Oberliga Hamburg
3. Spieltag


Meiendorfer SV

2

:

2


TuS Osdorf

Anpfiff

Sa - 11.08. 14:00 Uhr

Spielstätte

Flens-Arena

Zuschauer

223

Schiedsrichter

Dennis Voß (TuS Dassendorf)

Last-Minute-Ausgleich: Fedais furioser Freistoß mitten ins Osdorfer Herz

Meiendorfer Jubel: Can Düzel (li.) freut sich mit Collins Folarin über den 1:1-Ausgleich. Foto: KBS-Picture.de

Einer nach dem anderen verschwanden die Spieler des TuS Osdorf in Richtung Kabine. Die Köpfe zum Teil gesenkt. Einige fluchend, andere resignier, zumindest aber allesamt restlos bedient. Auch Coach Piet Wiehle steuerte nach dem Schlusspfiff der Partie beim Meienorfer SV von der Bank zielstrebig die Stufen der Tribüne hoch in Richtung Umkleiden. „Dass du hier noch unentschieden spielst – das kann nicht sein“, war Manager Cemil Yavas der einzige, der Worte für das fand, was sich Sekunden vorher in der dritten Minute der Nachspielzeit auf dem Rasen der Flens-Arena vor 223 zahlenden Zuschauern ereignet hatte. 

Und das war Folgendes: Der eingewechselte Josef Shirdel wurde gefoult und bekam von Referee Dennis Voß (TuS Dassendorf) einen Freistoß zugesprochen. Eine Aufgabe für Martin Fedai. Der Mann mit der weißen Nummer 18 auf de, Rücken des schwarz-gelben Trikots schnappte sich das Spielgerät und legte es sich bereit. Voß gab den Ball frei, der Meiendorfer lief an und kickte die Kugel in Richtung Osdorfer Tor. Und wie: Fedais furioser Freistoß flog und flog, klatschte einmal kurz an den rechten Innenpfosten und sprang über die Linie ins Netz. Der Jubel auf Seiten der Hausherren kannte keine Grenzen mehr: Nicht nur das kickende Personal stand plötzlich zum Jubeln auf dem Platz, sondern auch die Ersatzspieler und das Trainerteam. Schiri Voß führte Sekunden später seine Pfeife zum letzten Pfiff an den Mund. Schluss!

Wachter bringt die Gäste nach nur 49 Sekunden in Führung

Nach nur 49 Sekunden traf Jeremy Wachter (li., am Boden) zum 1:0 für Osdorf. Foto: KBS-Picture.de

„Ich glaube immer an die Jungs, insofern wir uns Torchancen herausspielen. Wenn das gewährleistet ist, dann sage ich: Ich habe das Vertrauen. Wenn wir keine Chancen haben, dann mache ich einen Haken dahinter. Aber: Wenn wir draußen den Glauben verlieren würden, dann läuft was falsch“, gab Baris Saglam Minuten nach dem Spiel zu Protokoll. „Weil wir zwei Mal einen Rückstand aufgeholt haben, ist dieses Unentschieden für das Teamgefüge – so glaube ich – noch wichtiger, als wenn wir drei Punkte geholt hätten. Auch wenn drei Punkte natürlich schöner als einer gewesen wären“, sagte Meiendorfs Trainer und erklärte: „Die Mannschaft hat dadurch, dass sie zwei Rückstände aufholt, wieder bewiesen, was an Qualität in den Jungs steckt. Wir müssen mit diesem einen Punkt zufrieden sein.“ Das aber war nur Teil eins der Einschätzungen des MSV-Übungsleiters.

Dass für Meiendorf in jener 93. Minute das Spiel auch längst hätte verloren sein können, wollte Saglam allerdings ebenso wenig von der Hand weisen. „Das stimmt“, konstatierte er mit Blick auf das deutliche Chancenplus für die Gäste. „Es war ein ähnliches Spiel wie unser Match gegen Oststeinbek im Pokal unter der Woche. Da hatten wir 7:1-Chancen und müssen die Dinger machen. Wenn du das nicht tust, dann kassierst du halt Gegentreffer. Das war heute für Osdorf so“, bilanzierte der 32-Jährige, als er nach der Begegnung zwischen seinen beiden Co-Trainern Tobias Sävke und Serhat Akkaya auf dem Spielfeld stand und ging noch einmal auf den Auftritts einer Elf ein: „Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Was der Gegner macht, ist sekundär. Primär dürfen wir den Gegner nicht zu solchen Chancen einladen. Wir müssen aggressiver gegen den Ball arbeiten.“

Saglam: „Wir kassieren Tore durch individuelle Fehler, weil wir nicht fokussiert sind“

Abgetaucht: Meiendorfs Lucas Hallmann (li.) setzt vor Joel Weiß zum Kopfball an. Foto: KBS-Picture.de

Sein Team habe, „wie schon im ersten Heimspiel gegen Süderelbe“, so Saglam, „den Gegner durch individuelle Fehler zwei Mal eingeladen. Wir kassieren nur Tore durch solche Fehler, weil wir da in gewissen Situationen nicht komplett fokussiert sind. Einige haben kurze Phasen, wo sie abschalten – und dann klingelt es und wir müssen einem Rückstand hinterherlaufen. Das tut so nicht Not. Die Mannschaft braucht danach Zeit, um sich zu sammeln. Aber die haben wir anders als in der vergangenen Saison in der Landesliga jetzt in der Oberliga leider nicht. Da musst du durchgängig funktionieren.“ Und genau das tat seine Equipe, in der „am Ende Josef Shirdel das Zepter in die Hand genommen hat, Karl Bogucki den letzten Ball abfängt und Leonel Varela Monteiro für Dampf gesorgt hat“ (O-Ton Saglam), eben nicht von Beginn an.

Denn: Die Mannschaften standen kaum auf dem Feld, da lag Meiendorf schon im Hintertreffen. Es waren ganze 49 Sekunden gespielt, als Jeremy Wachter vorm Tor cool blieb, Felix Sprangers Rectsflanke erreichte und mit Hilfe des Innenpfostens zum 1:0 für Osdorf verwertete. Die Freude über die Führung herrschte auf Seiten des TuS aber nur sieben Zeigerumdrehungen vor, denn dann spielte David Vetterlein einen Fehlpass in die Füße von Fedai. Dieser flankte und Can Düzel köpfte zum Ausgleich ein (8.). Nur vier Minuten später verfehlte Eddy-Morton Enderle für die Wiehle-Schützlinge, dann klärte Briant Alberti gegen Wachter (14.). Nach 29 Minuten war dann aber auch der MSV-Torwart machtlos, als Wachter das runde Leder von rechts flach vors Tor passte, Meiendorfs Lawrence Schön in den Ball rutschte und ihn so an Alberti vorbei ins eigene Netz lenkte.

Osdorf lässt Chance um Chance aus und wird bestraft

Kommt ein Gegner geflogen: Der Meiendorfer Kevin Heitbrock (re.) springt eine Etage höher als Jeremy Wachter. Foto: KBS-Picture.de

Nach Wiederbeginn betrieb Osdorf dann Chancenwucher. Während Meiendorf bis zum 2:2-Ausgleich nur durch einen Kopfball von Varela Monteiro im Anschluss an eine Fedai-Ecke, den Hencke parieren konnte (81.), im gegnerischen Strafraum auf sich aufmerksam machte, sah das bei Osdorf ganz anders aus: Wachter geriet nach 68 Minuten vorm bereits abgetauchten und infolgedessen wohl chancenlosen Alberti so sehr in Rücklage, dass er übers Tor schoss (68.). Enderle scheiterte nach 88 Minuten an Alberti. Und als Meiendorf in der 92. Minute alles nach vorne warf und selbst „Goalie“ Alberti mit im Angriff war und nicht schnell genug den Weg zurück ins eigene Gehäuse fand, blieb Wachter im Duell mit Bogucki hängen und somit nur zweiter Sieger, statt den Sack mit einem Schuss ins leere Tor endgültig zuzumachen. Was dann nur etwa 60 Sekunden später auf der gegenüberliegenden Seite passierte, ist bekannt...

Jan Knötzsch