Kolumne

Regionalliga-Check-up der Hamburger Vertreter

Foto: Rüdiger Abend

In der aktuellen Saison vertreten ganze fünf Teams den Hamburger Fußball in der Regionalliga Nord. Zu den Zweitvertretungen des Hamburger SV und des FC St. Pauli, dem FC Eintracht Norderstedt und dem FC Teutonia 05 gesellte sich im Sommer 2023 der Eimsbütteler TV.

Khalid Atamimi und sein ETV haben zuletzt klar unter Beweis gestellt, dass man in der Regionalliga angekommen ist und mithalten kann. Foto: Heiden

Der Liga-Neuling aus Eimsbüttel startete mit fünf Niederlagen in Folge und holte Anfang September den ersten Dreier im Heimspiel gegen den TSV Havelse. Nach zuletzt vier Punkten aus zwei Spielen scheint man sich nun besser an das Niveau gewöhnt zu haben. Diese vier Punkte holte man ausgerechnet in den beiden Derbys gegen Eintracht Norderstedt (5:0) und Teutonia 05 (0:0). Die Mannschaft von Trainer Khalid Atamimi besticht vor allem durch ihr Tempo, die Dynamik und den Spielwitz. Die junge Altersstruktur zeigte vor allem in den ersten Spielen das Manko der fehlenden Erfahrung deutlich auf. 

Diese junge Truppe und auch das Umfeld beziehungsweise die Verantwortlichen strotzen dem aber mit Emotionen, Zusammenhalt und Entwicklung entgegen. Selbst ein Wiederabstieg würde die Entwicklung des Vereins und des ganzen Drumherums sehr wahrscheinlich nicht ausbremsen, was wirklich beeindruckend ist. Bis Weihnachten sollten es noch ein paar Punkte auf der Habenseite werden und dann kann in der Rückrunde angegriffen werden, um den Klassenerhalt einzutüten.

Mit acht erzielten Treffern ist Bennet Winter der bis dato zweitbeste Torschütze der Regionalliga Nord und ein wichtiger Faktor für die U23 des FC St. Pauli. Foto: Heiden

Alle anderen Vertreter haben aktuell keine Berührungspunkte mit der Abstiegszone. Die Zweitvertretungen des HSV und des FC St. Pauli befinden sich im Mittelfeld der Tabelle. Während die Rothöschen nach einem riesengroßen Umbruch im Sommer zunächst Startschwierigkeiten hatten und teils deutliche Niederlagen hinnehmen mussten, kamen die Kiezkicker, im Vergleich zu den Vorjahren, deutlich besser aus den Startlöchern. St. Paulis Offensive zählt zu den besten der Liga und gerade der 5:0-Sieg gegen Weiche Flensburg ragt da heraus. Was Bennet Winter in der Offensive der Braun-Weißen ist, ist Tom Sanne bei den Rautenträgern. Beide Teams dürften, sofern die Saison normal verläuft und es keine schlimmen Verletzungen gibt, im oberen Mittelfeld auslaufen und für die eine oder andere Überraschung sorgen.

Turbulente Wochen im Edmund-Plambeck-Stadion

Die Trennung von Olufemi Smith beim FC Eintracht Norderstedt sorgt noch immer für jede Menge Diskussionsspielraum. Foto: Heiden

In Norderstedt hingegen hat man turbulente Tage hinter sich. Man weilt zwar aktuell auf Platz fünf in der Tabelle, dennoch hatte die Saison bisher ein paar extreme Höhen und Tiefen parat. Mitte August schied man, völlig verdient, im Pokal beim USC Paloma an der Brucknerstraße aus. Dieses Ausscheiden verstummte etwas, weil man wenige Tage danach den „Angstgegner“ Drochtersen/Assel endlich besiegte und für ein positives Gefühl sorgte. 

In der Folge waren die Leistungen jedoch sehr schwankend und gerade in der Defensive kamen ungeahnte Probleme auf. Inzwischen stehen 23 Gegentore auf dem Konto, wo gerade die sechs Gegentore in Bremen (5:6-Niederlage beim Bremer SV) und die fünf Treffer in Eimsbüttel (0:5-Klatsche beim Derby in Eimsbüttel) großen Anteil haben. Olufemi Smith musste inzwischen seinen Posten räumen und wurde durch seinen bisherigen Co-Trainer Max Krause ersetzt.

Dieses Handeln zeigte die Unzufriedenheit der Verantwortlichen mit den Ergebnissen deutlich. Dennoch darf man hinterfragen, warum man einen Trainer entlässt, der nach zehn Spieltagen im oberen Tabellendrittel der Tabelle steht und im Sommer einen sehr großen Umbruch gemeistert hat. Oft fällt bei Trainerfreistellungen auch der Satz, der Trainer habe die Kabine verloren oder diese nicht mehr hinter sich gehabt. Spekulationsraum in diese Richtung ist auf jeden Fall vorhanden und dennoch sind für mein Empfinden die Spieler mehr als nur gefragt, Konstanz in die Leistungen zu bekommen.

Teutonia fehlt ein Torjäger

Ole Wohlers (re.) ist bisher der beste Teutonen-Torschütze. Foto: Heiden

Zu guter Letzt schauen wir zur Teutonia nach Ottensen. Nachdem es im Sommer ausnahmsweise mal keinen großen Umbruch und einen Austausch des nahezu kompletten Kaders gab, kam mit Dominik Glawogger dennoch mal wieder ein neuer Trainer. Glawogger und sein Team kamen, nachdem man den Hamburger Supercup im Sommer erneut gewonnen hatte, sehr gut aus den Startlöchern und gewannen die ersten drei Partien direkt. In der Folge machte auch in Ottensen die Inkonstanz einen kurzen Halt. 

Nach elf Spieltagen hat man inzwischen den vierten Tabellenplatz inne und bereits 20 Punkte geholt. Um den selbst formulierten Ansprüchen, die dritte Profi-Kraft in Hamburg sein zu wollen, gerecht zu werden, bedarf es aber mehr Erfolgserlebnisse, die mit drei Punkten belohnt werden. Im Kader der Teutonen fehlt jedoch ein Puzzleteil: Ein echter Torjäger muss her, denn mit Ole Wohlers hat ein Flügelspieler die am meisten erzielten Tore.

Jan Haimerl