Oberliga

Thomas: „Das Ende sorgt für einen kleinen Riss in all den Trophäen!“

05. Mai 2020, 10:53 Uhr

Nach fünf Jahren, vier Meisterschaften und zwei Pokalsiegen mit der TuS Dassendorf wird Finn Thomas im Sommer zum SVCN wechseln. Foto: Bode

„Ich bin noch nicht fertig!“ Eine klare Ansage, der Finn-Lasse Thomas spätestens in der nächsten Saison wieder Taten folgen lassen will. Und das dann nicht mehr im Dress der TuS Dassendorf, sondern in den Vereinsfarben des SV Curslack-Neuengamme. Dabei gesteht Thomas ganz offen: „Ich hätte nie gedacht, dass ich Dassendorf nochmal verlassen werde. Hier wollte ich meine Karriere beenden.“ Er nehme die Entscheidung des Clubs zwar so hin, „aber gewisse Dinge hätten besser und professioneller ablaufen können“, sagt er – und verrät, dass er im ersten Moment gar nicht wusste, „ob ich traurig, wütend oder enttäuscht sein sollte“. Letzten Endes habe er sich aber frei von jeglichen Gefühlsregungen gemacht, „weil es so, wie es zuletzt ablief, kein großer Verlust ist. Vielmehr freue ich mich jetzt auf die neue Aufgabe.“

Amando Aust (li.) kam damals über Finn Thomas zur TuS. Foto: Bode

Den 28. Juli 2018 wird Finn-Lasse Thomas am liebsten aus seinem ganz persönlichen Kalender streichen wollen. Im Spiel gegen den Wedeler TSV verletzte sich Thomas so schwer, dass er sich nicht nur das Kreuzband riss, sondern einen Totalschaden im Knie zuzog. 14 Monate lang kämpfte er sich mit eisernem Willen zurück, ehe er am 6. September 2019 im Gastspiel beim TuS Osdorf (3:1) sein Kurzzeit-Comeback feiern durfte. „Ich wäre schon früher bereit gewesen“, erinnert sich Thomas – und meint: „Mir wurde es auf dem Weg zurück nie leicht gemacht…“ Dennoch spricht er rückblickend von einem „unbeschreiblichen Gefühl“, nach so langer Leidenszeit in einem Pflichtspiel wieder auf dem Platz gestanden zu haben.

"Es war eine mega Zeit"

Jahrelang konnte die Konkurrenz Thomas (li.) und seiner TuS "das Wasser nicht reichen". Foto: Bode

Und obwohl die TuS im Winter auf Thomas‘ Position Max Rosseburg vom Meiendorfer SV loseiste, war es der 32-Jährige, der in den Wochen vor der Corona-Pause plötzlich wieder zum festen Stamm zählte. Zwei nicht ganz so unwichtige direkte Vorlagen zu Toren in den letzten drei Partien machten Thomas wieder zu einem festen Anker im Dassendorfer Spiel. Kein Wunder, dass ihn die nun herrschende unfreiwillige Pause besonders hart trifft. „Natürlich ist das unschön. Ich habe mich zurückgekämpft, gespielt und war gerade wieder so richtig im Saft.“ Doch nun ist er erneut zum Zuschauen verdammt. Die Unterbrechung nutzte der gebürtige Henstedt-Ulzburger jedoch, um Klarheit über seine Zukunft zu schaffen. Denn nach vier errungenen Meisterschaften und zwei Pokalsiegen wird er die TuS Dassendorf im Sommer verlassen. „Es war eine mega Zeit!“, schwärmt der ehemalige Lübecker vom Hamburger Serienmeister – und blickt auf die Anfänge zurück: „In den damaligen Gesprächen wurde mir deutlich aufgezeigt, dass man mich unbedingt haben will. Ich habe mir gesagt, dass ich meine Knochen so lange hinhalten werde, wie es geht – und zwar für Dassendorf.“

"Wir haben diese Aura mit allem Gegenwind verteidigt"

Gegen Hamm United (4:0) feierte Thomas (re.) seine Heimpremiere nach 14-monatiger Verletzungspause. Foto: Bode

Nun aber das Aus am Wendelweg. „Dassendorf hat sich über all die Jahre eine gewisse Aura erarbeitet – die wird immer bleiben, ist gerade aber so ein bisschen am Bröckeln“, spricht er auf die Abschiede einiger anderer verdienter Spieler wie Marcel von Walsleben-Schied oder auch Pascal Nägele an. „Wir haben immer zusammengehalten und diese Aura mit allem Gegenwind von gegnerischen Mannschaften oder Fans verteidigt.“ Ihm blute „ein Stück weit das Herz“, so Thomas, „da man es auf eine schönere Art und Weise hätte klären können“, beklagt er auch die in einigen Punkten „fehlende Kommunikation“. Er wolle ehrlich in den Spiegel schauen können, sagt Thomas, der mit dem Kapitel Dassendorf im Sommer nach fünf Jahren abschließend wird. „Das Ende sorgt für einen kleinen Riss in all den Trophäen!“

"Das habe ich zuletzt in Dassendorf vermisst"

Im vergangenen Jahr gewann Thomas (li.) mit der TuS Dassendorf den Pokal im Finale gegen Norderstedt. Foto: Bode

Stattdessen will er beim SVCN noch einmal allen beweisen, dass er mit seinen 32 Jahren längst noch nicht zum alten Eisen gehört. „Mein Bauchgefühl hat mir einfach gesagt: Mach das.“ Er habe „viele gute Angebote abgesagt“, erzählt Thomas, „darunter auch welche als Trainer oder Co-Trainer. Aber ich fühle mich noch nicht so weit, sondern habe mir selbst noch etwas zu bewiesen!“ Nicht nur mit seiner Person wurde am Gramkowweg „Erfahrung dazu geholt“. Auch mit Thomas‘ aktuellem und künftigem Teamkollegen Marcel von Walsleben-Schied sowie mit „Buddy“ Corvin Behrens wurden Akteure, die bereits höherklassig aktiv waren, verpflichtet. „Ich habe gesagt: Wenn gewisse Spieler kommen, dann komme ich auch. Dazu stehe ich.“ Dass dem so ist, zeige „eine unglaublich große Wertschätzung. Auch menschlich. Das habe ich zuletzt in Dassendorf vermisst – dieses Feingefühl. Bei Curslack hat man sich sehr um mich bemüht.“

"Wir wollen ehrlichen Sport abliefern"

Vier Meisterschaften in fünf Jahren: Finn Thomas (2. v. re.) und die TuS marschierten unaufhaltsam von Titel zu Titel. Foto: Bode

Und wie sieht es mit den Zielen aus? Eines steht fest: „Ich komme nicht, um irgendwo im Mittelfeld mitzuspielen! Das bin ich nicht – und habe ich auch noch nie gemacht.“ So viele Rote Karten könne er gar nicht sammeln, scherzt „Aggressive Leader“ Thomas. „Wir haben jetzt einen guten Mix in der Mannschaft aus erfahrenen Leuten und jungen Spielern, die sich den Arsch aufreißen werden. Wir wollen eine gute Rolle spielen, so dass alle in Curslack und Umgebung sagen: ‚Wow, das ist ansehnlicher und erfolgreicher Fußball, mit dem wir uns identifizieren und worauf wir stolz sein können.‘“ Man wolle „Vollgas geben, ehrlichen Sport abliefern und einen langen Atem haben“, so Thomas abschließend.

Autor: Dennis Kormanjos