Landesliga Hammonia

„TuRa noch einzuholen – das sollte auf jeden Fall unser Ziel sein“

05. März 2020, 14:17 Uhr

Führungsspieler: Seit 2012 trägt Marcel Schöttke das HR-Trikot und steht mit dem Team derzeit auf dem dritten Platz. Foto: KBS-Picture.de

Wenn es um den Aufstiegskampf in der Landesliga Hammonia geht, konzentrieren sich die Experten bei der Frage nach dem Meister der aktuellen Saison auf den HEBC und TuRa Harksheide. Dahinter jedoch hat sich heimlich, still und leise die SV Halstenbek-Rellingen – die überdies auch noch im Viertelfinale des LOTTO-Pokals steht – bis auf drei Zähler an Harksheide herangeschlichen. Auf den Spitzenreiter HEBC hat die SVHR aktuell acht Zähler Rückstand. Ganze vier Mal ging der Ex-Oberligist in dieser Saison als Verlierer vom Platz. Ist die Mannschaft von Trainer Heiko Barthel etwa schon reif, nochmal in das Duell der beiden Top-Teams einzusteigen und als lachender Dritter bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitzureden? Wir haben mit Führungsspieler Marcel Schöttke über die Entwicklung der Mannschaft, seine Rolle im Team und die Perspektive für die restliche und die neue Saison gesprochen. 

Marcel, für dich stehen in der Torjägerliste derzeit zehn Treffer zu Buche, mit HR stehst du auf dem dritten Rang – in wie weit spielen du und das Team eine perfekte Saison?

Marcel Schöttke: Ich denke, perfekt kann man das nicht nennen. Wir sind in dieser Saison deutlich besser gestartet als dies in der letzten der Fall war. Da hatten wir nach sechs Spielen fünf Punkte. Das hat in dieser Saison deutlich besser geklappt. Der Haken daran ist aber: Der HEBC und TuRa stehen in der Tabelle noch vor uns. Perfekt wäre die Saison, wenn wir ganz oben stehen würden. Aber da hinzukommen – das ist schwierig. Der HEBC hat uns noch ein Stück Reife voraus, das wir auch haben müssten, um eine Chance auf Platz eins zu haben.

Ein Abwehrspieler, der zehn Mal trifft – das ist ungewöhnlich. Warum läuft es in der aktuellen Spielzeit für dich persönlich so gut?

Schöttke: Ich bin in dem Sinne ja kein reiner Abwehrspieler mehr so wie früher. Es gab viele Spiele, in denen ich auf einer offensiveren Position aufgelaufen bin. Ich war schon Linksaußen und „Sechser“, zuletzt habe ich auf der „Zehn“ gespielt. Das entwickelt sich je nachdem, wie die Situation bei uns ist. Ich finde es allerdings gut, dass ich auch offensiver zum Zug komme. Das sagt mir zu. In der Jugend habe ich früher als Stürmer gespielt.

Du spielst seit 2012 für HR, kannst damit die Entwicklung der vergangenen Jahre gut beurteilen. Was zeichnet die aktuelle Mannschaft gegenüber den vorherigen Teams aus?

Im Viertelfinale des LOTTO-Pokals trifft Schöttke Ende März mit HR auf Jaques Rodrigues de Oliveira (re.) und den SV Rugenbergen. Foto: KBS-Picture.de

Schöttke: Zumindest im Vergleich zur Mannschaft aus der vergangenen Saison kann ich sagen, dass die Mannschaft jetzt mehr zusammenhält. Da gab es in der letzten Serie noch Schwierigkeiten innerhalb des Teams. Ich glaube, dass das einer der Hauptgründe ist, warum es bei uns so gut läuft. Wir stehen einfach eng zusammen. Situationen wie im letzten Jahr (es gab Spieler, die sich gegen Trainer Heiko Barthel stellten, Anm. d. Red.) gibt es nicht.

Welchen Anteil hat Heiko Barthel als Trainer an der positiven Entwicklung? Es gab ja auch Zeiten, da war er nicht ganz unumstritten...

Schöttke: Er trägt auf jeden Fall auch einen großen Teil dazu bei und hat seinen positiven Einflüsse auf die Mannschaft. Klar: Man ist nicht immer einer Meinung mit dem Trainer, aber das ist im Fußball normal. Das gehört dazu.

In der Tabelle steht ihr in Schlagdistanz zum Zweiten derzeit auf dem dritten Platz. Wie realistisch ist es, dass ihr nochmal ganz oben angreift?

Schöttke: TuRa Harksheide als Tabellenzweiten noch einzuholen – das sollte auf jeden Fall unser Ziel sein. Ich glaube, dass das von unserem Team und unserem Potenzial her auch realistisch ist. Der HEBC ist meiner Meinung nach als Mannschaft im Vergleich mit uns insgesamt zu reif, als dass die sich noch so viele Punkte nehmen lassen, dass wir an ihnen vorbeikommen. Ich glaube nicht, dass wir da noch hinkommen. Wir müssen aber auch nach hinten gucken und aufpassen. Der ETV liegt auch nur drei Punkte hinter uns. 

Gehen wir mal davon aus, dass ihr in der Landesliga Hammonia bleibt. Welche Perspektive hat die Mannschaft dann in der kommenden Saison? Seid ihr dann Top-Favorit auf den Aufstieg?

Schöttke: Das ist eine Frage, die man zum jetzigen Zeitpunkt meiner Meinung nach schwer beantworten kann. Natürlich haben wir die Hoffnung, dass wir wieder ganz oben mitspielen, aber das wird auch davon abhängig sein, wie die Situation dann ist und welche Vereine mitmischen.

Unabhängig von der Meisterschaft habt ihr noch die Gelegenheit, ins Pokalfinale einzuziehen. Wie hoch ist die Chance aufs Weiterkommen gegen den SV Rugenbergen im Viertelfinale?

In der laufenden Saison traf der 28-Jährige (li.) bereits zehn Mal ins Schwarze. Foto: KBS-Picture.de

Schöttke: Wenn man sich das so anguckt, würde ich sagen: Das ist definitiv eine lösbare Aufgabe. Es ist von der Tagesform abhängig, wer da am Ende weiterkommt. Das Gute ist, dass wir noch drei oder vier Spieler im Kader haben, die in der Saison, in der wir abgestiegen sind und im Pokalfinale standen, Wir wissen, was alles passieren kann. Wenn man das im Hinterkopf hat, dann müssen wir, die damals schon dabei waren, der Mannschaft genau das beibringen und ihr das Gefühl zeigen: Nämlich, dass wir alle dafür kämpfen müssen, es nochmal zu schaffen.

Du sprichst es schon an: Du bist inzwischen ein Führungsspieler, der von den Jüngeren gehört wird. Wie bewertest du deine Rolle im Team? Liegt sie dir?

Schöttke: Jein. Ich bin nicht der Typ, der jetzt die mega Ansprachen hält. Ich bin eher derjenige, der den Spielern im Gespräch untereinander Tipps gibt. Auch dadurch können die jüngeren Spieler lernen.

Du bist jetzt 28 Jahre alt und spielst – wie erwähnt – eine gute Saison. In wie weit lockt da die Oberliga nochmal?

Schöttke: Klar wäre es schön, nochmal in der Oberliga zu spielen – am liebsten natürlich mit HR. Ich habe auch für die kommende Saison hier zugesagt. Im Moment ist es einfach nicht absehbar, dass ich den Club verlassen müsste. Hier hat man einfach eine gewisse Anerkennung, die einen freut. Ich brauche nicht bloß wegen einer anderen Liga den Verein zu wechseln. Wenn ich irgendwann mal noch älter bin und die Situation so ist, dann müsste man überlegen. Aber bisher ist dahingehend nichts in Planung.

Interview: Jan Knötzsch