Oberliga Hamburg
13. Spieltag


HEBC

3

:

3


Niendorfer TSV

Anpfiff

So - 15.10. 10:45 Uhr

Spielstätte

Reinmüller

Zuschauer

100

Schiedsrichter

Murat Yilmaz (FC Türkiye)

Oberliga

Ein „durch und durch HEBC-Junge“ ärgert seine „Liebe“ und sorgt kurzzeitig für Misstöne!

Das 3:3 von Daniel Brückner (re., leicht verdeckt) kurz vor Ultimo. Der "HEBC-Junge" traf seinen Club ins Mark und sorgte für einen Punktgewinn seiner Niendorfer. Foto: noveski.com

Als dieser zweifelsfrei korrekte Pfiff ertönte, wussten Anhänger und Verantwortliche des HEBC bereits, was die Stunde geschlagen hat. Langsamen Schrittes machte sich ausgerechnet Daniel Brückner tief aus der eigenen Hälfte auf den Weg in Richtung Elfmeterpunkt und übernahm die Verantwortung (alle Highlights zum Nachlesen im LIVE-Ticker). Ein lautstarker Stilianos „Speedy“ Vamvakidis versuchte von draußen, noch für ein wenig Verunsicherung beim inzwischen 42-jährigen Routinier des Niendorfer TSV zu sorgen. Der Manager der Eimsbütteler kennt „Bohne“, seitdem er 16 Jahre jung ist. Eine langjährige Freundschaft, die nun auf eine kleine Zerreißprobe gestellt wurde…

Nach dem Spiel kam es zur großen "Aussprache" zwischen Daniel Brückner (li.) und HEBC-Manager Stilianos Vamvakidis. Foto: noveski.com

Den fälligen Strafstoß – nach einem überaus überflüssigen Einsteigen von Hendrik Diekmann gegen den mit dem Rücken zum Tor stehenden Ammat Janha – verwandelte Brückner ganz sicher und souverän ins linke obere Eck (87.). Große Freude oder gar Jubelarien kamen bei Brückner allerdings nicht auf, obwohl er seinen „Sachsenweglern“ damit in einem echten Spitzenspiel zumindest einen Zähler rettete. Auch nach Schlusspfiff gingen die Diskussionen zwischen „Bohne“ und Vamvakidis, der auf den Weg in den Mannschaftskreis war, weiter. Weil der Linksfuß besonders gern gegen seinen Jugendverein trifft?

„Eigentlich nicht – und das wissen hier viele wahrscheinlich nicht zu schätzen. ‚Bohne‘ ist durch und durch ein HEBC-Junge. Es vergeht kaum eine Sekunde, in der er nicht darauf guckt, wie die Jungs gespielt haben. Er ist hier groß geworden und ich glaube, dass ihn das auch ein Stück weit kränkt. Auch wenn er das nicht zugibt“, mutmaßte NTSV-Coach Ali Farhadi. Während Vamvakidis, der Brückner vor der Ausführung des Elfmeters immer wieder mit „Nummer 21“ ansprach, hinterher erklärte: „Spieler fremder Mannschaften nenne ich nie beim Namen.“ Ein kleines, verbales und eher süffisant gemeintes Scharmützel, das eine jahrelange Freundschaft allerdings keineswegs in den Schatten stellen kann. Noch einige Zeit nach Abpfiff kam es zur „Aussprache“ zwischen Vamvakidis und Brückner – und schnell lagen sich beide wieder schmunzelnd und lachend in den Armen. Vamvakidis: „Bohne und ich wissen selbst am besten, wie unsere Beziehung und Wertschätzung zueinander ist. Wenn da mal während des Spiels ein Spruch fällt, dann weiß das jeder richtig einzuordnen.“

HEBC mit "überragender" Anfangsphase

Johann Buttler (li.) bejubelt seinen artistischen Führungstreffer per Flugkopfball. Foto: noveski.com

Fußball wurde aber auch gespielt am Reinmüller. Und wie! „Heute haben zwei wirklich gute Mannschaften gegeneinander gespielt. Ich glaube, der Tabellenplatz lügt nicht“, wollte Farhadi mit seinen viertplatzierten Niendorfern am Tabellendritten vorbeiziehen. Aber: „Es war eine schwierige Anfangsphase für uns. Dieses um 10:45 Uhr auflaufen, dazu noch scheiß Wetter, keiner hat so richtig Bock – und jeder weiß, wie gut HEBC gerade drauf ist. Da spielt eine Menge mit rein“, begründete er die völlig verschlafene Anfangsphase. 

Oder anders gesagt: „In den ersten 20, 25 Minuten haben wir das überragend gespielt. Da hatte ich das Gefühl, dass der Gegner überhaupt keinen Zugriff auf dieses Spiel hatte. Und ich glaube auch, wenn wir das 3:0 machen, dann wäre das Ding wahrscheinlich gelaufen gewesen. Auch wenn sie immer wieder bei Gegenstößen gefährlich geworden sind“, befand HEBC-Co-Trainer Jan Geist, der den urlaubenden Özden Kocadal abermals vertrat.

Nach 2:0: HEBC muss beide Innenverteidiger auswechseln

Christopher Grünewald (li.) erhöhte nach einem wundervollen Spielzug und uneigennützigem Querpass von Buttler auf 2:0 für den HEBC. Foto: noveski.com

Die Hausherren legten in der Tat eine ganz heiße Sohle aufs Parkett. Eine scharfe Hereingabe von Christopher Grünewald hechtete Johann Buttler artistisch zur Führung in die Maschen (10.)! Und der HEBC legte nach. Erciyes Palo mit einem perfekt getimten Chip in den Lauf von Buttler, der freistehend für den mitgelaufenen Grünewald querlegte und sich für dessen Vorlage revanchierte – 2:0 (22.)! 

Doch dann der Schock: Für Palo, der schon zuvor angedeutet hatte, dass er Schmerzen im Knie verspürt, musste unmittelbar darauf raus (22.). Damit aber nicht genug. Bei einer überragenden Rettungstat gegen Linus Meyer, der Patrick Meins im Gehäuse bereits umkurvt hatte, prallte Bastian Stech mit dem Gesicht an den Pfosten und zog sich am Auge einen tiefen Cut zu. Auch für Stech ging es nach kurzer Behandlung nicht weiter (30.).

"Unser Spielrhythmus war einfach komplett unterbrochen"

Bastian Stech prallte bei einer starken Rettungstat an den Pfosten. Gute Besserung! Foto: noveski.com

Zwei verletzungsbedingte Wechsel in der Innenverteidigung – und das noch während der ersten halben Stunde: „Plötzlich ist es ein ganz anderes Spiel“, haderte Geist. „Es geht ja gar nicht darum, dass wir nicht noch zwei weitere gute Innenverteidiger haben, sondern darum, dass unser Spielrhythmus einfach komplett unterbrochen war – auch durch die relativ langen Pausen – und wir es nicht geschafft haben, diesen wiederzufinden.“ Hinzu kam, dass der Gast nur wenig später nach einem Ballverlust im Zentrum vom Ex-Niendorfer Malte Wilhelm zurückschlug: Ante-Akira Kutschke vollstreckte eine mustergültige Vorarbeit von Leon Meyer (33.)!

Linus Meyer artistisch - "Gott im Himmel" erst auf HEBC-Seite

Leon Neumann (li.) und Torschütze Ante-Akira Kutschke bejubeln den Anschlusstreffer für den NTSV. Foto: noveski.com

Es war ein Spitzenspiel, das seinem Namen mehr als nur gerecht wurde. Es ging rauf und runter, hin und her – mit Chancen hüben wie drüben. War der HEBC in den ersten 25 Minuten noch drückend überlegen und hatte auch in der Folge – unter anderem durch Grünewalds Latten-Kopfball (36.) – die besseren Chancen, so kam Niendorf besser aus der Kabine. In Minute 58 vergab Linus Meyer gänzlich unbedrängt noch das 2:2, machte es nur einige Augenblicke später aber deutlich besser. Eine unheimliche scharfe Flanke von Bruder Leon beförderte Linus in Seitlage unters Quergebälk – herrlicher Treffer (64.)!

Der NTSV hatte einen 0:2-Rückstand egalisiert – aber der HEBC gab keinesfalls klein bei. Als Leon Meyer ein klares Foulspiel an Diekmann nicht wahrhaben wollte, quittierte der Kapitän der Lila-Weißen das mit den Worten: „Gott im Himmel!“ Und diesen Gott hatte Diekmann offenbar auf seiner Seite, als er eine Ecke von Robert Schick zum viel umjubelten 3:2 in die linke Torecke schädelte (78.). Doch dann kam Brückner. Ausgerechnet Brückner. Der Mann, der in der Jugend für den HEBC kickte und auch vier Jahre lang im Herrenbereich für die Mannen vom Reinmüller auflief, ehe es ihn zu Werder Bremen zog. Damaliger Trainer: „Speedy“ Vamvakidis. Noch bevor der beste (!) Niendorfer Torschütze das 3:3 markierte, blockte er einen Volley von Raoul Bouveron und verhinderte damit den Einschlag (71.) – und auch die Vorentscheidung?

"Wir fahren hier nicht mit null Punkten weg"

Artistisch! Per Seitfallzieher trifft Linus Meyer (Mi.) nach perfekter Flanke seines Bruders Leon zum 2:2-Ausgleich. Foto: noveski.com

„Ich hatte in der Halbzeit auch nicht das Gefühl, dass die Jungs an irgendwas anderes glauben als an den Sieg. Wir wollten das Ding unbedingt noch holen“, so Farhadi, dessen Equipe aber eine gewisse Anlaufzeit brauchte. „Wir haben die Tore sehr einfach hergegeben. Aber HEBC hat das auch ganz stark gespielt in dieser Phase und zurecht die Tore gemacht“, erkannte er neidlos und sportlich-fair an. 

Das Manko im zweiten Abschnitt: „In guten Phasen lassen wir den Gegner immer wieder zu lange am Leben. Alles, was da vorne bei uns rumlief, hatte ja Chancen. Und was wir nach Ecken teilweise noch von der Linie drüber oder daneben köpfen, das ist schon hart. Stattdessen kriegst du selbst so eine Ecke, die Bombe getreten war. Aber ich habe schon zu den Jungs auf der Bank gesagt: Wir fahren hier nicht mit null Punkten weg. Und so war das dann auch. Dass ‚Bohne‘ den Elfmeter reinmacht, war klar. Am Ende ist das ein gerechtes Remis.“

Ein "derbe genervter" Geist: "Zu chaotisch"

Klare Sache: Hendrik Diekmann (re.) trifft anstatt den Ball nur den Fuß von Ammat Janha. Elfmeter für Niendorf! Foto: noveski.com

Farhadis Gegenüber wusste nach Abpfiff noch nicht so recht, wie er das spektakuläre 3:3-Unentschieden bewerten sollte: „Ich bin einfach derbe genervt“, entgegnete Geist – und fügte an: „Ich glaube, am Ende ist das total leistungsgerecht und man muss auch froh sein, dass man das Ding nicht noch komplett verliert, weil wir in der zweiten Halbzeit einfach viel zu chaotisch agiert und den Ball nicht einfach von A nach B gespielt haben. Was besonders ärgerlich ist: Wir wussten genau, was der Gegner machen wird, wie er agieren will – und wir hatten einen richtig guten Plan.“

Ein Plan, der zunächst aufzugehen schien. „Es ärgert mich, weil wir vor dem Spiel klar gesagt haben, dass wir einfach bleiben und dumme Fehler vermeiden wollen. Das haben wir nicht geschafft – und so bringt man einen Gegner zurück.“ Aber: „Der Gegner hat einfach auch gewisse Stärken. Wir haben es schon mal nicht verloren. Das ist auch wichtig. Insofern müssen wir mit dem Punkt leben“, bilanzierte Geist nach einem Kick, der Werbung für die Oberliga war.