Bezirksliga Nord
27. Spieltag


Eimsbütteler TV

1

:

3


SV Bergstedt

Anpfiff

Fr - 28.04. 20:15 Uhr

Spielstätte

Lokstedter Steindamm

Zuschauer

200

Schiedsrichter

Falah Abed

Bergstedts Erfolgsformel: Mehr Willen und drei Mal Hillen

Doppeltorschütze: Tim HIllen erzielte zwei der Bergestedter Treffer, der dritte ging auf das Konto von Gary Hillen. Archivfoto: noveski.com

Das war nicht unbedingt eine Empfehlung: Vor den Augen von Thorsten Beyer, der die Mannschaft zur neuen Saison von Noch-Trainer Ingo Glashoff übernimmt, verlor der Eimsbütteler TV das Spitzenspiel der Bezirksliga Nord gegen den SV Bergstedt mit 1:3 und hat damit derzeit die schlechteste Ausgangsposition der drei Mannschaften, die im Rennen um den Meistertitel sind: Mit 57 Punkten steht der ETV auf dem dritten Platz hinter dem TuS Berne (58), der an diesem Wochenende noch gegen die Reserve des HSV Barmbek-Uhlenhorst antreten muss. Spitzenreiter ist durch den Sieg beim ETV nun vorerst Bergstedt mit 59 Zählern auf dem Konto.

Entsprechend groß war die Freude der Gäste auf dem Kunstrasen am Lokstedter Steindamm nach dem Schlusspfiff. Geschlossen trottete die Mannschaft im Anschluss an die Partie und den obligatorischen Teamkreis in Richtung ihrer Fans. Auch John Limberg. Bergstedts Nummer vier hob die Hände und klatschte. Gar nicht lange zuvor stand jener Limberg ein paar Meter vor dem eigenen Strafraum blickte in Richtung Publikum und deutete auf sein Handgelenk. Die Geste war klar: Limberg wollte wissen, wie lange noch zu spielen sei. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Fünf Minuten waren zu diesem Zeitpunkt noch auf der Uhr – und Bergstedts Abwehrmann hatte eigentlich gar keinen Grund mehr, noch zu zittern.

Zwei Standardsituationen machen den Unterschied

Nachdenkliche Geste: Der Mannschaft von ETV-Coach Ingo Glashoff fiel im zweiten Durchgang nichts mehr ein. Archivfoto: noveski.com

In jenem Moment nämlich führte der bis dahin Tabellendritte vor den rund 200 Zuschauern bereits mit 3:1. Doch nicht etwa John Limberg war der Held des Abends, sondern zwei seiner Mitspieler, die auf den gleichen Nachnamen hören: Gary Hillen und Tim Hillen. Der eine Hillen hatte ein Mal ins Schwarze getroffen, der andere gleich doppelt. Und die komplette Mannschaft des SVB hatte an diesem Abend mehr Willen an den Tag gelegt als ihr Widersacher. 


Der hatte zunächst den besseren Anfang für sich: Nach drei Minuten spielte Jon Pauli den Ball schön in die Tiefe, Jasper Hölscher erlief ihn auf der rechten Bahn und traf dann nur ans Außennetz. Zwei Minuten später war Hölscher erneut an einer gefährlichen Szene beteiligt. Diesmal schlug er von rechts eine Flanke in den Strafraum, die Kim Schultze erreichte, der dann jedoch übers Tor zielte. Und auch Chance Nummer drei in der Partie hatte der ETV: Nach einer kurz ausgeführten Ecke von Pauli nahm Hölscher den Ball kurz vorm rechten Strafraumeck an und hielt drauf. Bergestedts Keeper Lars Bothe riss die Fäuste nach oben und wehrte ab.

Was dann folgte, stellte den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf: Nachdem Bergstedt bis dahin keine einzige wirklich nennenswerte Gelegenheit besaß, ging das Team von Christian Dittmar in Führung. Lukas Hübner flankte von rechts, in der Mitte stand Tim Hillen vorm Tor richtig und markierte das 1:0 (27.). Die Eimsbütteler benötigten allerdings nur sieben Minuten, um sich von diesem Rückschlag zu erholen. Dann passte Hölscher rechts von der Grundlinie zurück auf Lasse Bensch, der den Angriff mit dem Ausgleichstreffer abschloss. Aber dennoch sollte Bergstedt mit der Führung in die Pause gehen. Sven Oldendorf trat eine Ecke von links, die ETV-Defensive inklusive ihres Keepers Nick Motzke sah nicht gut aus und Gary Hillen bedankte sich für diese Unzulänglichkeiten, indem er zum 2:1 für die Gäste einköpfte (36.).

Förster: „Am Anfang hatten wir Probleme, als der ETV Druck gemacht hat“

Bergestedts Keeper Lars Bothe konnte nur ein Mal bezwungen werden. Archivfoto: noveski.com

„Zur Pause waren die Jungs ganz schön niedergeschlagen“, verriet ETV-Co-Trainer Marcel Plewka später nach der Begegnung und fügte an: „Eigentlich waren wir ja ganz gut ins Spiel reingekommen.“ Doch so stark wie die Equipe von Coach Ingo Glashoff begonnen hatte, so sehr ließ sie nach dem 1:2 und vor allem in der zweiten Hälfte nach. Die einzigen Szenen des ETV nach Wiederbeginn: Zwei kläglich vergebene Freistöße von Pauli und Hölscher, eine weitere Chance, die am Außennetz endete und ein überhartes Einsteigen von Sven Hellmund kurz vorm Ende des Spiels gegen Kenu Voller, für das der souveräne Referee Falah Abed Saad dem ETV-Kapitän in der 89. Minute völlig zurecht die Rote Karte zeigte.

Bergstedt hingegen vergab zunächst nach 54 Minuten durch Tim Hillen die Gelegenheit, auf 3:1 zu erhöhen. Doch der Stürmer des SVB hatte sein Zielwasser an diesem Abend noch nicht verschossen und stellte das in der 70 Minute unter Beweis – sehr zum Leidewsen der Platzherren. Diesmal brachte Sven Oldendorf von links einen Freistoß hoch und weit in Richtung ETV-Strafraum, wo Tim Hillen nun mehr Erfolg hatte und das runde Leder zum 3:1 in den Maschen versenkte. Beinahe wäre den Gästen sogar noch der vierte Treffer gelungen, doch in der letzten Minute der regulären Spielzeit traf Voller nur das Aluminium des ETV-Gehäuses. Es folgte eine fünfminütige Nachspielzeit und schließlich der große Jubel der Bergstedter.

Plewka: „In der zweiten Halbzeit war das zu wenig von uns“

Eimsbüttels Kapitän Sven Hellmund sah nach 89 Minuten die Rote Karte. Archivfoto: noveski.com

„In der Anfangsphase hatte wir Probleme“, gab SVB-Co-Trainer Nico Förster nach dem Schlusspfiff zu, „ da hat der ETV viel Druck gemacht.“ Nach und nach, so Förster weiter, „sind wir besser in die Zweikämpfe gekommen und mit dem 1:0 belohnt worden. Dann erzielt der Gegner den Ausgleich.“ Letztlich, so bilanzierte der Assistent von Christian Dittmar, „haben zwei Standardsituationen den Unterschied gemacht. Wobei man auch sagen muss, dass wir in der zweiten Halbzeit in der Defensive nichts Großes mehr zugelassen haben.“ 

Treffende Worte, denn die Analyse von Marcel Plewka fiel genauso aus. Die Standardsituationen, so der ETV-Co-Trainer, seien der Knackpunkt gewesen – „und das, obwohl wir um diese Stärke wussten, weil Bergstedt uns auch im Hinspiel so bezwungen hat“, konstatierte Plewka, „in der zweiten Halbzeit war das von uns zu wenig.“ Verloren aber ist im Titelkampf noch nichts – und so strahlte Manager Koray Gümüs nach dem Match trotz der Pleite Optimismus aus: „Wir müssen das Spiel abhaken, nach vorne schauen und in den letzten drei Spielen unsere Hausaufgaben machen.“ Und abwarten, was die Konkurrenz macht...

Jan Knötzsch