Regionalliga Nord
18. Spieltag


Eimsbütteler TV

2

:

2


SC Spelle-Venhaus

Anpfiff

So - 26.11. 15:00 Uhr

Spielstätte

Stadion Hoheluft

Zuschauer

--

Schiedsrichter

Timon Schulz

Regionalliga Nord

Atamimi platzt der Kragen: „Hochmut kommt vor dem Fall!“

Ein ganz später Schock für den Eimsbütteler TV. Im Heimspiel gegen das abgeschlagene Schlusslicht aus Spelle musste man sich mit einem 2:2 begnügen. Foto: ptjtluckys_pictures

„Ich bin gerade so wütend und so angefressen, dass ich am liebsten jetzt noch ein Training ansetzen und die Jungs rumscheuchen würde“, platzte Khalid Atamimi nach dem absolut enttäuschenden Auftritt seines Eimsbütteler TV gegen den SC Spelle-Venhaus (alle Highlights im LIVE-Ticker) regelrecht die Hutschnur. „Als unter der Woche feststand, dass wir am ‚Loki‘ spielen, habe ich schon ein bisschen Hochnäsigkeit gemerkt. So nach dem Motto: Wir können hier das spielen, was wir letzte Saison gespielt haben – und miteinander zocken. Aber wir haben den Jungs ganz klar gesagt, dass wir genau das machen müssen, was wir die letzten Wochen gemacht haben. Denn damit hatten wir Erfolg. Wenn wir das nicht machen, kriegen wir die Quittung – und die haben wir heute bekommen!“

Es war zum Teil vogelwild, wirkte chaotisch und im Defensivverhalten höchst bedenklich, was der Eimsbütteler TV in den ersten 20 Minuten am heimischen „Loki“ auf das Parkett brachte. Dreimal scheiterte das fast seit einem Monat ohne jegliche Spielpraxis ausgestattete und zuletzt mit einer 2:9-Abfuhr bei Hannover 96 II untergegangene Regionalliga-Schlusslicht am Aluminium. Einmal bekam Viktor Weber gerade noch die Beine gegen den unbedrängt vor ihm auftauchenden Niklas Oswald, der drei dieser Hochkaräter besaß, zusammen. Und ein weiteres Mal hatte der ETV schlichtweg Glück, dass ein Handspiel von Samuel Olayisoye nach einem dieser Pfosten-Abpraller ungeahndet blieb. Alles Szenen, die sich in den ersten 20 Minuten abspielten.

Boakye versiebt vier Hochkaräter - Akyol trifft sehenswert

Dominik Akyol (li.) bejubelt seinen sehenswerten Führungstreffer für den ETV kurz vor der Pause, als er das Leder im linken Knick einschlagen ließ. Foto: ptjtluckys_pictures

Wäre es ganz blöd gelaufen, hätte es zu diesem Zeitpunkt schon 0:4 aus Eimsbütteler Sicht gestanden – wohlgemerkt gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten! Die Wahrheit ist aber auch, dass allein Maurice Boakye den möglichen Rückstand fast im Alleingang hätte egalisieren können. Erst zielte der Torjäger knapp am langen Eck vorbei (2.), dann scheiterte er gleich dreimal (!) freistehend an Spelle-Schlussmann Mattis Niemann (31., 43., 45. +1). Nach seiner insgesamt dritten Großchance blieb Boakye jedoch hartnäckig, eroberte das Spielgerät zurück und bediente Dominik Akyol, der aus 14 Metern halbrechter Position trocken und satt in den linken Giebel traf – Spiel auf den Kopf gestellt (43.)!

Nach Ausgleich: Boakye verschießt auch noch einen Elfer

War nach dem Spiel mächtig angefressen und bedient: ETV-Trainer Khalid Atamimi, dem der Auftritt nicht gepasst hat. Foto: ptjtluckys_pictures

Der mittlerweile vierte (!) Alu-Treffer der Gäste führte aber kurz nach Wiederanpfiff zum hochverdienten Ausgleich: Adrian Lenz staubte nach einem Oswald-Pfostenschuss ab (54.). Die wütende Antwort des ETV: Boakye wurde von Anton Popov zu Fall gebracht und übernahm – trotz seines unglücklichen Auftritts im Abschluss und obwohl er schon im Pokal beim HEBC-Aus als einziger Schütze vom Punkt vergab – die Verantwortung. Doch seinen ins rechte Toreck „telefonierten“ Versuch mit der Innenseite konnte Niemann sogar spielend festhalten (58.)! „Er muss das wegstecken, mit solchen Situationen klarkommen und damit umgehen können“, sprach Atamimi auf den gebrauchten Tag seines Torjägers an.

Kapitaler Bock: ETV kassiert Last-Minute-Ausgleich

Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich köpfte Malik Yago die Hausherren wieder in Front. Foto: ptjtluckys_pictures

Und dennoch: Als Malik Yago einen lang gezogenen Freistoß von Bamo Mohamed aus kurzer Distanz unter Niemann hindurch zur abermaligen Führung einnickte (71.), waren die Weichen wieder auf Sieg gestellt! Erst recht, als Niemann weit aus seinem Kasten eilte, Akyol von den Socken holte und mit glatt Rot vorzeitig zum Duschen geschickt wurde (82.)! Kurz zuvor verpassten Henok Tewolde und Akyol – beide Male perfekt vom eingewechselten Noel Denis in Szene gesetzt – bereits die mögliche Vorentscheidung (80.).

Der Auftritt der Eimsbütteler war jedoch derart instabil und wacklig, dass Spelle weiter am Ausgleich schnupperte – und auch in Unterzahl daran glaubte. Es lief bereits die Nachspielzeit, als Jip Kemna rechts im Sechzehner gegen Yago davonzog, den Ball flach auf den ersten Pfosten brachte – und ETV-Torsteher Viktor Weber eine katastrophale Figur abgab. Wie auch immer, trudelte das Runde am kurzen Pfosten ins Eckige. Der eingewechselte Tom Winnemöller hatte wohl noch die Fußspitze dran – 2:2 (90. +2)! Der ETV wurde für eine ganz schlechte Darbietung bestraft, steckte aber nicht auf. Niklas Bär hatte noch die ganz dicke Chance auf den „Lucky Punch“, fand aber in Niemann-Ersatz Bernd Lichtenstein seinen Meister (90. +4).

"Es geht einfach um die Einstellung"

Der bis dato starke Spelle-Schlussmann Mattis Niemann (li.) sah nach einem missglückten Ausflug und Einsteigen gegen Dominik Akyol die Rote Karte. Foto: ptjtluckys_pictures

Im Anschluss daran wurde es deutlich. Sehr deutlich sogar. Im Mannschaftskreis verlor ETV-Coach Khalid Atamimi bereits klare Worte, forderte eine „ganz andere Bereitschaft“ ein, sprach von „Hochmut kommt vor dem Fall“ und war auch kurze Zeit später kaum zu bändigen. „Es geht einfach um die Einstellung. Die Jungs müssen einfach raffen, dass Regionalliga-Fußball bedeutet, von der ersten bis zur letzten Sekunde immer 100 Prozent zu geben und keine halben Dinger zu machen. Unabhängig vom Ergebnis und selbst, wenn wir 2:1 gewonnen hätten – aber bei aller Liebe: Das Unentschieden ist total gerecht – von den Chancen in der ersten Halbzeit hätte Spelle das Ding sogar gewinnen können.“

Auf Nachfrage, wie er sich diese Unbeständigkeit erklären könne, entgegnete Atamimi: „Heute war die Unbeständigkeit, dass wir am ‚Loki‘ gespielt haben. Hätten wir auf Rasen gespielt, wäre die Art und Weise, wie wir in die Zweikämpfe reingehen, eine ganz andere, weil wir uns jetzt einfach daran gewöhnt haben.“ Nichtsdestotrotz konstatierte er: „Spelle ist letzte Saison als Meister aus Niedersachsen souverän aufgestiegen. Das ist kein Fallobst! Und ich hatte das Gefühl, dass die Jungs…“, unterbrach Atamimi kurz – und dachte sich den Rest.