Wunder werden wahr: Mit einer Brise Edeling zum Heimsieg

Altona holt beim 3:1 gegen Egestorf erste drei Zähler an der „AJK“

01. Mai 2018, 20:41 Uhr

Torschützen in die Mitte genommen: Die AFC-Spieler um Jan-Ove Edeling und Nick Brisevac feiern ihren Sieg. Foto: Genat

Einen Versuch war es wert: Kurz, bevor die Regionalliga Nord-Partie von Altona 93 gegen den 1. FC Germania Egerstorf/Langreder angepfiffen wurde, ließ Stadionsprecher Peter Helmcke ein Lied der allseits bekannten Band „Die Toten Hosen“ durch die Lautsprecher erklingen. Der Titel: „Wir werden siegen“. Ein ganz klarer Fingerzeig in Richtung der AFC-Kicker, denen eben dies – ein Sieg nämlich – in der laufenden Saison auf dem Rasen der heimischen Adolf-Jäger-Kampfbahn noch nicht gelungen war. Etwas mehr als 90 Minuten später war klar: Auch der Altonaer Fußball-Club von 1893 kann noch daheim siegen. Vor 442 Zuschauern bezwang der AFC seinen Kontrahenten mit 3:1.

„Das war der erste Sieg seit 1893“, scherzte Altonas Pressesprecher Andy Sude kurz vor dem Beginn der Pressekonferenz nach dem Match und Coach Berkan Algan war froh: „Eigentlich ist es ja schön, in Guinessbuch der Rekorde zu stehen, aber dann bitte nicht in dem Kontext, dass man eine Saison kein Heimspiel gewinnt...“ Das Schicksal dieses fragwürdigen Eintrags in besagtes Schriftwerk bleibt dem AFC nun erspart. Und: Zwischen 1893 und dem heutigen Tag gab es freilich doch auch noch andere Heimsiege des AFC. Und die Aufklärung, wann der letzte davon war, brachte ausgerechnet der Mann, der mit dem Treffer zum 2:1-Zwischenstand endgültig die berühmten Weichen zum Erfolg stellte: „Wir haben in der Vorbereitung mal hier gegen Dassendorf gewonnen. Ansonsten muss ich leider zugeben, dass das vor meiner Zeit war...“, sagte Jan-Ove Edeling nach dem Abpfiff im Nieselregen auf dem Rasen der „AJK“ mit einem zufriedenen Lächeln. Stimmt! Es war ein 3:0-Erfolg am 22. August 2017!

Algan erleichtert: „Dieser Sieg ist Balsam für die Seele“

Per Elfmeter traf Nick Brisevac (re.) zum Endstand. Foto: Genat

„Es ist eine Erlösung für uns, dass wir endlich mal wieder zuhause gewonnen haben. Das musste mal sein. Es ist ein Sieg, der verdient ist“, befand Edeling, der den AFC nach dem Ende der laufenden Saison in Richtung SV Drochtersen/Assel verlassen wird. Eine Einschätzung, mit der er nicht daneben lag. Denn: Gegen die Gäste, für die es in der Tabelle „nur noch um die goldene Ananas geht“ (O-Ton Trainer Jan Zimmermann), hatte der AFC zunächst die erste größere Möglichkeit: Germania-Keeper Markus Straten-Wolf konnte einen Freistoß von Niklas Siebert nicht festhalten (5.), dann hatte Altona Glück, dass Elizier Correia Cá eine Flanke der Gäste nicht ins eigene Tor beförderte (16.) und Keeper Tobias Grubba beim Kopfball von Torben Engelking mit einer Glanzparade klärte (25.). Für den AFC vergab anschließend Marco Schultz (32.), drei Minuten zuvor forderte der AFC-Anhang nach einem Foul an Nick Bisevac einen Elfmeter, aber der Pfiff blieb aus.

Stattdessen lag der Ball dann auf der anderen Seite erstmal im Netz: Acht Minuten vor dem Seitenwechsel zog Björn Lindemann aus 25 Metern ab und die Kugel schlug hinter Grubba ein – 0:1. Noch vor der Pause hätte Schultz nach einem tollen Zuspiel von Edeling den Vorsprung egalisieren können, doch er ließ sich zu weit abdrängen (42.). Sollte also alles den gleichen Lauf der Dinge nehmen, wie in bisher jedem Heimspiel in dieser Saison? Nein, mitnichten! Drei Minuten nach Wiederbeginn zog Schultz ab, der Schuss saß – 1:1. Danach dauerte es bis zur 62. Minute, ehe der Ball über Schultz zu Edeling kam und dieser das 2:1 erzielte. Nachdem Schultz in der 66. Minute an Keeper Straten-Wolf scheiterte, setzte Brisevac mit einem Elfmeter – Schultz war in der Box gelegt worden – noch einen drauf und sorgte für den 3:1-Endstand.

Edeling: „Ich hatte direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit das Gefühl, dass heute was geht“

AFC-Angreifer Marco Schultz (re.) zeichnete für das zwischenzeitliche 1:1 verantwortlich. Foto: Genat

„Ich hatte direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit das Gefühl, dass heute was geht. Wir waren gut drin und haben gut gespielt“, hatte Jan-Ove Edeling in Sachen „erster Heimerfolg der Saison“ bereits vor seinem Treffer, der den Weg dorthin ebnete, ein gutes Gefühl. Aber was bringt dieser Sieg im Abstiegskampf noch, wo der AFC doch relativ abgeschlagen weiterhin die „rote Laterne“ inne hat? „Wir können nichts weiter machen, als punkten. Damit haben wir heute angefangen. Damit wollen wir weitermachen. Und dann gucken wir, was dabei rauskommt...“, erklärte Edeling, während Gästetrainer Jan Zimmermann befand: „Altona hat sich in der zweiten Halbzeit mit Leidenschaft und Mut diesen Sieg erarbeitet und erkämpft. Bei uns ist die Luft raus. Wir sind eine Mannschaft, die nur funktioniert, wenn sie Spannung hat und 100 Prozent auf den Platz bringt.“

Genau das aber taten die „Zimmermänner“ nicht, so dass ihr Übungsleiter feststellte: „Der Sieg für Altona ist verdient. Auch, wenn wir enttäuscht sind, kann ich den Jungs das Ganze nicht groß übel nehmen. Wir hatten viele Sperren und Ausfälle und sind so nicht ans Limit gekommen.“ Berkan Algan hatte derweil vor, sich kurz zu fassen: „Ich will nur einen Satz sagen: Ich freue mich, dass wir gewonnen haben“, konstatierte der AFC-Coach, um dann doch noch mehr Worte nachzuschieben: „Darauf haben wir viel zu lange gewartet. Ein großes Dankeschön an die Fans, die immer hinter uns gestanden haben. Dieser Erfolg ist Balsam auf die Seele für die knappen und unglücklichen, aber auch für die der oder vier nicht so guten Spiele. Jetzt müssen wir den Sieg abhaken. Am Donnerstag wartet das nächste Spiel.“ Dann ist der VfB Lübeck an der „AJK“ zu Gast (Anstoß: 19 Uhr).


Jan Knötzsch

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