Corona-Krise

„Wir werden die Verordnung anpassen, es wird Erleichterungen für den Amateursport geben“

22. August 2020, 16:33 Uhr

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (li.) mit HFV-Präsident Dirk Fischer. Foto: Porsch

Er kam zur zweiten Halbzeit – und war auf der Anlage an der Hagenbeckstraße beim LOTTO-Pokalfinale zwischen dem FC Eintracht Norderstedt und dem TSV Sasel direkt so gefragt, dass er den Treffer des Regionalligoisten zum zwischenzeitlichen 3:1 gar nicht live und in Farbe mitbekam. Die Rede ist von Peter Tschentscher, der sich nach einem Gespräch mit Carl-Edgar Jarchow, dem Vizepräsidenten des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV), Zeit nahm, um sich unseren Fragen zu stellen. Der Bürgermeister der Hansestadt sprach mit uns über...

Tschentscher stand uns im Gespräch Rede und Antwort. Foto: Porsch

...seinen Besuch beim Pokalfinale: „Das ist das erste Mal seit langem, dass ich wieder live bei einem Fußball-Spiel bin. Natürlich ist das jetzt ein Spiel mit ganz wenigen Zuschauern, aber Fußball ist live etwas ganz anderes, als wenn man es im Fernsehen sieht.“

...die Rahmenbedingungen beim Finale: „Es ist gut organisiert. Es sind aber auch nur wenige Gäste zugelassen, Alle tragen Masken auf den Wegen zu ihren Plätzen. Auf den Plätzen gibt es die Möglichkeit, die Masken abzunehmen. Das kann ein Vorbild dafür sein, wenn wir wieder an Veranstaltungen in ähnlicher Größe denken. Die Zu- und Abwegungen müssen gut organisiert sein. Bei den Wegen im Stadion sind Masken zu tragen, auf den Plätzen kann man sie dann abnehmen.“

...die Frage, wann es im Amateurfußball weitergeht: „Momentan kämpfen wir noch mit den Reiserückkehrer-Infektionen – das ist ein großes Problem, aber wir haben da auch schlechte Regelungen in Deutschland. Wenn wir das im Griff haben und die Regelungen verbessert haben, dann dürften wir keine zweite Welle bekommen. Dann könnten wir uns an anderen Stellen weiter vorwagen. Wichtig ist, dass es nicht nur um den Fußball geht, sondern auch die Wege zum Stadion, im Stadion und um die Rückwege. Oder die Wege in den Pausen – zum Wurststand oder zur Toilette. Es geht nicht nur um das Spiel, sondern auch um die Rahmenbedingungen.“

Tschentscher (re.) im Gespräch mit HFV-Vizepräsident Carl-Edgar Jarchow. Foto: Porsch

...den Unmut im Amateurfußball: „Ich kann den Unmut sehr gut verstehen, weil alle genervt sind. Aber es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Corona-Pandemie wieder zuschlägt, Wir hatten auch Todesfälle in Deutschland. Wir müssen eine zweite Welle, die zu einem vollständigen Lockdown führt, verhinden. Alle sind genervt, aber es ist nötig. Wir müssen uns vortasten und die Infektions-Dynamik in Schach halten.“

...den Ansatz, vielleicht zunächst Spiele ohne Zuschauer auszutragen: „Wir werden in Hamburg voraussichtlich als nächstes Lockerungen erlassen, die das Training wieder ermöglichen. Wir gucken mit einem Auge auf die Gesamtentwicklung. Es ist so: Die Infektionen müssen niedrig bleiben. Wenn das nicht gelingt, trifft es alle Bereiche. Wir wollen keine Rückschritte riskieren. Wir wollen in Stabilität bleiben und kontrolliert Lockerungen einleiten.“

...den Zeitpunkt, wann es Lockerungen gibt: „Wir werden zum September beziehungsweise Oktober die Verordnung anpassen, es wird Erleichterungen für den Amateursport geben. Aber dann müssen wir zwei, drei oder vier Wochen auf das Infektionsszenario achten. Die Reiserückkehrer haben mehr Infektionen nach Hamburg getragen, die dürfen nicht zu neuen Infektionsketten führen.“

...die Tatsache, dass in anderen Bundesländern schon normal gespielt wird: „Wir werden das angleichen. Es ist so, dass in anderen Ländern Regeln gelten, die ich nicht für sinnvoll halte. Ich hoffe, das wird in den nächsten Wochen verbnessert. Wir haben eine Riskikosituation. In Hamburg ist die Lage stabil, in Deutschland nicht.“