Oberliga Hamburg
22. Spieltag


Concordia Hamburg

2

:

1


SC Victoria Hamburg

Anpfiff

Fr - 02.02. 19:15 Uhr

Spielstätte

Bekkamp

Zuschauer

50

Schiedsrichter

Marco Kulawiak (SC Teutonia 10)

Oberliga

Begehrlichkeiten untermauert: „Mo strahlt eine Gefährlichkeit aus – das ist wirklich Wahnsinn!“

Muhamed "Mo" Ajruli (re.) ließ den Bekkamp und den SC Victoria Hamburg mit seinem Doppelpack verstummen. Foto: noveski.com

Durch das berufsbedingte Fehlen von Stammkeeper Jan Hoffelner rückte Winter-Neuzugang Petar Barukcic gleich im zweiten Punktspiel nach der Winterpause in den Fokus. Der vom Hamm United FC zu Concordia Hamburg gewechselte Schlussmann stand im Heimspiel gegen den SC Victoria Hamburg (alle Highlights im LIVE-Ticker) zwischen den Pfosten. Und bereits nach nicht einmal 180 Sekunden schien es so, als würde dem 26-Jährigen ein ereignisreiches Debüt ins Haus stehen. Urplötzlich tauchte Nick Scharkowski frei vor Barukcic auf, brachte aber nur ein klägliches „Schüssen“ zustande. Der neue Torsteher war aufmerksam zur Stelle und Scharkowski für den Rest der Partie komplett abgemeldet. Gleiches galt über weite Strecken für seine Victorianer…

Die Führung: "Mo" Ajruli (li.) schließt einen blitzsauberen Konter vor der Halbzeit zum 1:0 ab. Alexander Borck kommt einen Schritt zu spät. Foto: noveski.com

„Ja, das kann man so formulieren“, entgegnete Cordi-Coach Thomas Runge auf die Nachfrage, ob seinem Team eine durchwachsene Leistung zum Sieg gereicht habe. „Wir waren schon besser und haben die Spiele verloren. Heute war meine Ansage ganz klar: Egal wie – wir wollen das Spiel gewinnen. Ich habe all die Phrasenschwein-Floskeln an die Wand gedonnert und gesagt: Es gibt keinen Schönheitspreis. Die Tore entscheiden das Spiel.“ Und für eben jene Tore war mal wieder ein Mann verantwortlich: Muhamed Ajruli.

In der vergangenen Woche beim 1:1 gegen den ETSV Hamburg trotz eines Treffers aufgrund etlicher vergebener Großchance noch die tragische Figur, wirkte „Alleinunterhalter“ Ajruli nach einer guten Stunde bereits entkräftet. „Obwohl er eine faule Sau ist“, witzelte Runge anschließend. Und wieder ließ Ajruli zumindest einen „Hundertprozenter“ aus, als er nach einem Traumpass des starken Jannik Mohr freistehend an Hendrik Rabe hängenblieb und das 2:0 nach der Pause verpasste (58.). Aber: Der 20-Jährige machte immer weiter und entschied die Partie letztendlich mit seinem Doppelpack. „Mo strahlt eine Gefährlichkeit am Ball aus – das ist wirklich Wahnsinn!“, lobhudelte ihn sein Trainer.

Ajruli veredelt Konter - und wackelt Vicky aus

Der bereits gelbverwarnte Sönke Meyer (re.) kommt gegen den emsigen Caner Bektas zu spät und sieht die Ampelkarte. Foto: noveski.com

In Minute 38 veredelte Ajruli, der unseren Informationen zu Folge in der kommenden Woche zum Probetraining bei Holstein Kiel II weilt, einen blitzsauberen Konter über Mohr, der Scharkowski ausbremste, Dennis Baffour und Andy Appiah, der auf rechts Julian Pötzinger spielend stehen ließ und dem Knipser klassisch in die Tiefe durchsteckte. Frei vor Rabe behielt Ajruli die Nerven! Nachdem sein Team etliche Konterchancen äußerst leichtfertig herschenkte und Vicky nach einer Ampelkarte gegen Sönke Meyer (wiederholtes Foulspiel, 62.) nur noch zu zehnt agierte, sorgte „Mo“ sieben Zeigerumdrehungen vor Ultimo für die vermeintliche Vorentscheidung. Vom ansonsten sehr unglücklichen Joel Osei Szillat in Szene gesetzt, wackelte Ajruli links im Strafraum zwei Gegenspieler aus und schoss eiskalt ins lange Toreck ein (83.)!

"So kann so ein Spiel nochmal kippen"

Schiedsrichter Marco Kulawiak (li.) hat keine andere Wahl - und schickt Sönke Meyer (Mi.) vorzeitig zum Duschen. Vicky agierte in der letzten halben Stunde zu zehnt. Foto: noveski.com

Von den in der Vorwoche beim 1:4 gegen Paloma so löchrigen Victorianern ging kaum Torgefahr aus. Ein aussichtsreicher, aber letztlich harmloser Kopfball des eingewechselten Charles Kouakou (82.) – mehr war nicht. Bis zur 85. Spielminute. „Das wird nochmal eine Zitterpartie, weil wir einen Freistoß gegen uns kriegen, wo ich sage, dass er unserem Spieler in die Hacken läuft und es eigentlich Freistoß für uns hätte geben müssen“, haderte Runge mit der Entscheidung von Referee Marco Kulawiak (SC Teutonia) im Duell zwischen Dennis Baffour und Kouakou. Den ruhenden Ball aus 18 Metern linker Position setzte der mit Abstand beste SCV-Akteur, Brian Jungjohann, mit ganz viel Effet und sehr interessanter Flugkurve per Bogenlampe ins lange Eck! „So kann so ein Spiel nochmal kippen. Aber ich hatte heute das Gefühl, dass die Jungs klar sind und waren. Sie waren einen Schritt weiter“, strahlte Runge.

Sein Gegenüber war nicht nur aufgrund des Spiels, sondern auch gesundheitlich leicht angeschlagen – und konstatierte: „Ich fand, wir sind eigentlich super reingekommen. Die ersten 25 Minuten waren sehr gut im Spiel mit Ball. Wir kamen sogar zwei-, dreimal ins letzte Drittel, waren da aber etwas zu ungenau.“ Aber: „Wir haben super vorverteidigt und gar nichts zugelassen.“ Doch mit dem ersten Gegentor war all das dahin und Geschichte. „In der Phase laufen wir in drei Umschaltsituationen. Aus der ersten zeugt das Gegentor, wo wir noch nicht stabil genug sind, um uns da schnell wieder rauszuholen“, gestand David Eybächer – und führte aus: „So war es auf jeden Fall zu Beginn der Saison, das war das Feedback der Jungs mir gegenüber, dass sie sich oft selbst durch eigene Fehler in solche Situationen gebracht haben und dann an dem Punkt waren, dass genau das demotiviert hat. Da haben wir angesetzt und dran gearbeitet.“

Cordi wieder ohne Tahirsylaj

Das 2:0: Muhamed Ajruli (Mi.) wackelte zwei Gegenspieler links im Strafraum aus und beförderte das Spielgerät durch die Beine von Brian Jungjohann ins lange Eck. Foto: noveski.com

Noch ohne Ertrag. Obwohl Eybächer seine Elf „in Unterzahl spielbestimmend“ fand und seine Jungs „nach dem zweiten Gegentor wieder zurückgekommen“ sind. „Wir haben viel am Vorverteidigen gearbeitet. Das hat auf jeden Fall Früchte getragen. Man muss aber auch ehrlicherweise sagen, dass einige Spieler noch nicht in der Situation sind, dass sie 90 Minuten sehr intensiven Oberliga-Fußball spielen können“, sprach er unter anderem auf die nach ewig langer Verletzungspause gerade erst genesenen Luis Gleich und Darijo Maksimovic an, die gleich in der Startelf standen.

Aber auch Cordi konnte keineswegs aus dem Vollen schöpfen. Top-Torjäger Arbes Tahirsylaj hatte seine Sperre zwar abgesessen, befindet sich aber aktuell im Probetraining bei Greuther Fürth II – nachdem er bereits seine Visitenkarte bei Schalke 04 II abgab. Auch ohne Tahirsylaj und Keeper Hoffelner holte man einen immens wichtigen Heimsieg. Runge: „Wir haben vorne viel liegen gelassen. Dennoch war es eine geschlossene Mannschaftsleistung. Nicht auf hohem Niveau, aber ich hatte heute wirklich das Gefühl, dass alle das Spiel unbedingt gewinnen wollen.“

"Kann sich keiner beschweren, wenn wir das eine oder andere Tor mehr machen"

Mit einem tollen Freistoß brachte Brian Jungjohann (li.) die Gäste von der Hoheluft kurz vor Schluss zurück - aber zu spät. Foto: noveski.com

In anderen Spielen hätte sich der Chancenwucher aber noch rächen können. Runges Erklärung: „Mit dem Tempo, was die Jungs haben, ist es schwer, auch noch Ruhe am Ball zu generieren und den Wechsel hinzukriegen. Dafür sind sie noch zu jung. Und fairerweise muss ich auch sagen, dass wir bisher gar nicht richtig auf dem Platz trainieren konnten. Insofern kann ich den Jungs gar keinen Vorwurf machen, wenn der Pass mal nicht richtig kommt oder der Torschuss nicht sauber ist. Wir hatten viele Chancen – und da kann sich auch keiner beschweren, wenn wir noch das eine oder andere Tor mehr machen.“