Mit purer Entschlossenheit: Danijel Suntic (li.) zog die Fäden gegen die U23 seines Ex-Clubs. Foto: Rafael Majewski/SC V/W Billstedt

„Ich glaube, es wurde zum ersten Mal einen Tick lauter als sonst. Das ist eigentlich überhaupt nicht meine Art“, gab Ümit Taytanli einen Einblick in seine Kabinen-Predigt – und fügte erklärend an: „Wer vier Buden in der ersten Halbzeit vor heimischer Kulisse kriegt, der muss sich auch mal ein paar Dezibel mehr von mir anhören!“ Seine Billstedter seien zu Beginn „wackelig“ und „überhaupt nicht da gewesen“, wie der Chefcoach meinte. „Verkehrte Welt, weil wir aber auch wirklich amateurhaft verteidigt haben. Ich glaube, es waren drei Standards, wo wir nur auf den ersten Ball schauen und den zweiten Ball gar nicht mehr verteidigen. Das war einfach schlecht gemacht von uns.“

"Dafür haben wir diesen Kader"

Auch Wacker-Kapitän Steven Lindener (li.) feierte ein am Ende erfolgreiches Wiedersehen gegen seinen ehemaligen Verein. Foto: Rafael Majewski/SC V/W Billstedt

Nutznießer für die Gäste waren Boris Cordes (6.), Caner Bektas (11.), Sidi Fané (16.) und Juan Hernandez Genao (21.). Concordias U23 spielte V/W schwindelig! „Cordi war ziemlich zügig und schnell im vorderen Bereich. Wir wussten aber, dass die hinten nicht ganz so sicher sind und das Tempo keine zwei Halbzeiten gehen können“, hatte Taytanli die Partie noch nicht aufgegeben. Sicherlich auch, weil er um die Qualitäten seiner Mannen genauestens Bescheid weiß. „Wir sind froh, dass wir Leute, die an dem Tag nicht funktioniert haben, durch Jungs, die das Ding drehen können, ersetzen können. Aber genau dafür haben wir diesen Kader und diese Breite mit der brutalen Qualität auf der Bank“, wechselte er in der ersten Halbzeit bereits doppelt.

Gäste hadern mit vermeintlichem Abseits

Mal wieder kaum zu stoppen: Ian-Prescott Claus (li.) glänzte als dreifacher Torschütze für V/W. Foto: Rafael Majewski/SC V/W Billstedt

Philip Stefaniuk gab den Hausherren neue Hoffnung (26.), ehe der an diesem Nachmittag mit seiner individuellen Klasse überragende Ian-Prescott Claus sogar prompt auf 2:4 verkürzte (27.). „Das war der Genickbruch“, haderte Manuel Demir, Trainer von Cordi II, mit dem Gegentreffer, der aus seiner Sicht heraus aus einer Abseitsposition fiel. Dieses Tor gab Vorwärts-Wacker neuen Auftrieb – und sorgte in der Pause dafür, dass Taytanli seiner Truppe mit auf den Weg gab: „Wir wussten, wenn wir rauskommen und schnell eine Bude machen, dann ist das ein ganz gefährliches Ergebnis für Cordi. So ist es dann auch gekommen.“

Aus 0:4 mach 6:4!

Keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff besorgte Ex-Concorde Claus das 3:4 (46.) und sorgte mit einem sensationellen Freistoß auch gleich für den 4:4-Ausgleich (57.). Nun kam Wacker ins Rollen und in einen Flow. Die Joker Mario Burmester (73.) und Dieter Forkert (88.) schossen eine 6:4-Führung heraus! „Worüber ich mich dann aber wirklich geärgert habe: Du drehst ein 0:4 in ein 6:4 – und haust dir dann noch so einen unnötigen Elfer rein“, musste Taytanlis Team noch einmal zittern, weil Jeffrey Agyemang in der Schlussminute vom Punkt verwandelte (90.). Letztendlich blieb es aber beim furiosen 6:5-Erfolg für Billstedt!

"Wenn du ein 0:4 drehst, hast du es auch verdient, weiter oben zu stehen"

Fußball-Wahnsinn am Öjendorfer Weg: Vorwärts-Wacker machte aus einem 0:4 ein 6:4 - und musste dann doch nochmal kurzzeitig zittern. Foto: Rafael Majewski/SC V/W Billstedt

Das Fazit von Taytanli: „Über unsere Offensive brauchen wir nicht zu reden, aber wir müssen definitiv über unsere Defensive reden. Das werden wir die Woche über im Training machen.“ Aber: „Wenn du ein 0:4 gegen eine junge, wilde Truppe, die wirklich ein paar gute Leute dabei hat, drehst, dann hast du es auch verdient, weiter da oben zu stehen“, freute er sich vor allem für die vielen ehemaligen Concorden in seinem Team. Denn nicht nur Dreifachschütze Claus, sondern auch Steven Lindener, Danijel Suntic und Leon Mundhenk kamen beziehungsweise kickten einst bei Cordi. Hinzu kommt Teammanager Michael Baaß, für den es auch ein nicht nur torreiches, sondern auch ein aufgrund des Ergebnisses freudiges Wiedersehen war…