Oberliga

Sportgerichtsurteil ad absurdum geführt? AFC geht gegen Umwertung vor!

07. Oktober 2023, 02:41 Uhr

Andreas Bergmann und sein Altonaer Fussball-Club werden das Sportgerichtsurteil des HFV nicht akzeptieren und so stehen lassen. Foto: Bode

Nur wenige Stunden vor dem Anpfiff machte das Sportgerichtsurteil des Hamburger Fußball-Verbandes gegen die Wertung des Spiels zwischen dem FC Türkiye und Altona 93 die Runde. Der 3:0-Sieg des AFC auf gegnerischem Geläuf wurde in einen 3:0-Erfolg für die Wilhelmsburger umgewertet (HIER mehr dazu). Der Grund: Altona soll bei etlichen Spielern, die im offiziellen Spielbericht verschlüsselt waren, den Nachweis der Sozialversicherung noch nicht erbracht haben, dass alle Spieler ordnungsgemäß und fristgerecht angemeldet worden sind. Die Unterlagen sollen dem Vernehmen nach zwar gerade noch fristgerecht eingereicht, aber aufgrund des Brückentages am Montag vom Hamburger Fußball-Verband nicht rechtzeitig bearbeitet worden sein.

Mit hochrotem Kopf kündigte Sportchef Mato Mitrovic am Rande des Gastspiels beim ETSV Hamburg unmissverständlich an, dass Altona 93 das Urteil keineswegs hinnehmen werden. Zu viele Ungereimtheiten und Unklarheiten lassen das Sportgerichtsurteil des HFV in einem seltsamen Licht erscheinen. Aber der Reihe nach. Unseren Informationen zu Folge hat Altonas Teammanager Malte Hintze die notwendigen Unterlagen gerade noch fristgerecht am späten Freitagnachmittag beim Verband eingereicht. Wirft man allerdings einen Blick auf die Öffnungszeiten der HFV-Geschäftsstelle, so ist diese am Freitag lediglich bis 12 Uhr und dann erst wieder am Montag um 9 Uhr geöffnet und am Wochenende geschlossen. So weit, so gut – und vor allem für einen Funktionär auf dieser Ebene bekannt.

HFV-Rückmeldung bleibt aus: AFC setzt Spieler ein

Altonas Sportchef Mato Mitrovic findet zu dem Sportgerichtsurteil des Verbandes uns gegenüber deutliche Worte und kündigte bereits an, dagegen vorgehen zu werden. Foto: noveski.com

Problem: Der Montag wurde scheinbar auch beim HFV als Brückentag aufgrund des Feiertages am 03. Oktober in Anspruch genommen. An eben jenem Tag stand das Altonaer Gastspiel beim FC Türkiye an. Bis zu diesem Zeitpunkt erhielten die AFC-Verantwortlichen noch keinerlei Rückmeldung über die Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen, sondern sahen lediglich, dass – bis auf fünf Ausnahmen – sämtliche Akteure offenbar nicht auswählbar und gesperrt waren. Hätte der Club von der Adolf-Jäger-Kampfbahn rechtzeitig Bescheid bekommen, hätte man diverse Spieler gar nicht eingesetzt, betont Mitrovic. Was die ganze Sache noch kurioser und unrunder macht: In der Urteilsbegründung ist von drei „nicht spielberechtigten Spielern“ die Rede.

"Wir werden dagegen natürlich Einspruch einlegen"

Heißt das, dass alle anderen eingereichten Unterlagen vollständig waren und abgenickt worden sind – mit Ausnahme von eben jenen drei Akteuren? Bedeutet das im Umkehrschluss, dass es in diesen Dokumenten einen Formfehler gegeben haben muss? Oder steckt noch mehr dahinter? „Ich stecke da natürlich nicht im Detail drin, sondern weiß nur, dass bis zum 01.10. etwas abgegeben werden musste. Und das ist auch geschehen“, rätselte Trainer Andreas Bergmann über die Beweggründe des Urteils. „Und ich weiß auch nicht, ob die Unterlagen aufgrund des Brückentages vielleicht zu spät bearbeitet worden sind. Aber wir haben zu jedem Zeitpunkt alles offengelegt und abgegeben – so wie es sein muss. Das wurde auch dokumentiert. Deshalb war zu keinem Zeitpunkt ein Spieler nicht spielberechtigt und deswegen werden wir dagegen natürlich Einspruch einlegen!“

"Wenn man das eher macht, kommt man gar nicht erst in so einen Engpass"

Man habe "nichts falsch gemacht", betont Andreas Bergmann - und willl sich von seinem Weg beim AFC nicht abbringen lassen. Foto: noveski.com

Zu spät bearbeitet aufgrund des Brückentages oder zu spät eingereicht trotz reichlich Vorlaufzeit? „Wenn man das eher macht, dann kommt man gar nicht in so einen Engpass rein. Das finde ich selbst ein bisschen schade“, macht Bergmann keinen Hehl daraus, dass die Dokumente viel früher beim Verband und mit deutlich mehr Bearbeitungszeit hätten eintreffen sollen. „Aber so ist das manchmal. Und es war trotzdem noch innerhalb der Frist. Ich habe den Jungs auch heute vor dem Spiel gesagt: Gegen diese Widerstände müssen wir angehen und wir lassen uns nicht von unserem Weg abbringen! Aber natürlich ist es für uns sportlich schade, dass wir jetzt so ein bisschen in der Luft hängen.“

Am Dienstag gesperrt, am Freitag plötzlich wieder frei

Was die ganze Sache nun aber völlig ad absurdum führt: Die drei der Redaktion namentlich bekannten Spieler, die aufgrund des vermeintlichen Formfehlers am Dienstag nicht spielberechtig und demnach gesperrt waren, durften am Freitagabend urplötzlich wieder auflaufen. Damit haben sich der Verband und das Sportgericht „selbst ins Bein geschossen“, ist sich Mitrovic sicher. Und auch Bergmann blickt bei dem ganzen Tohuwabohu nicht mehr durch: „Auf einmal sind die Spieler wieder frei. Deshalb hoffe ich, dass das alles aufgeklärt und dann auch gesehen wird, dass wir alles richtig gemacht haben.“

Und in der Tat stellt sich die alles entscheidende Frage: Wie können die Spieler, die am Dienstag offenbar „nicht spielberechtigt“ waren, am Freitagabend auf einmal wieder auf dem Platz stehen – ohne dass der AFC in der Zwischenzeit tätig geworden ist? Hat sich der Verband tatsächlich mit einem verfrühten Urteil selbst ans Bein gepinkelt? Sind die Unterlagen auf einmal doch vollständig und korrekt? Dann ist das letzte Wort noch nicht gesprochen…

Autor: Dennis Kormanjos