (alle Highlights im LIVE-Ticker) mit dem Fahrrad hätte anreisen können. „Da ich für die Medien immer einen Fernseher mithabe, wäre es schwierig gewesen, den auf dem Fahrrad zu transportieren“, witzelte Seeliger im Nachgang – und fügte mit einem Augenzwinkern an: „Das tut auch mal ganz gut, nicht immer nur Auswärtsspiele in Dassendorf zu haben.“

Seine Einwechslung brachte eine Menge Schwung ins Dassendorfer Offensiv- und Flügelspiel: Rückkehrer Jordan Brown. Archivfoto: Bode

„Es war schon gedanklich ein Thema, dass wir ihn heute von Anfang an spielen lassen. Man sieht schon im Training, dass er immer mehr am Kommen ist und in beide Richtungen unheimlich viel Dampf und Tempo hat. Wir können alle nur hoffen, dass er stabil und gesund bleibt. Denn dann ist das für uns ein Neuzugang mit hoher Qualität.“ Sätze, die Thomas Seeliger nach hart umkämpften 90 Minuten auf Nachfrage über den eingewechselten Jordan Brown verlor. Zur zweiten Halbzeit kam Brown für Eyke Kleine in die Partie, belebte das Spiel der Gäste mit viel Einsatz, Leidenschaft, Wille und Läufen in der Vorwärts- sowie Rückwärtsbewegung über die rechte Seite – und war am Ende sowas wie der „Game Changer“ für seine „Wendelwegler“.

Brown leitet die Wende mit ein

Yannick Fischer bestrafte einen kapitalen Bock der Gäste prompt und brachte TuRa mit einem Distanzschuss in Front. Archivfoto: noveski.com

Fast schon folgerichtig, leitete der ehemalige Norderstedter, der eine schier endlose verletzungsbedingte Leidenszeit hinter sich hat, den Ausgleichstreffer für anrennende Dassendorfer mit viel Glaube und Tempo ein. Über den ebenfalls eingewechselten Kristof Kurczynski und Len Aike Strömer landete das Spielgerät auf dem Kopf von Martin Harnik, der die Hereingabe von links zum 1:1 einschädelte (66.). Die Wende aus TuS-Sicht! Denn bis dahin tat sich der Favorit gegen ungemein disziplinierte TuRaner sehr schwer. „Wir haben die ganze Woche darüber gesprochen, was wir besser machen müssen und letzte Woche gegen Türkiye (1:2, Anm. d. Red.) und in dem einen oder anderen Spiel schlecht gemacht haben“, so Seeliger.

"Dasse" lädt TuRa ein und kassiert ein "Eiertor"

Was er damit genau meinte? „Dass wir den Gegner zum Toreschießen einladen!“ So auch in Minute 19, als Harksheide zum gefühlt ersten Mal überhaupt aus der eigenen Hälfte herauskam – aber auch nur, weil die TuS genau das machte, was Seeliger monierte. „Wir spielen in geöffneter Stellung einen vertikalen Ball in die Mitte – und dann kriegst du wieder so ein Eiertor!“ Genauer gesagt: Lennard Sowah spielte den haarsträubenden Ball und die Norderstedter machten das, was Chefcoach Jörg Schwarzer sehen wollte: „Eigentlich ist das nicht unsere Spielweise. Aber wir wollten versuchen, nach einer Balleroberung mit dem tiefen Laufweg relativ zügig nach vorne zu kommen, bevor alle Spieler von Dassendorf wieder hinter dem Ball sind. Das hat beim Führungstor sehr gut funktioniert.“

"Wir können uns nicht mit Dassendorf vergleichen"

Auf Martin Harnik (re.) war mal wieder Verlass. Der Top-Torjäger der TuS Dassendorf drehte das Spiel mit einem Doppelpack. Archivfoto: Bode

Falk Schmidt fing das Leder ab und Christopher Micheel spielte den direkten tiefen Ball auf Yannick Fischer, der fast auf Höhe der Mittellinie auf und davon zog und aus gut 22 Metern ziemlich mittig vollstreckte (19.)! „All das, was wir angesprochen haben, ist am Ende auch eingetreten: Dass die tiefen Außenspieler immer die Linie runtergehen, dass vorne ein- und abgebrochen und dann hinterlaufen wird, aber auch, dass bei Ballverlusten des Gegners die Rückwärtsbewegung sehr schlecht abgesichert ist. Das war auch schon gegen Türkiye so“, befand Schwarzer, musste aber eingestehen: „Am Ende war die Qualität so groß, dass wir nicht mehr dagegenhalten konnten. Wir können uns nicht mit Dassendorf vergleichen.“

Auch, weil Schwarzer auf etliche Leistungsträger verzichten musste und die Bank nur notdürftig vollbekam. „Am Ende haben uns so ein Stück weit die Kraft, die Entlastungsangriffe oder zumindest auch die Ballbesitzphasen, aber auch wahnsinnige Qualität auf dem Platz und auf der Bank gefehlt. Nichtsdestotrotz finde ich, dass wir das mit unseren Möglichkeiten sehr gut gemacht haben.“ Und auch Seeliger wusste: „Es ist nicht einfach, weil TuRa sehr strukturiert ist. Dann rennst du wieder einem Rückstand hinterher, die Zeit läuft dir weg und du gehst mit einem 0:1 in die Halbzeit.“

Harnik darf draufbleiben - Möller trifft sehenswert

Gegen Türkiye fehlte ihm in der einen oder anderen Situation noch das nötige Abschlussglück. Diesmal setzte Sven Möller (re.) mit einem sehenswerten 20-Meter-Schuss den Schlusspunkt. Archivfoto: Bode

Doch dann kam Brown – und mit ihm die Wende. Nach dem Ausgleich (66.) besorgte Harnik nach einer Kopfballverlängerung von Mattia Maggio eine Viertelstunde vor Schluss auch den Führungstreffer (75.). Und am Ende erlebte der Torjäger vom Dienst auch noch den sehr sehenswerten Treffer von „Joker“ Sven Möller, der die Kugel aus 20 Metern mit ganz viel Übersicht ins rechte untere Toreck „streichelte“ (88.), auf dem Platz mit. Eigentlich wollte Seeliger seinen Doppeltorschützen in der 83. Minute schon eine kleine Ruhepause gönnen und für ihn Oliver Doege in die Begegnung bringen. Harnik war schon dabei, die Binde weiterzureichen, als der Trainer von der Seitenlinie fragte: „Oder kannst du noch?“ Der Konter: „Ja, klar!“ 

Und so kam Doege circa 120 Sekunden später für Zhi-Gin Lam ins Spiel, hätte sogar noch das 4:1 markieren können, wenn nicht gar müssen – und brachte den Sieg mit über die Zeit.

"Die Jungs haben Charakter gezeigt"

„Letztlich geht der Sieg in Ordnung. Das muss man ganz klar sagen“, gab Schwarzer unumwunden zu. Und auch Seeliger resümierte nach seinem Heimspiel: „Ich finde, dass der Sieg in der Art und Weise hochverdient war. Wir hätten ja schon gleich zu Beginn in Führung gehen können. Nach der Pause sind wir dann ‚All In‘ gegangen und haben einen zweiten Stürmer reingebracht. Und die Jungs haben in der zweiten Halbzeit Charakter gezeigt. Da waren Tempo und Spielfreude drin – und dann gewinnst du am Ende auch noch klar verdient.“