LOTTO-Pokal
2. Spieltag


Eimsbütteler TV

5

:

6


TuS Osdorf

Anpfiff

Di - 31.07. 19:45 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

150

Schiedsrichter

--

Glückliches Osdorf: „Wir hatten zu viel Respekt vorm ETV“

ETV-Flügelflitzer Hammed Nawaz (li.) machte über die rechte Seite mächtig Betrieb.

„Ich spiele gegen mein Vorbild und gegen einen Verein, der mir sehr gefällt“, ließ uns Koray Gümüs ausrichten – unmittelbar nachdem bekannt wurde, dass sein Eimsbütteler TV in der zweiten ODDSET-Pokalrunde auf den TuS Osdorf trifft. Mit dem „Vorbild“ meinte der Manager des ETV die Arbeit von Cemil Yavas, der in den letzten Jahren in derselben Funktion aus bescheidensten Mitteln etwas Großes am Blomkamp auf die Beine gestellt hat. Apropos „etwas Großes auf die Beine stellen“: Der Nord-Bezirksligist war auch kurz davor, dem Favoriten in die Pokal-Suppe zu spucken. So sehr, dass TuS-Coach Piet Wiehle hinterher gestand: „Ich bin der Meinung, dass wir von Anfang an vielleicht zu viel Respekt vorm ETV hatten.“

Eine durchaus bemerkenswerte Aussage des Osdorf-Coaches, der den zwei Klassen tiefer spielenden Gastgeber keineswegs auf die leichte Schulter nahm. Ganz im Gegenteil. „Vielleicht haben wir sie im Vorfeld etwas zu stark geredet. Denn sie haben uns ja gar nicht unter Druck gesetzt, sondern eigentlich unser Spiel machen lassen – aber wir haben es nicht geschafft, über 120 Minuten hinweg den Gegner auch mal richtig unter Druck zu setzen und so ins Schwimmen zu bringen, dass er auch mal vor Schwierigkeiten gestellt wird. Das war heute alles sehr halbherzig, was wir hier abgeliefert haben.“ So halbherzig, dass der Bezirksligist im ersten Durchgang sogar die besseren Chancen inne hatte. Erst scheiterte Neu-Stürmer Ayke Yesiltac – nach einem herausragenden Steilpass von Ramen Nurzai – an Claus Hencke (24.). Dann agierte Lewis-Marten Gerszke in einer Situation, in der er für die in der Mitte freistehenden Nurzai oder Yesiltac hätte querlegen können, etwas zu eigensinnig und verzog (30.). Auch kurz nach der Halbzeit hatte der ETV den ersten Hochkaräter zu verzeichnen. Wieder war es Yesiltac, der nach einem ruhenden Ball von Lennard Henke per Kopf vor dem herausstürzenden Hencke per Kopf an den Ball kam – aber knapp drüber nickte (48.).

Beyer-Elf egalisiert Rückstand postwendend

Statt einer zu diesem Zeitpunkt alles andere als unverdienten ETV-Führung, schlug der Oberligist eiskalt zu – und das nach einem kapitalen Bock von Simon Mensah. Der Innenverteidiger, der erst vor wenigen Wochen von Inter Hamburg an die alte Wirkungsstätte zurückkehrte, spielte im eigenen Sechzehner – fast auf Höhe der Grundlinie – einen haarsträubenden Querpass, der für Keeper Jonas Hjortskov, der ein ums andere Mal keine sichere Figur abgab, kaum zu erreichen war. Jeremy Wachter spritzte dazwischen und schob vor dem Keeper zur TuS-Führung ein (72.)! „Wir hatten zu diesem Zeitpunkt fünf Chancen, der Gegner keine – und macht trotzdem ein Tor. Von daher glaube ich, dass wir es im Endeffekt sehr gut gemacht haben gegen eine sehr gallige Mannschaft“, befand ETV-Dompteur Thorsten Beyer, dessen Schützlinge postwendend zurückschlugen. Keine 180 Sekunde darauf spielte Mert Erdal einem tollen Diagonalball auf den halblinks eingelaufenen Flynn Semmerling, der aus 13 Metern für die prompte Antwort sorgte und ins lange Toreck einschoss (75.) – 1:1!

ETV verpasst Vorentscheidung - Wiehle: „Hatten das Glück auf unserer Seite“

Glückliche Sieger: Der TuS Osdorf behielt im Elfmeterschießen bei einem starken ETV die Oberhand.

In der Folge gingen beide Teams am Stock und mussten aufgrund von Verletzungen einige Akteure ersetzen. Auch wenn der ETV in der Verlängerung frischer wirkte und durch Jon Pauli (frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt), der zunächst eine Henke-Hereingabe nur hauchzart verpasste (98.), um dann nach einer Pantelmann-Ecke per Kopf an Henckes Reflex zu verzweifeln (110.), die besten Möglichkeiten besaß. Also musste das Elfmeterschießen entscheiden: Antonio Ude, Tim Jobmann, Felix Spranger und Jeremy Wachter machten auf Osdorfer Seite ihre Hausaufgaben. Während auch Mensah, Erdal und Pauli nachzogen. Beim „Underdog“ zeigte dann allerdings Konrad Ladendorf, der am Innenpfosten scheiterte, Nerven. Woraufhin Torben Krause mit dem entscheidenden Schuss den Deckel draufmachen konnte – und er tat es ganz souverän. Letztendlich setzte sich also der Favorit durch. „Was soll ich dazu sagen?!“, wirkte Piet Wiehle trotz des glücklichen Weiterkommens alles andere als zufrieden. „Am Ende hatten wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite.“ Und weiter: „Ich hätte mir nach dem 1:0 natürlich gewünscht, dass wir das besser runterspielen. Aber dann haben wir einen entscheidenden Fehler gemacht und dann musst du damit rechnen, dass du gegen so eine Mannschaft in die Verlängerung gehst. Die haben es ja auch nicht so schlecht gemacht.“

Im Elfmeterschießen war der TuS-Coach von den Fähigkeiten seiner Mannen überzeugt: „Ich war mir sicher, dass wir es packen, weil ich an meine Schützen geglaubt habe.“ Seinem Gegenüber war die Enttäuschung über das unglückliche Ausscheiden nach einer starken Vorstellung durchaus anzumerken: „Das ist schon ziemlich enttäuschend“, resümierte Thorsten Beyer. „Wir haben gestern sogar noch Elfmeterschießen geübt – ich war schon ziemlich sicher, dass wir so weit kommen. Irgendwie war es zu spüren. Denn wir haben gegen den VfL 93 nicht gut gespielt, woraufhin die Mannschaft eine Reaktion gezeigt und lange Video geguckt hat – und ich glaube, die Jungs waren selbst erschrocken, wie schlecht sie waren. Sie wussten, dass sie besser Fußball spielen können.“ Und: „Ich habe gemerkt, dass sie sich etwas vorgenommen haben – und das haben sie auch umgesetzt und gut gemacht. Von daher ist die Enttäuschung schon groß, wenn man als bessere Mannschaft ausscheidet.“

„Wäre der Spieler fit zurückgekommen, wäre die Chance um diese fünf Prozent höher gewesen“

Über das Lob des Kontrahenten, dass man vor dem ETV vermutlich „zu viel Respekt“ gezeigt habe, freute sich Beyer. Wenngleich er auch meinte: „Wir haben uns den Respekt in dieser Saison noch nicht verdient – aber vielleicht in der letzten Saison. Ich find es ganz schön, wenn es aus der Ecke kommt – und es zeigt uns, dass wir nicht so schlecht sind.“ Am Freitag nach dem mühsamen Sieg beim VfL 93 habe er der Mannschaft noch „vorgeworfen, nicht über die Grenze hinaus gegangen zu sein. Heute hatten wir vier Spieler mit Krämpfen.“ Was sich allerdings wie ein roter Faden durchzieht, so Beyer: „Die Chancen, die man hat, nicht zu machen. Da müssen wir uns mal selbst belohnen. Da sind wir nicht gierig genug.“ Trotz des im Endeffekt bitteren Knockouts vor gut 150 Zuschauern am „Loki“, erklärte Beyer abschließend: „Jetzt kann ich als Trainer sehen, welchen Maßstab ich ansetzen kann. Heißt: Die Mannschaft wird an diesem Spiel gemessen werden. Und wenn sie sich in der Liga irgendwas ‚zurechtgrotten‘, dann werden wir uns dieses Spiel einfach nochmal angucken und sagen: Das könnt ihr besser. Ich glaube, dass die Beine jetzt zwei Tage lang schwer sind – auch das Herz. Aber nach drei Tagen wird jeder wissen, was er für einen Fußball spielen kann. Das will ich auch in der Liga sehen.“ Auf die abschließende Frage hin, ob man den TuS Osdorf mit voller Besatzung hätte ausschalten können, entgegnete Beyer vielsagend: „Wenn ein Spieler heute fit aus dem Urlaub zurückgekommen wäre, dann wäre die Chance vielleicht um genau die fünf entscheidenen Prozente größer gewesen.“ Wen er damit meine: Jasper Hölscher, der sich kurzfristig abmeldete. Dennoch hatte der ETV den „Goliath“ am Rande einer Niederlage.