Bezirksliga Süd

Ausgerechnet beim großen Lokal-Rivalen: AFC-Legenden schreiben 93-Geschichte!

Altona 93 II feiert den 2:0-Derbysieg beim FC Teutonia 05 II und die Meisterschaft in der Bezirksliga Süd. Foto: Kormanjos

Sie stürmten die Heimat des so ungeliebten Nachbarn, fielen sich jubelnd in die Arme – und feierten nicht nur den Derbysieg, sondern zugleich auch die Meisterschaft in der Bezirksliga Süd und den damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga: „Ausgerechnet hier!“, war aus der riesengroßen Freudentraube zu entnehmen. „Als wir mit dem Projekt angefangen habenhaben wir auf einem Grandplatz mit fünf oder sechs Leuten trainiert. Heute stehen wir hier als Mannschaft. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes“, musste Spielertrainer Benjamin Lipke im „Aufstiegskreis“ sogar mit seinen Emotionen kämpfen.

Spielertrainer Benjamin Lipke (Mi.) bei seiner Einwechslung kurz vor Schluss - während Jakob Sachs (re.) noch taktische Anweisungen an seine Spieler auf dem Platz gibt. Foto: Kormanjos

Dank zweier Tore von Liga-Leihgabe Marcus Borgmann setzte sich Altona 93 II im Nachbarschaftsduell beim FC Teutonia 05 II mit 2:0 durch – und zugleich die Krone auf. Der Anpfiff war noch gar nicht richtig verhallt, als Borgmann von einem kapitalen und viel zu kurz geratenen Rückpass von Leandro de los Santos Korth profitierte, Teutonen-Torsteher Max Oberbach umkurvte und einschob (4.). Nach einer guten Stunde hatte Borgmann allerdings Pech: Diesmal pflückte er einen langen Ball gekonnt aus der Luft und wurde von Oberbach nur umgetreten. Der fällige Elfmeterpfiff blieb aber aus (59.). Auf der anderen Seite reklamierte Ede Zimmermann zwei Strafstöße für sich. Auch hier blieb die Pfeife von Schiri Valentin Geiger stumm.

"Dass ich mit meinem Freund zusammenarbeiten darf, ist ein Traum!"

Mannschaft und Offizielle feiern den Sieg mit dem zahlreich anwesenden Anhang an der Kreuzkirche. Foto: Kormanjos

Endgültig kein Halten mehr gab es auch bei Spielertrainer Lipke, der sich bereits zum Warmmachen hinter dem Teutonia-Tor befand, als Borgmann nach einem Einwurf und starker Einzelaktion von Ian Haselbach zum zweiten Mal trocken zuschlug (68.)! Auch der „Forrest“, so Lipkes Spitzname aus alten Spielerzeiten, eilte im Vollsprint herbei in Richtung imposanter AFC-Fankurve und zelebrierte die Vorentscheidung mit dem Torschützen und dem Team. Sieben Zeigerumdrehungen vor Ultimo betrat Lipke dann auch den Platz, zeigte – wie immer – vollen Einsatz und brachte den Derbysieg und die Meisterschaft mit über die Runde.

„Ich bin jetzt schon einige Jahre hier und wir haben wirklich viel durchgemacht“, erinnerte Jakob Sachs an die Anfänge. „Auch die Mannschaft hat harte Zeiten erlebt, aber immer weiter gemacht und konstant ihre Leistung gebracht. Da fehlen mir wirklich die Worte“, so Sachs. „Mir hat mal ein Trainerkollege gesagt: Egal in welcher Liga du bist – wenn du oben stehst, dann hast du das auch sowas von verdient. Diese Arbeit, die wir dort reingesteckt haben – und damit meine ich auch jeden einzelnen Spieler –, ist wirklich unglaublich. Dass ich dann auch noch mit meinem Freund ‚Benny‘ Lipke zusammenarbeiten kann und darf, ist wirklich ein Traum!“, dankte der einstige „Flügelflitzer“ zugleich seiner Familie, „die das in den letzten Tagen, Wochen und Jahren mitgemacht hat. Eigentlich müssten die sagen: ‚Da ist die Tür.‘ Aber ich bin froh, dass die für immer bei mir bleibt!“

"Das ist eine einzigartige Mannschaft"

Die zwei AFC-Legenden Jakob Sachs (li.) und Benjamin Lipke stehen nicht nur für den Verein, sondern haben die Zweite mit purer Identifikation in die Landesliga geführt. Foto: Kormanjos

Eine Familie auf sowie abseits des Platzes. Zwei AFC-Legenden, die der „Zweiten“ neues Leben eingehaucht, den sportlichen Erfolg zurückgebracht und das Team in ungeahnte Höhen getrieben hat. Ein Geschenk für den ganzen Verein! „Wir sind einfach total dankbar, dass wir das zusammen machen dürfen. Die Entwicklung geht ja eigentlich schon vor sechs Jahren los. Wir sind beide weggegangen – ich nicht freiwillig“, blickt Lipke offen und ehrlich zurück. Aber: „Es war etwas Besonderes, zurückzukommen.“

Ganz besonders und fast schon einzigartig ist auch der Teamgedanke, so plaudert Lipke aus dem Nähkästchen: „Wir haben eine Mallorca-Abschlussfahrt gebucht, was wir auch schon zu Oberliga-Zeiten immer wieder versucht und angeschoben haben. Damals hat man richtig viel Geld verdient, aber es hat nie geklappt. Und jetzt haben wir schon 25 Anmeldungen. Das zeigt einfach, dass das eine einzigartige Mannschaft ist. Und damit meine ich nicht nur die Jungs, die die Tore schießen oder im Mittelpunkt stehen, sondern genauso die Spieler, die auch hintendran waren. Spieler aus der A-Jugend, die lernen und sich entwickeln wollten. Das ist das, was eine Mannschaft ausmacht!“

"Gutes Fundament, müssen jetzt aber den Fokus auf die Jugend legen"

Eine Mannschaft beim eigenen „Herzensverein“, der „einfach einmalig“ sei, schwärmt Lipke von seinem AFC. „Dass wir heute so eine Unterstützung haben, das ist ganz speziell und macht einfach nur Freude“, sprach er auf den ungeheuren Support an. Nicht nur mehrere 100 Zuschauer unterstützten das Team, auch Liga-Trainer Andreas Bergmann, große Teile der Liga-Mannschaft und Ragnar Törber, Zweiter Vorsitzender, befanden sich unter den Zuschauern. „Wir haben ein gutes Fundament gelegt, müssen aber jetzt anfangen, den Fokus auf die Jugend zu legen. Denn da brauchen wir ohne Wenn und Aber leistungsstärkere Jugendmannschaften. Viele Vereine sind uns enteilt. Deshalb müssen wir das angehen. Der Verein ist so groß, so besonders – und wir wünschen uns einfach, dass spätestens dann, wenn wir im neuen Stadion spielen, auch die Jugend einen Leistungsbereich hat.“

"Er war immer an meiner Seite!"

Die Welle mit der selbst "gestrickten" Meisterschale vor dem eigenen Anhang und der größtenteils vor Ort anwesenden Liga-Mannschaft und Funktionären. Foto: Kormanjos

Klartext von „Forrest“ Lipke. Der Aufstieg mit der Zweitvertretung sei „insofern wichtig, weil für die Jungs aus der Liga, die Spielpraxis brauchen, die Landesliga einfach etwas ganz andere ist“. Man hat einen Unterbau entwickelt und geschaffen, der nur noch eine Liga unter der „Ersten“ um Punkte kämpfen wird. „Das ist wichtig für den Verein. Und wer weiß, wo das alles in Zukunft noch hinführt“, ist der Weg noch nicht zu Ende. Und abschließend richtete Lipke auch noch ganz emotionale sowie persönliche Worte an seinen dicken „Buddy“ Jakob Sachs – denn: „Ich habe auch privat nicht ganz so leichte Zeiten hinter mir. Aber er war immer an meiner Seite. Das ist etwas ganz Besonderes, so einen Freund zu haben! Und man kann das nicht in Worten beschreiben, was es einem bedeutet, dass man das zusammen machen kann – das muss man wertzuschätzen wissen.“

Die gesamte FussiFreunde-Redaktion gratuliert Altona 93 II zur Meisterschaft in der Bezirksliga Süd und dem damit verbundenen Landesliga-Aufstieg!