Titz 2.0? Weiß: „Meine Philosophie unterscheidet sich nicht sehr von Christians“

Der neue HSV II-Trainer im Porträt

21. März 2018, 09:55 Uhr

Seit etwas mehr als einer Woche in seinem neuem Amt: HSV II-Trainer Steffen Weiß. Foto: KBS-Picture.de

Seit etwas mehr als einer Woche ist Steffen Weiß Trainer der U21 des Hamburger SV. Am 12. März, dem Tag, an dem die „Rothosen“ mit Christian Titz den bisherigen Coach der Regionalliga Nord-Equipe zum Bundesliga-Cheftrainer ernannten, zog der HSV Weiß aus der U16 hoch. Doch wer ist der 29-Jährige, dessen Premiere auf der Bank am Wochenende mit dem 1:1 im Derby gegen den FC St. Pauli II nicht unbedingt auf ganzer Linie glückte. Die Parallelen zu seinem Vorgänger sind unverkennbar vorhanden. Wir haben uns mit Weiß, seinem Werdegang und seinem Debüt als HSV II-Übungsleiter beschäftigt. 

Das saß er nun also und spulte auch diesen letzten Programmpunkt des Tages so ab, als sei das für ihn alles nichts Neues. Zumindest aber keine Dinge, die ihn aus dem Konzept bringen könnten. „Ich duze euch in der Runde einfach mal“, sagte Steffen Weiß locker zu den Journalisten, die im Presseraum des Edmund- Plambeck-Stadions vor ihm saßen und denen er Rede und Antwort über die vorherigen Tage stand. Es waren turbulente Tage für den Mann mit den rot-blonden Haaren. „Eigentlich“, so berichtete Weiß, „wollte ich montags nach Berlin, um dort bei den Füchsen Berlin und bei ALBA Berlin zu hospitieren und zu schauen, was man vom Hand- und vom Basketball trainingsdidaktisch und – methodisch auf den Fußball transferieren kann.“ Doch daraus wurde nichts. „Am Sonntagabend kam ein Anruf von Bernhard, dass ich doch bitte lieber in Hamburg bleiben solle“, erzählte Weiß.

„Ich habe gesagt: Klar, ich mache das!“

Das 1:1 bei seinem Debüt gegen St. Pauli II bereitete Weiß in einigen Punkten Kopfzerbrechen. Foto: KBS-Picture.de

Bernhard – das ist kein geringerer als Bernhard Peters, der „Direktor Sport“ des HSV. Der frühere Hockey-Bundestrainer, war es auch, der Weiß vor eindreiviertel Jahren zum HSV holte. Damals war der Neu-Coach der U21 noch Trainer der U14 beim Halleschen FC. Peters besuchte Weiß in der sachsen-anhaltinischen Stadt, schaute sich dessen Arbeit an, sprach mit dem heute 29-Jährigen – und am Ende stand der Entschluss von Weiß, es im Nachwuchs des Bundesliga-Dinos zu versuchen, fest. „Nach dem Anruf von Sonntag haben die Gespräche dann am Montag eine Fortsetzung gefunden, ich wurde gefragt, ob ich mir die Aufgabe bei der U21 vorstellen kann und ich habe gesagt: Klar, ich mache das“, so Weiß, der schon als 15-Jähriger parallel zur eigenen Spielerkarriere eine E-Jugendmannschaft trainierte.

Nach seiner eigenen Laufbahn als Aktiver beim SV Bad Fallingbostel und Germania Walsrode, die er mit 21 Jahren aufgrund eines dreifachen Bänderrisses frühzeitig beenden musste, folgten für Weiß Stationen als Coach bei Germania Walsrode II, dem FC Verden und dem SV Essel, ehe es nach Halle – dort war er Sportschultrainer des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt – und dann zum HSV ging, wo er Co-Trainer bei der U15 und der U16 war. Zudem ist Weiß, als dessen Assistent bei der HSV-„Zweiten“ Andreas Schumacher fungiert, der zuletzt Individualtrainer beim VfB Stuttgart war, Autor des Portals „Coaching Zone“. Der Inhaber dieses Portals für Trainingslehre und Spielkultur? Kein geringerer als Christian Titz, Weiß' U21-Vorgänger.

Bei der Premiere am vergangenen Samstag war „iniges völlig anders“

Andreas Schumacher (li.) unterstützt als Co-Trainer den neuen HSV II-Coach. Foto: KBS-Picture

„Christian und ich haben, seit ich beim HSV bin, schon immer einen engen Austausch“, berichtet Weiß. Vor allem natürlich in der vergangenen Woche. „Wir saßen donnerstags zusammen, am Mittwoch und am Freitag haben wir telefoniert. Wir sehen uns auch auf dem Platz. Die U21 und die Profis trainieren nebeneinander. Da kommt Christian auch schon mal rüber“, erläutert Weiß, der entsprechend der engen Zusammenarbeit sagt: „Meine Spielphilosophie unterscheidet sich nicht sehr von der Christians: Wir wollen immer den Ball haben, eine hohe Dominanz besitzen, den Gegner bewegen und so Schnittstellen und Räume freizuspielen, um vorne zuzustechen.“ Nur „einige Nuancen“, so Weiß, habe er für das Spiel gegen St. Pauli II verändert. Zum Sieg reichte es nicht.

„Wir konnten unser berühmtes Ballbesitz-Spiel mit einem hohem Torwart aufziehen, wollten aber die Innenverteidiger im Spielaufbau enger haben – das hat im ersten Durchgang nicht sein sollen. Wir hatten nicht die Breite im Spiel, um die Außenverteidiger zu binden“, analysierte der 29-Jährige direkt nach dem Spiel von Samstag, dass für Weiß, der an der Hochschule für Gesundheit, Sport, Kunst und Technik studierte und laut „Hamburger Abendblatt“ gerade seinen Bachelor für Sport- und Angewandte Trainingswissenschaft anstrebt, in einigen Punkten „völlig anders war“, wie er sagt.

„Bei der U16 habe ich das Aufwärmen selbst gemacht, auch die Vorbereitung. Bei der U21 hat mich Manni Zielsdorf (der Zeugwart des Teams, Anm. d. Red.) von allem weggeschickt. Ich dufte keine Sachen mehr tragen – das ist eine neue Situation. Von der Besprechung her hat sich das zur U16 nicht groß unterschieden. Bei der U21 ist es natürlich ein bisschen taktischer“, verdeutlicht Weiß und ergänzt: „Von der Ansprache her mache ich es ein bisschen anders als Christian, der sehr viel mit der Taktiktafel macht: Visueller mit mehr Präsentationen und dem Zeigen von Spiel- und Trainingssequenzen.“ Ein kleiner Unterschied – doch in Sachen Erfolg will sich Weiß natürlich gerne dort einordnen, wo es sein Vorgänger mit dem HSV II als Tabellenführer tat...

Jan Knötzsch 

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