Oberliga Hamburg
6. Spieltag


FC Türkiye

2

:

2


Niendorfer TSV

Anpfiff

Sa - 02.09. 14:00 Uhr

Spielstätte

Landesgrenze

Zuschauer

110

Schiedsrichter

Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB)

Oberliga

Bektesis Geniestreich trübt Meyers Traumdebüt – Farhadi wütet!

Mit der Auswechslung von Debütant Linus Meyer (Mi.) und Bruder Leon Meyer (re.) kam dem Spiel des Niendorfer TSV jegliche Struktur abhanden. Foto: Kormanjos

„Ich habe zu Linus gesagt, dass das heute kein Spiel sein wird, wo ich ihn von der Bank bringen werde. Er war ein bisschen überrascht, aber hat das auch verstanden, was ich damit bezwecken wollte. Er sollte sich so lange auspowern, wie es geht“, erklärte Ali Farhadi – und beorderte seinen frisch gebackenen Neuzugang Linus Meyer im Gastspiel beim FC Türkiye (alle Highlights im LIVE-Ticker) direkt in die Startelf. Die Erkenntnis nach seinem ersten Auftritt für den Niendorfer TSV: „Man merkt einfach, dass er eine Klasse mitbringt, die nur wenige bei uns haben. Linus macht uns nochmal stärker – und wenn wir ihn bei 100 Prozent haben, wird er unsere Spiele da vorne auch mitanführen. Das hat man ja auch schon heute gesehen“, so Farhadi.

Türkiye-Angreifer Mou-Inzou Bachir (re.) im Kampf um den Ball gegen Niendorf-Verteidiger Stephan Wemakor. Foto: Kormanjos

Eine Viertelstunde war an der Landegrenze vorüber, als Linus Meyer mit einem herrlichen Chip-Pass die komplette Hintermannschaft der Hausherren aushebelte und seinen Bruder Leon Meyer in Szene setzte. Dieser umkurvte den etwas zu spät aus seinem Kasten eilenden Tobias Braun und schoss aus spitzem Winkel zur Niendorfer Führung ein. Was für ein Auftakt für den langjährigen Norderstedter im neuen Dress – und was für ein vielversprechender Start für die neue „Bruder-Connection“ am Sachsenweg!

Nachdem Metekaan Yilmaz eine lang gezogene Ecke von Albin Bektesi am zweiten Pfosten zum zwischenzeitlichen Ausgleich für die Wilhelmsburger einköpfte (27.), war es abermals Linus Meyer, der mit seinem Zuspiel auf Fynn Huneke das 2:1 für den Gast einleitete. Am kurzen Pfosten musste Ante-Akira Kutschke in den Querpass nur noch den Fuß reinhalten (33.). Doch damit noch nicht genug der Meyer-Festspiele in Wilhelmsburg. Zehn Minuten nach der Pause bediente Leon seinen älteren Bruder, der auf und davon zog – und durch die Beine eines Verteidigers abschloss. Routinier Braun reagierte sensationell, fuhr gerade noch das Bein aus, verhinderte damit den dritten Einschlag und die vermeintliche Vorentscheidung.

Die Meyers gehen, Bektesi trifft - "Die Wechsel hätte ich mir schenken können"

Leon Neumann (li.) - hier im Duell mit Türkiye-Youngster Elyesa Pekin - verfehlte kurz vor Schluss mit einem strammen Distanzschuss nur knapp das Ziel. Foto: Kormanjos

Und so wurde der Samstagnachmittag aus Sicht der Meyers doch noch getrübt. Und wie! Unmittelbar nachdem Ali Farhadi das Duo aus dem Spiel nahm (74.), stellte Bektesi mit einem traumhaften Schlenzer aus 18 Metern rechter Position in den linken Giebel den Endstand zum 2:2 her (75.) – und sorgte beim Niendorfer Coach für ein mächtiges verbales Donnerwetter! „Das fühlt sich zu 100 Prozent wie eine Niederlage an! Das Spiel hat dieses Ergebnis aus meiner Sicht gar nicht hergegeben. Aber wir haben einfach nicht die Qualität in der Mannschaft, über 90 Minuten das umzusetzen, was wir absprechen. Einige laufen hier chaotisch über den Platz.“

Doch damit nicht genug. Vor allem seine Joker bekamen richtig was auf die Ohren: „Ich war der Meinung, wir gewinnen das Spiel heute von der Bank. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Wir wechseln – und das Spiel war katastrophal. Das geht somit auch auf meine Kappe, weil ich das Gefühl wohl falsch interpretiert habe. Außer Fawaz (Kassimou, Anm. d. Red.), der das Zentrum noch mit dicht gemacht hat, hätte ich mir alles andere schenken können. Die Wechsel waren der Knackpunkt“, echauffierte sich Farhadi – und fügte an: „Die haben aus unserem Spiel ein reines Kuddelmuddel gemacht. Das ist auch für mich komplett überraschend, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. Ich muss mal gucken, ob einige mein Deutsch verstehen oder nicht.“

Türkiye "arbeitet am Limit - und das richtig gut"

Niendorf-Verteidiger Ammat Janha behält in der Luft die Hoheit, musste sich am Ende aber auch mit dem Remis zufrieden geben. Foto: Kormanjos

Klare Worte, die gesessen haben dürften. „Die Jungs haben Glück, dass wir Dienstag spielen und nicht trainieren. Sonst wäre es härter geworden. Aber es wird ja auch so noch härter, weil Dassendorf uns alles abverlangen wird.“ Türkiye habe das „gut gemacht und cool verteidigt“, befand Farhadi. „Die Arbeiten am Limit – und das richtig gut.“ Seine Mannen hätten es hingegen nach Wiederanpfiff verpasst, das Spiel zu entscheiden.

Und so kam Bektesi. „Er ist ein sehr riskanter Spieler, der das Eins-gegen-Eins oder auch mal das Eins-gegen-Zwei sucht. Dass man da häufiger auch mal hängenbleibt, ist verständlich. Er hat auch ein ums andere Mal die falsche Entscheidung getroffen. Aber das muss man bei so einem Spieler auch mal in Kauf nehmen. Und die Mannschaft weiß: Wenn es funktioniert, dann ist er immer torgefährlich – und es zählt sich dann auch für das Team aus“, so Türkiye-Trainer Daniel Sager über seinen „Flügelflitzer“, der schon beim überraschenden 2:1-Erfolg in Dassendorf mit einem Tor und einer Vorlage zu überzeugen wusste.

"Wir sind nicht so sehr wie letzte Woche über die Grenze hinaus gegangen"

Türkiye-Trainer Daniel Sager (Mi., weißes T-Shirt) richtete nach Abpfiff einige Worte an seine kämpferisch und leidenschaftlich abermals vollauf überzeugende Mannschaft. Foto: Kormanjos

„Ich bin aber ganz ehrlich: Ich habe nicht den Elan und diesen Punkt, der wie letzte Woche über die Grenze hinaus war, und diesen unbedingten Willen gesehen. Aber es kann natürlich auch sein, dass die Jungs letzte Woche wo viel investiert und wir unter der Woche so hart gearbeitet haben, dass sie heute einfach nicht dazu in der Lage waren. Trotzdem bin ich mit der Einstellung und der Disziplin sehr zufrieden. Die Jungs haben gut gearbeitet und versucht, alles zu verhindern. Ein-, zweimal hatten wir auch ein bisschen Glück, aber das haben wir uns auch erarbeitet.“

Ganz egal, mit welcher Personaldecke – die Wilhelmsburger scheinen zurzeit unbezwingbar. „Das macht die letzten vier Spiele so den Eindruck“, entgegnete Sager – und hob den enormen Zusammenhalt hervor: „Wir sind dieses Jahr – noch mehr als letztes Jahr schon – eine richtige Einheit. Und da nehme ich die Verletzten komplett mit rein. Alle arbeiten füreinander. Das ersetzt so ein bisschen die Spieler, die uns aktuell fehlen.“